Von Menorca nach Gibraltar

Und endlich ist doch wieder einmal Sonntag 😉 Wir sind gestern in La Linea de la Concepcion bei Gibraltar eingelaufen und heute ist zum ersten Mal seit vor 2 Wochen in Sizilien ein Tag, an dem wir nicht schon dickes Programm haben oder grad am Segeln sind. Was noch dazu kommt es es wieder mal so ein richtig schöner Tag zum gemütlich im Schiff sitzen, da es draussen wieder mal kontinuierlich bläst und mit nur kleinen Unterbrechungen ganz schön grauslich regnet – und es ist herrlich gemütlich 😉 (den Upload vom Blog konnte ich leider erst 2 Tage später machen, da durch den Sturm das ganze Netz incl. Telefon im Hafen ausgefallen war…)

Sonnenaufgang Bucht von Mahon
Sonnenaufgang Bucht von Mahon
Bucht von Es Castell, Menorca
Bucht von Es Castell, Menorca
Sonnenaufgang am nächsten Tag
Sonnenaufgang am nächsten Tag
Sonnenaufgang
Sonnenaufgang
und wieder einmal begegnen wir einer Wand mit Schauerzellen, also runter mit dem Parasailor
und wieder einmal begegnen wir einer Wand mit Schauerzellen, also runter mit dem Parasailor

Aber beschweren dürfen wir uns überhaupt nicht, wir hatten seit Menorca fast immer bestes Segelwetter wenn wir unterwegs waren. Nach der Ausfahrt aus dem natürlichen Hafen von Mahon gehts kurz nach Süden, dann Kurs Richtung Cabo de Gata, den Wind immer von hinten. Ich bin die Schiffsbewegung mit den Wellen von hinten noch nicht gewöhnt und staune immer nicht schlecht, wie unser Schiffchen so angehoben wird und dann wieder absinkt und wenn es schneller wird, ist es ein ganz schönes Rumgeeiere…
Ich habe auf jeden Fall höchsten Respekt vor der Natur die uns umgibt, vor allem Nachts bin ich diesmal nicht mal mehr am I Pod hören, denn die Geräusche vom Schiff und vom Segel sind irgendwie noch wichtig, um zu wissen, was läuft.

Diesmal war der Parasailor meist brav im Einsatz, ausser mal eine Nacht wegen zu wenig Wind. Und wenn wir die roten Stellen der Wolkenwand auf dem Radar sahen haben wir auch vorsichtshalber das grosse Tuch reingenommen. Einmal waren wir fast zu spät und das kann dann schnell gehen, dass das dünne Segel verrupft. Ein anderes Mal haben wir (ich besser gesagt) beim Parasailor runternehmen nicht aufgepasst und eine Leine ist weit unter das Schiff, die hätte leicht in die Schrauben der laufenden Motoren kommen können… So lernen wir bei jedem Manöver dazu…

Nun zu den Highlights Überfahrt von Menorca ans spanische Festland nach Almerimar – 3 Tage und 408 Seemeilen waren wir unterwegs.

kurz vor dem 0 Meridian
kurz vor dem 0 Meridian
darauf
darauf
kurz danach
kurz danach

Leicht verärgert war ich, als ich 5 Mal unsere Position auf dem I Pad eingab und immer wieder auf der Karte auf dem Spanischen Festland gelandet bin, einfach ein bischen weiter westlich als dort wo wir waren. Als ich Reto zufauchte “Was mach i verkehrt?” hatte er mir schnell die Lösung “Du muascht Ost iigeh, nit West”. Aha, das hatte ich bisher noch nie, denn so weit westlich war ich noch nie gesegelt 😉

Kurz darauf hatten wir dann auch den wichtigen Zeitpunkt des Erreichens des 0 Meridians erreicht, von jetzt an geht es die nächsten 180° weiter mit W, also gewöhne ich mich besser daran…Wenn wir dann dort sind, wird uns dann ein ganzer Tag geklaut, das heisst, es wechselt das Datum, dafür bekommen wir diesen stündchenweise von Land zu Land und Kontinent zu Kontinent immer wieder dazu.

unser grösster Fang bis anhin...
unser grösster Fang bis anhin…
ein wunderschöner Gelfflossenthunfisch mit 7.7 kg und 77cm
ein wunderschöner Gelfflossenthunfisch mit 7.7 kg und 77cm
hundemüde und fast etwas überfordert...
hundemüde und fast etwas überfordert…
vieeel Fisch!
vieeel Fisch!

Das nächste Highlight war unser Fischfang. Gerade als wir wieder mal mit einer Gewitterzelle Katz und Maus spielten und ich eigentlich hundemüde war und gerne ein Nickerchen machen wollte, rasselt unsere Angelleine. Reto sagt direkt “Weia, das muass a grosser sii”, und ich “Mist, wie war der Knoten wieder, den ich um die Schwanzflosse ziehen muss”. Wir hätten im Mahon fast einen grossen Fischhacken gekauft, leider nur fast, dann war es wieder nicht mehr bei den Prioritäten…
Irgendwie hab ich dann eine sich selbst zuziehende Schlaufe hingebracht, aber immer wenn das Seil das Wasser berührt hat, ist sie mir nach hinten weggerauscht bevor ich sie zuziehen konnte. Reto hat geduldig zugeschaut und sich gedacht “na, wenn er weg ist, is sie schuld”.

Beim 4. Mal hat es dann geklappt und das Blutbad konnte beginnen. Diese Bilder ersparen wir euch, hier nur die schöneren. Ach ja es war ein Yellowfin, auf deutsch Gelbflossen Thunfisch mit genau 7.7 kg und 77 cm Länge und so richtig grossen Kulleraugen. Klar, das es die nächsten Tage keine Spagetti mehr gab, sonder Thon nach Pete’s Art kurz in Sojasauce, dann Sesam und kurzgebraten in Olivenöl. Super lecker und sicher super gesund.

Ankunft in Almerimar, es ist wieder mal rechtzeitig, bevor es ungemütlich wird
Ankunft in Almerimar, es ist wieder mal rechtzeitig, bevor es ungemütlich wird
das Ankuftsbier in Andalusien muss natürlich Cruzcampo sein, herrlich fein!
das Ankuftsbier in Andalusien muss natürlich Cruzcampo sein, herrlich fein!
wir geniessen die Bars von Almerimar und das feine Cruzcampo
wir geniessen die Bars von Almerimar und das feine Cruzcampo
zu jedem Bier gibt es Tapas gratis
zu jedem Bier gibt es Tapas gratis

Blöd eigentlich, so einen riesigen Fisch vor Almerimar zu fangen. Da wir schon einmal hier waren, um ein Schiff anzuschauen, wussten wir nämlich schon, dass man hier in fast jeder Kneipe zu jedem Bier aus einem Menü voller Tapas gratis eine aussuchen darf. Also mussten wir uns den Hunger die nächsten Tage gut einteilen 😉

Ansonsten waren wir während der 4 Tage in Almerimar die besten Kunden vom hiesigen Ship Chandler und die Jungs vom Laden Alamar Spencer, Marco, Mike und Shawn haben uns mit all dem ausgestattet was uns noch fehlte oder wieder kaputt gegangen war oder auf der Wunschliste stand.
So bekamen wir ein EPIRB (Emergency Position Indicating Radio Beacon), das im absoluten Notfall für die Aktivierung der Seerettung ist. Wenn man das aktiviert, werden unsere Daten und Position über Satellit an eine Notfallstation und dann direkt an die Rega in der Schweiz, die dann zusammen mit den Küstenstationen des jeweiligen Landes die Seenotrettung einleitet und koordiniert. Eines dieser Teile, die man zwar zur Sicherheit haben muss aber hoffentlich nie benützen muss…

Dann hat Reto sich einen neuen Anker gewünscht (die Erlebnisse in Griechenlands Häfen und Buchten waren noch nicht verdaut) und so hat er uns einen 33 kg Rocna Anker gekauft, der wohl zur Zeit der beste auf dem Markt ist. Ist auch recht teuer, aber wenn es hilft um gut zu schlafen…

Und am meisten weh gemacht hat, dass wir unsere gerade erst vor knapp 3 Monaten in Marmaris gekaufte Batteriebank ersetzen mussten, da eine der 3 Batterien beim Batterietest “Remplacer” (franz. ersetzen) gemeldet hat. So eine Sch…
Da es keinen Sinn macht unterschiedliche und selbst unterschiedlich alte Batterien zusammenzuhängen, haben wir nun 2 Batterien zum Verkauf unter unserem Salontisch stehen und 3 neue Victron Energy AGM Batterien als neuen Service Batterieblock im Motorenraum.

die Batterien sind endlich da, Spencer und Shawn bringen sie direkt aufs Schiff
die Batterien sind endlich da, Spencer und Shawn bringen sie direkt aufs Schiff
zum Glück, denn die sind richtig schwer...
zum Glück, denn die sind richtig schwer…

Natürlich ging bei der ganzen Sache auch etwas in die Hose, die Batterien sollten eigentlich am Donnerstag Mittag da sein. Dann hatte sie aber der Händler in Madrid einen Tag zu spät versendet, so dass Liefertermin Freitag Abend gewesen wäre. Wir wollten aber gerne am Freitag los, denn für Sonntag war ja wieder Starkwind angesagt und der nächste Slot Richtung Westen war erst wieder eine ganze Woche später absehbar. Also hat Mike vom Alamar den Lieferservice durch stundenlanges Telefonieren irgendwie dazu gebracht und es irgendwie geschafft, dass am Freitag um 13.15 die Batterien bei uns am Pier standen, von Chef Spencer und Shawn angeliefert und eingebracht. Während ich noch zahlen ging hat Reto verkabelt, dann ging es um 14.30 los Richtung Gibraltar.

Loch im Segel, so verliert man die Segellatte
Loch im Segel, so verliert man die Segellatte

Ach ja, das Grosssegel hatten wir auch noch in der Reparatur, das war auch erst am Freitag morgen um 10.45 wieder an Bord, natürlich genau in dem Moment, als der Wind anfing und das montieren des Segels nicht einfach machte. Die Tasche von einer Segellatte war ausgerissen gewesen. Schade an der ganzen Sache, kaum waren wir draussen und hatten das Gross oben, haben wir entdeckt, dass eine andere Latte auch ausgerissen war, also geht es weiter mit den Segelreparaturen…

der Skipper geniesst das Frühstück, es hat immer einer von uns "Wachdienst"
der Skipper geniesst das Frühstück, es hat immer einer von uns „Wachdienst“
der Fels von Gibraltar taucht aus den Wolken auf
der Fels von Gibraltar taucht aus den Wolken auf
Gibraltar Europa Point
Gibraltar Europa Point
wir fühlen uns wieder mal umzingelt, zum Glück sind die meisten der Schiffe vor Anker
wir fühlen uns wieder mal umzingelt, zum Glück sind die meisten der Schiffe vor Anker
in der Bucht von Gibraltar
in der Bucht von Gibraltar
und wieder ein Andalusien - Ankunftsbier
und wieder ein Andalusien – Ankunftsbier
cooler Blick auf den Rock von unserem Schiffli aus
cooler Blick auf den Rock von unserem Schiffli aus
in der Stadt ist alles auf Halloween
in der Stadt ist alles auf Halloween
kleines Skelett - mehr herzig als zum fürchten ;-)
kleines Skelett – mehr herzig als zum fürchten 😉

Nach all dem Stress genossen wir den kurzen Nachtschlag (137 Meilen) mit schönem Rückenwind und haben als ganz besonderes Highlight am morgen einen Delphinscharm vor dem Bug. Am nächsten Nachmittag fahren wir ganz beeindruckt in die Bucht von Gibraltar in den Hafen von La Linea ein. Nach Ankunftsbier, Klar-Schiffmachen und Kommunikation gehen wir noch kurz in die Stadt – es ist Halloween.

2 Gedanken zu „Von Menorca nach Gibraltar“

  1. Coucou Angie & Reto,
    C’est toujours avec un grand plaisir que nous recevons de vos nouvelles à travers votre blog.
    Avec tout cet excellent poisson, vous allez donner des années de santé à votre vie, et j’imagine qu’Angie n’a pas de problème à trouver des recettes originales pour varier les plaisirs de la dégustation.
    Maintenant que vous allez passer en Atlantique, nous espérons que vous en aurez terminé avec les problèmes mécaniques et que vous pourrez profitez en toute quiétude des alizés qui vont vous pousser vers les îles Canaries.
    Nous vous souhaitons que des bons moments et nous réjouissons déjà de votre prochain article.
    Milke

  2. Liebe Angie, lieber Reto,
    es scheint als ob der Anfang Eures großen Törns durchs Mittelmeer zumindest dahingehend sehr sinnvoll war, als er Euch die Gelegenheit bot eine Reihe möglicher Fehlerquellen und Schwachpunkte auszumerzen, die in einem weniger überschaubaren Seegebiet, unter Umständen weit weg von der „Zivilisation“ mit Post und FedEx etc, wesentlich unangenehmer gewesen wären. Ich hoffe mit Euch dass Ihr damit jetzt erstmal durch seid und die Reise weiterhin komplikationsloser wird.
    Jetzt geht’s hinaus auf den Atlantik. Ich weiss noch gut wie sich die Wasserfarbe änderte, vom schmutziggrau der Nordsee, bezw. dem recht hellen Blau des Mittelmeers zum tiefdunkelblau bis fast schwarz des Atlantik. Und dann die lange Atlantikdünung. Nachts auf Wache, wenn Du die See von achtern anlaufen siehst, meterhoch, und sie dann ganz sanft dein Schiff hochhebt und Dich ins Tal zurücksinken lässt – da wurde mir anfangs schon ein wenig mulmig. Aber das gibt sich schnell. Das Meeresleuchten von Bug und Kielwasser ist auch was Neues im Blauwasser. Wir sind damals über der tiefsten Stelle der Biskaya (etwas über 5000m) aussenbords gegangen um zu baden. ( Natürlich ist einer an Bord geblieben!) Aber so blöd es klingt, alle haben zugegeben dass sie mit angezogenen Beinen geschwommen sind und irgendwie ein beklemmendes Gefühl hatten. Was eigentlich völliger Blödsinn ist, denn bekanntlich kann man in 50cm tiefem Wasser ebenso gut ersaufen wie in 5km tiefem. Aber darüber nachzudenken was so alles unter einem herumschwabbelt ist doch ein beunruhigender Gedanke.
    Interessant sind Eure Erfahrungen mit dem Parasailor. Ich habe mich auf der Bootsausstellung vor Jahren mal dafür interessiert, fand ihn aber eigentlich schon verdammt (zu) teuer. Aber für Langfahrt, und besonders für Segeln im Passat ist er sicher eine prima Lösung. Wir hatten damals große „Passatsegel“ an Bord, die man backbord und steuerbord ausbaumen musste – sehr umständlich und aufwendig mit der Schotführung über die jeweilige Baumnock – wir haben es auch bei achterlichem Wind bald sein lasse und sind dann fast nur noch mit dem Genaker gefahren.
    Setzen und wegnehmen ist wohl schon ein wenig aufwendig/umständlich, oder? Setzt ihr ihn aus dem Socken, oder müsst ihr jedesmal neu packen?
    Eure Etmale sind einigermaßen beeindruckend , ich muss mir immer ins Gedächtnis zurückrufen dass ihr ja mit einem Kat unterwegs seid – doch ganz erheblich schneller, auch bei Leichtwind, als ein Einrumpfboot.
    Vielleicht, bei gutem Wetter und Wind von raumschots oder achtern schafft Ihr es ja noch Pete und Heide auf Lanzarote zu treffen. Es gibt da einige sehr schöne neue Marinas, wir waren um Silvester da und haben sie uns angeguckt, bei der Gelegenheit natürlich auch Wind und Welle. Schon was anderes als im Mittelmeer.
    Aso, erstmal weiterhin Mast und Schotbruch Euch beiden und „safe sailing“! Euer (neidischer) Ted

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