Marsden Cove New Zealand

Von Neuseeland über Minerva nach Fidschi

Der Wind bläst kräftig durch die Marsden Cove Marina, Gewitterschauer ziehen vorbei, aber wir haben gerade in Neuseeland ausklariert, ab gehts nach Fiji.

Marsden Cove Marina NZ
Marsden Cove Marina, der Himmel klart wieder auf, es wird Zeit zu gehen
Tschüss Neuseeland, jetzt wird es Ernst!

So haben wir beide etwas weiche Knie, ich dazu leicht Kopfweh und Reto hat ein flaues Gefühl im Magen und das schon vor der Abfahrt (ich hab natürlich Appetit wie immer…).

Aber wir warten einfach ab, bis das schlimmste des Tiefs vorüber ist und kurz nach dem Mittag helfen uns Lydia und Hannes beim Ablegen.

Draussen im Fluss segeln wir ein paar Meter ruhig mit der Genua und schwupps sind Wind und Strom und bald auch Welle bis zum Bream Head ganz schön gegen uns.
Wir werden gleich mal ordentlich eingesalzen und durchgeschüttelt, nun ist auch bei mir das flaue Gefühl im Magen da.

Ums Eck rum raus ins offene Meer wird es ruhig, der Wind und eine kleine Welle kommen von hinten, wir geniessen den Nachmittag und machen letzte Kommunikation, der Telefonempfang reicht noch weit ins Meer hinaus.

Den Versuch das grössere Vorsegel zu setzen, geben wir übereinstimmend schnell wieder auf, 8-10 Knoten Speed ist uns dann doch zu schnell für den Anfang. Immerhin sind wir ja seit letzten Herbst nicht mehr gesegelt.
Als dann mit Abstand von der Küste die Wellen höher werden, spüren wir das auch deutlich. Es wird uns zwar zum Glück nicht schlecht, aber fit sind wir auch nicht gerade.

Fischen auf hoher See
Beim Ausbringen der Fischerleine, so richtig gemütlich ist es ja nicht…

Auf meinen Enthusiasmus hin, sofort die Angelleinen auszubringen meint Reto nur trocken „Was, du willst fischen? Na, die darfst du gerne selber reinholen…“ Grummel, ich sehe es nur ungern ein, aber bei dem Geschaukel und Gespritze kann ich mir auch grad nicht vorstellen, mit einem Fisch zu kämpfen.

Die nächsten beiden Tage werden die Wellen noch etwas ruppiger, auf unserer She San hüpfen Gegenstände rum, wie bisher selten.

Dann entdecke ich ein paar Tropfen Wasser am Boden, wo kommen die wohl her? Es schmeckt salzig, noch dazu. So ein Mist aber auch, das Polster vom Sofa ist nass, von der Notlucke kommt etwas, aber lange nicht so viel.

Während Reto die Verkleidung wegreisst und das Bücherregal demontiert, muss ich draussen reffen, ein Squall geht über uns drüber. Ich bin eigentlich auch ganz froh um die Ausrede, denn mein Magen verträgt es noch gar nicht, so lange im Schwimmer rumzusuchen.

Leckage an der Schraube der Notlucke
Leckage an der Schraube der Notlucke
Absaugung
Tapfer saugt Reto das Wasser ab, das hinter der Verkleidung immer noch steht, hmm, lecker!

Schon bald findet Reto eine Leckage, die wohl schon seit Anfang an da ist: eine verdeckte Schraube der Notlucke ist erstens lose und zweitens nicht gut abgedichtet. Trotz dem Notfallepoxi dass auch auf nass aushärtet rinnt weiterhin Salzwasser von irgendwoher.

Am Ende vermuten wir ein Leck im Ablauf vom Kühlschrank und stopfen erst mal einen Lumpen rein. Mal sehen, wir sind schon froh, solange es kein Riss im Schiff ist!

Nach 3 Tagen Geschaukel sind wir beide wieder eingewöhnt, dann nimmt auch der Wind ab. Auch wird es täglich wärmer, Alle 2-3 Tage kommt eine Decke weg. Bei der Abfahrt in NZ haben wir morgens noch 12 bis 15 Grad in der Stube und auch das Wasser hat gerade mal 15 Grad. Mit jedem Breitengrad in Richtung Norden steigt die Wassertemperatur um 0.5 bis 1 Grad an.

Sonnenuntergang
Schöne Stimmung auf hoher See

Die letzten 2 Tage vor Minerva wird das Meer flach und der Wind ist im An – und Abschaltmodus. Er wechselt zwischen 5 bis 12 Knoten zwar im 3-5 Minutentakt.
Wir dümpeln einen Moment lang mit 3-4 Knoten „flap, flap“ und im nächsten Moment rauscht es wieder und wir fräsen mit 8 Knoten dahin. Unglaublich! Was uns sehr freut ist, dass unser (doch recht beladenes) Schifferl mit nur 5-6 Knoten bei halbem Wind schon ganz ordentlich Fahrt aufnimmt 😉

Sensationell begleitet uns der Mond. Er leuchtet uns jeden Abend und erleichtert den regelmässigen Rundumblick.
Nach 4 Tagen ist er “voll” und da es weniger schaukelt und spritzt macht es auch wieder Spass den Sternenhimmel und Mond anzustarren.

Jetzt ist auch endlich Fischen angesagt und es geht gar nicht so lange und ein erster Mahi Mahi (Goldmakrele) hängt an der Angel.

Am Tag vor Minerva erfahren wir, dass in den kommenden Tagen der Einfluss eines Tiefs über Neuseeland das Wetter bis hier herauf stören wird. Wir entschliessen uns, demnach das Minerva Riff (Nord) nochmal anzulaufen und das dort auszusitzen.

In der Nacht übernehme ich die Wache und Reto sagt zu mir „und mach mir dann ja keinen auf “Tanda Malaika”! (siehe Blog von Huahine im Jul 17).

Wir bremsen ein wenig und fahren am Freitag, den 1. Juni morgens um 9.30 mit guter Sicht durch den Pass. 5 Jachten ankern bereits im Süden, aber da stärkere Winde aus Ost/Nordost erwartet werden stellen wir uns in die Nordostecke in die Nähe des Wracks.
Ankunft auf Minerva
Erste Etappe von knapp 6 Tagen und 832 Seemeilen geschafft…
Ankunft auf Minerva
…wir ankern im Minerva Riff

Im Laufe des Tages gesellen sich 10 andere Yachten zu uns, und zweit Tage später sind es bis zu 30! Was wir von den Ankömmlingen so hören zeigt uns, dass wir die richtige Entscheidung gefällt haben zu stoppen. Die meisten haben ein oder zwei schlaflose Nächte mit Windstärken bis über 35 Knoten erlebt.

Wir geniessen, dass wir in Ruhe hinter dem Riff liegen, bei Hochwasser schüttelt es etwas, aber sonst ist es recht angenehm. Um 9 Uhr abends fallen wir ins Bett.

Nach 9 Stunden Schlaf stehe ich um 6 Uhr voll ausgeschlafen auf, es ist mein Geburtstag, ich möchte unsere Eltern anrufen.

Unser Satellitentelefon, das wir eigentlich zur Kommunikation in Notsituationen gekauft haben hat schon bei den Textnachrichten wieder mal nicht zuverlässig funktioniert.

Jetzt müssen wir aber auch noch erfahren, dass auch das Telefonieren nicht super ist. Meine Eltern können mich fast nicht verstehen, wahrscheinlich ist grad eine Wolke vor dem Satelliten… Verärgert stellen wir fest, dass das Inmarsat wahrscheinlich nur bei Sonne und ohne Geschüttel funktioniert…Grummel!

Scheisswetter auf Minerva
An meinem Geburtstag scheint diesmal nicht die Sonne
Scheisswetter auf Minerva
…es schifft und stürmt den ganzen Tag…
Geburtagsfest mit Loupan
Zum Glück haben Ulla und Pelle es geschafft! Zu Mahi Mahi und türkischen Oliven geniessen wir eine feine Flasche Sekt
Chartplotter trackt Position
Der Track sagt alles – es ist nicht gerade ruhig auf Minerva (und unsere Kette ist am Ende um 2 Korallenköpfe gewickelt…)

Den ganzen Tag über stürmt und regnet es, ich backe Kuchen und bereite das Abendessen vor.

Am Nachmittag kommen unsere schwedischen Freunde Ulla und Pelle von der Loupan an, gerade rechtzeitig um ein wenig mit uns zu feiern.

Reto lässt unser Dinghy ins Wasser, um sie abzuholen. Dabei haut es das Dinghy umeinander, dass mir ganz Angst und Bang wird.

Zum Glück geht alles gut, ausser dass sie mehrere Salzwasserduschen abbekommen.

Einen Tag später kommen Hannes und Lydia von der Blue Lilly an, auch sie haben einen rechten Sturm da draussen erlebt.

Wir stellen uns gedanklich ein, die nächste Woche auf Minerva zu verbringen, ich überlege schon ob ich Bier braue, denn der Alkohol wird langsam knapp.

Am nächsten Morgen erfahren wir jedoch von 3 verschiedenen Seiten, dass für das folgende Wochenende ein unangenehmes Tief von Vanuatu nach Fiji ziehen soll, also doch weg hier, obwohl wenig Wind angesagt ist.

Diese Prognose trifft dann auch zu, wir müssen immer wieder den Motor zu Hilfe nehmen, da der Wind schlicht abstellt.

Und wieder mal strahlt die Verproviantierverantwortliche...
Und wieder mal strahlt die Verproviantierverantwortliche…
Abendrot im Pazifik
Sensationelles Abendrot, verheisst aber bekanntlich nicht gerade Wetterbesserung, oder?
Thunfisch
und dann noch 2 Thuna dazu, so ist es recht 😉

Immerhin haben wir Fischerglück mit einer weiteren 1.20 m grossen Goldmakrele und 2 kleinen Bonitos mit je 2.5 kg.

Die Goldmakrele ist diesmal allerdings hart erkämpft, als Reto sie an der Schwanzflosse packt springt sie ihm erst mal ins Gesicht und mir wird halb schlecht, weil ich nicht weiss ob das ganze Blut nun vom Fisch oder von meinem Liebsten kommt.

Nach der ersten Reinigung des Decks wird die gesprungene Lippe inspiziert, zum Glück ist es nur ein Riss, der hoffentlich in ein paar Tagen wieder verheilen sollte.

Nach gut 3 Tagen am Donnerstag Abend sind wir schon mitten in Fiji Gewässern und haben noch 30 Meilen bis Savusavu.

Der Wind stellt mal wieder ganz ab, wir lassen aber das Grosssegel stehen, es könnte ja wieder auffrischen. Mittlerweile sind 6 andere befreundete Yachten in unserer Nähe, zur Sicherheit haben wir den Radar laufen.

Kurz nach Beginn meiner Wache entdecke ich einen fetten Squall (Gewitterzelle) auf dem Radar und sehe, dass er sich uns nähert. “Ich glaube wir sollten besser das Gross runterholen” wecke ich Reto auf, der prompt aufsteht und sich die Rettungsweste überstreift. Ich fahre kaum in den Wind, er lässt das Segel runterfallen und in der gleichen Sekunde (ohne Witz!) springt der Wind von Null auf gut 20 Knoten, im nächsten Moment auf gut 30 Knoten und mehr. Es schüttet waagrecht, wir räumen schleunigst Segel, Schoten und Cockpit auf, bei jedem Mal Türe öffnen kommt ein ganzer Schwall Wasser in unsere Stube…

Zum Glück kommt der Wind “von hinten”, das heisst wir können erst Mal ohne Probleme die Insel Koro passieren. Als nach 2 Stunden immer noch gleich stark aus der gleichen Richtung bläst wird uns klar, dass das wohl mehr als ein einzelner Squall ist. Komplett ohne Segel fahren wir mit immer noch 6 Knoten in Richtung Savusavu, viel zu schnell um nicht mitten in der Nacht auf Land aufzuschlagen.

Dann kommt Reto die rettende Idee, nur mit Einschlagen des Ruders drehen wir bei, und so reduzieren wir auf 1.5 bis 2 Knoten Geschwindigkeit. Damit wäre erst mal Zeit geschunden. Nur sind hinter uns eben auch noch Bonnie, Blue Lilly, Loupan, Vega und Hakuna Matata unterwegs und bei dem Sauwetter haben wir erstens draussen Null Sicht und zweitens wird es unheimlich schwierig auf dem Radar zu erkennen, was jeweils ein Segelboot sein soll.

Wir rufen uns gegenseitig auf dem Funk auf und identifizieren so, wo ein jeder steckt. Nach ca. 6 Stunden nimmt wenigstens der Regen ab und wir erkennen wieder die Positionslichter unserer Freunde, uff. Als es um 6 Uhr langsam hell wird nimmt auch der Wind langsam ab, um 7 Uhr fahren wir um die Landzunge bei Savusavu, das Wasser wird ruhig, jetzt erst mal einen Kaffee trinken…

Flaggenwechsel
Kurz vor Savusavu hisst Reto die Fiji Flagge

Direkt hinter der Loupan fahren wir in Savusavu ein und machen an einer Mooringboje fest. Uff, das wäre geschafft.

Wir brauchten insgesamt für Masden Cove bis Savusavu gut 9 Segeltage (10 Nächte), haben 1269 Seemelen zurück gelegt, 2 Fische verloren und 4 gefangen und haben 3 Tage auf Minerva verbracht.

Bis auf die letzten 10 Stunden hatten wir gute Verhältnisse und im Vergleich zu manch anderer Yacht nur sehr geringe Sorgen und Schäden.

Als nächstes wird „klar Schiff“gemacht, denn die  Vertreter der Behörden kommen an Bord.

Einklarieren in Fji
Bula, welcome to Fiji – Jona von Health und Quarantäne heisst uns willkommen!
Einklarieren in Fji
Nach effizient getaner Arbeit warten Alivina, Lorraine und Eseroma darauf abgeholt zu werden
Einklarieren in Fji
und weiter geht es zum nächsten Schiff

“Bula, willkommen in Fiji!” grinst uns  Jona  mit breitem Lächeln an. Er ist der erste und zuständig für  Health und Quarantäne.

Auch Alivina, Lorraine und Eseroma von Customs, Immigration und Biosecurity sind super freundlich, sehr effizient und geben uns bald das ok an Land zu gehen.

Etwas ferngesteuert machen wir dies am Nachmittag, Geld holen, Behörden zahlen, SIM Karte kaufen, mit unseren Freunden die Erlebnisse der letzten Nacht austauschen… Wir erfahren, dass unsere Freunde bis zu 45 Knoten Wind (83 km/h) gemessen haben, also doch schon ganz schön ordentlich…

Savusavu
und am Abend auf die andere Seite der Bucht
Savusavu
Savusavu Mooringfeld im Morgenrot
Savusavu
Savusavu, ein freundliches überschaubares Städtchen

Komplett erschöpft fallen wir um 17 Uhr beide in den Tiefschlaf und wachen erst kurz vor Mitternacht von dem geplanten “Nickerchen” wieder auf.

Karaoke in der Waitui Marina
Reto und Hannes beim Schmettern eines Country Songs

Am zweiten Abend gehen wir mit Blue Lilly und Bonnie ins Waitui Restaurant und fallen dabei in eine Karaoke Party.

Wir sind fast die einzigen Gäste und nach dem ersten Bier fällt die Scheu. Hannes wünscht sich als erstes Bohemian Rapsodie von Queen, ein wahrlich schwerer Song.

Er schlägt sich gut und im Anschluss schmettern Hannes und Reto eine Vielzahl von Songs, mehr oder weniger gut bekannt. Auch Helen und ich trauen uns etwas zaghafter, es macht riesigen Spass!

Jetzt freuen wir uns mega auf Fiji, seine Inseln, Unterwasserwelt und vor allem seine Einwohner kennen zu lernen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert