Wir erleben Cabo Verde – die Kapverden

Nach den 2 Tagen Starkwind wurde es dann tatsächlich ruhiger und wir getrauten uns auch mal für etwas länger von Bord zu gehen.

das Fontaneiro - das Wasserhaus in Palmeira - seit gut 10 Jahren hat Sal eine Entsalzungsanlage und so gibt es Wasser für alle
das Fontaneiro – das Wasserhaus in Palmeira – seit gut 10 Jahren hat Sal eine Entsalzungsanlage und so gibt es Wasser für alle

So erstanden wir nach 3 Tagen endlich im Nachbarort Espargo die lokale kapverdische Währung (Escudos) und eine SIM Karte, um endlich wieder “verbunden” zu sein.

an der kleinen Hafenmole kommen täglich die Fischer mit ihren Booten zurück vom Fischfang..
an der kleinen Hafenmole kommen täglich die Fischer mit ihren Booten zurück vom Fischfang..
dann folgt ein Menschenauflauf mit viel Geschrei...
dann folgt ein Menschenauflauf mit viel Geschrei…
und die Fische wechseln ihre Besitzer
und die Fische wechseln ihre Besitzer
Cachupa - das Nationalgericht der Kapverden besteht hauptsächlich aus Mais und ein paar Bohnen und kommt oft mit einem Ei drüber
Cachupa – das Nationalgericht der Kapverden besteht hauptsächlich aus Mais und ein paar Bohnen und kommt oft mit einem Ei drüber, um 1.5 Euro eine nahrhafte Mahlzeit

Beim Besuch der Bank wollte ich eigentlich den Gegenwert von 300 Euro abheben, als ich aber dann in der Kneipe 550 Escudo für 3 Biere zahlte, sah ich, dass ein sechstel der Kohle schon wieder weg war… Mist, ich hatte mich also um eine 10er Potenz vertan und nur 30 Euro abgehoben. Also später dann nochmal Geld holen, denn mit nur 30 Euro kommt man auf den Kapverden auch nicht weit.

In Palmeira und Espargo gibt es zwar nicht sonderlich viele Läden, dazu müssten wir schon in den Süden nach Santa Maria, denn dort sind die ganzen Touristen untergebracht. Das sparen wir uns aber gerne und bleiben lieber in den beiden beschaulichen Dörfern- ok, Espargo ist vielleicht schon eine Kleinstadt, denn es hat immerhin mehrere Banken und einen höchst professionellen CV Movil (Cabo Verde Telecom) Laden.

Da der Tanzsonntag in Palmeira so schön war und wir uns in der Dorfgesellschaft ziemlich gut aufgehoben fühlten, beschlossen wir bis nach Sylvester auf Sal zu bleiben. Am Sylvesternachmittag haben uns dann Claude und Arlette, unsere französischen Nachbarn eingeladen später am Abend zu ihnen zu kommen und einfach unsere Abendessen zu teilen. Das einfache teilen sah dann so aus, dass ich die Falafel gemacht habe, die ich schon ein paar Tage vorher geplant hatte, als dann die 2 Goldmakrelen dazwischen kamen.

Und was hat Arlette gemacht? Nun zum Apero gab es leicht scharfen Thunfischdip mit Crackern, dann Tarte à l’Oignon, danach spanische Tomaten-Bruschetta, dann Foie Gras mit frischem Brot, dann noch Hühnchencurry und zur guter letzt noch einen Apfelkuchen….. natürlich kredenzten die beiden dann auch noch demensprechend die passenden Getränke dazu, vom Aperitiv, Weisswein bis zum Rosé der aus Arlette’s Heimatort stammte, trotzdem haben wir uns zu diesem Jahreswechsel eher überfressen…

Das beste aber war, dass Reto auf einmal Französisch spricht wie ein Buch, er war selbst genau so überrascht wir ich, was da vom dem Schulfranzösisch vor 35 Jahren noch hängengeblieben ist. Um Mitternacht war dann kurz etwas los im Dorf, als wir dann aber nochmal das Dorf besuchten, waren wieder alle in ihre Familienfeste verschwunden und die Lokale waren geschlossen.

Als Gegeneinladung dachte ich, zum Abendessen brauch ich unsere neuen französischen Freunde besser nicht einladen, also fiel mir dann spontan nur ein, dass ich noch ein paar Weisswürste eingefroren hab, die ja besser mal gegessen werden und so stand die Einladung fürs Weisswurstfrühstück am 1. Januar.

Angela beim Laugen-Brezen backen
Angela beim Laugen-Brezen backen

Ich also früh morgens raus, das Rezept für die Brezen gesucht und was sehe ich- da brauche ich ja auch schon Butter für den Teig – und gerade ist am Vortag die Butter ausgegangen. Da wir eh noch in Palmeira ausklarieren wollten, fahren wir also rüber in den Ort. (Anmerkung Reto: Hier wäre noch zu erwähnen, dass meine Liebste schon um 07:30 in der Küche gestanden hat und um 08:30 ganz nervös “Schatziiii ich brauche Butter!!” gerufen hat)  Hier ist aber nichts los bis auf ein paar, die noch am Feiern waren, alles ist geschlossen. Natürlich auch die Polizei, die uns am Vortag versichert hatten, dass sie 24 Stunden da seien und wir jederzeit ausklarieren könnten…

Bei einer Kneipe bekam ich etwas Margarine geschenkt, zusammen mit etwas Butter von unserem Schweizer Kollegen Heinz sollte das dann reichen, um die ersten Boot- Brezen zu fabrizieren. Und auch das mit dem Ausklarieren sollte dann etwas später noch klappen, wir haben dann einen Polizisten getroffen, der hat seinen Kollegen angerufen, der dann keine 5 min später mit kurzer Hose und Fahrrad auftauchte und uns sehr nett unsere Papiere für die Weiterreise ausstellte. Während ich auf die Suche nach Wechselgeld ging, erfuhr Reto von ihm, von welchen Fussballklubs er Fan ist und dass selbst schon Basel einmal hier auf Sal Fussball gespielt hat.

Abschied von D'Jai
Abschied von D’Jai
Anfahrt auf die einsame unbewohnte Insel Santa Lucia
Anfahrt auf die einsame unbewohnte Insel Santa Lucia
kilometerlanger Sandstrand - menschenleer
kilometerlanger Sandstrand – menschenleer
Reto beim Reinigen vom Unterwasserschiff - das erste Mal seit Griechenland, dementsprechend viel Muscheln und Algen haben sich angesiedelt...
Reto beim Reinigen vom Unterwasserschiff – das erste Mal seit Griechenland, dementsprechend viel Muscheln und Algen haben sich angesiedelt…

Am 2. Januar machen wir uns dann gegen Nachmittag auf die Weiterreise, wichtig diesmal nicht zu früh sonst würden wir wieder in der Nacht ankommen oder bremsen müssen… Eigentlich sollte es nach Sao Nicolao gehen, aber als wir kurz vor dem Morgen dort waren, hatte es mit 20 Knoten Wind zu viel um dort sicher zu ankern beziehungsweise dann auch das Schiff verlassen zu können. Also direkt weiter nach Santa Luzia, die unbewohnte Nachbarinsel von Sao Vincente.

Hier zum ersten Mal alleine in einer Bucht, konnten wir mal endlich wieder sauberes Trinkwasser produzieren und das Unterwasserschiff sauber machen. Es blies zwar auch ganz ordentlich, aber da wir nicht unbedingt an Land wollten, war es weniger heikel und wir hatten 80 Meter Kette draussen, also hielt der Anker ohne Probleme.

Mindelo Hafen
Mindelo Hafen
unsere She San im Hafenbecken von Mindelo, dahinter die Marina und Altstadt
unsere She San im Hafenbecken von Mindelo, dahinter die Marina und Altstadt
wir fühlen uns fast wie im Pirates of the Caribean, als die 2 Rahsegler in der Bucht zwischen den Frachtschiffen ankern
wir fühlen uns fast wie im Pirates of the Caribean, als die 2 Rahsegler in der Bucht zwischen den Frachtschiffen ankern

Am 4. Januar dann der kurze Schlag weiter nach Mindelo auf Sao Vincente und als wir im vorderen Teil der Bucht unsere amerikanischen Freunde Carole und Jim von der Nepenthe sehen, zögern wir nicht lange und drücken uns dort mit in das kleine Ankerfeld neben der Marina. Noch einen Heckanker ausgebracht, damit wir wie die anderen Boote hier nicht schwoien, und schon stehen wir perfekt.
Warum gehen wir nicht in die Marina? Tja, erstens ist es am Anker meistens ruhiger, da es nicht so zerrt und rupft und scheppert und zweitens kostet die Marina hier auch pro m2, und da unser She San-li doch ein paar m2 hat, ist das immer gar nicht so wenig…

der überdachte Markt in Mindelo
der überdachte Markt in Mindelo
Mindelo von oben
Mindelo von oben
beim Aufstieg auf den alten Bsetzisteina (=Kopfsteinpflaster) Srassen (Anmerkung Reto auf franz.: Pierre occupé)
beim Aufstieg auf den alten Bsetzisteina (=Kopfsteinpflaster) Srassen (Anmerkung Reto auf franz.: Pierre occupé)

Nach ein paar Tagen in Mindelo überprüfen unter anderem unser Bargeld. Ganz entsetzt stellen wir fest, dass uns Escudos im Wert von ca. 100 Euro fehlen. Wir suchen in allen Taschen, gehen alle Situationen durch und können uns nicht vorstellen, wo das Geld geblieben ist. Erst in dem Moment in dem Reto sagt, “ja, dann hol ich halt nochmal 300 Euro, oder wahrscheinlich 200, da der Bankomat ja keinen höheren Betrag hergibt”, da wird uns schlagartig klar, dass es der Bankomat war, der uns “beklaut” hat, denn wir wollten zwar gerne die 300 Euro abheben, aber hatten dann tatsächlich nur 200 Euro bekommen…

In den folgenden Tagen erkunden wir Mindelo und arbeiten uns wieder mal durch die to do Listen. Da diese diesmal nicht so heftig voll sind, haben wir Zeit, hier und da eine Einladung anzunehmen und zu machen. So verwöhnen uns Carole und Jim mit einem hervorragenden Dinner mit Popcorn, Salat, selbst gemachten Herdäpfelstock (=Kartoffelpüree) und Schweinefleisch und ein anderes Mal mit Oatmeal mit frischen und trocken Früchten aus aller Welt. Da die beiden schon seit 17 Jahren mit dem Schiff auf Reisen sind, haben sie von überall auf der Welt interessante Geschichten zu erzählen und wir sind beide sehr beeindruckt, wie cool die beiden das machen.

unser sonntäglicher Besuch in der Kirche: Rechts die Band, hinten unter dem Kreuz der Bildschirm für die Liedertexte und hier gerade der Kirchenchor mit auf der Tribühne
unser sonntäglicher Besuch in der Kirche: Rechts die Band, hinten unter dem Kreuz der Bildschirm für die Liedertexte und hier gerade der Kirchenchor mit auf der Tribühne

Am Sonntag waren wir dann noch mit Carole und Jim im Gottesdienst in der Kirche und wir waren total begeistert. Von der ersten Minute an hat eine Band mit Schlagzeug und E-Gitarre den Gesang begleitet, anstatt Gesangsbücherl gab es einen Projektor, der Slide für Slide den Text an die vordere Wand der Kirche projiziert hat. Die Lieder waren so einfach, dass man nach der zweiten Wiederholung alles mitsingen konnte (gesungen wurde in Portugiesisch, nicht in Kreol) und das Verhältnis von Reden zu Musik war in etwa 1 zu 10.

Am Schluss wurden die Gäste – also wir – persönlich noch aufgefordert am nächsten Sonntag wieder zu kommen und einige kamen zu uns, um uns die Hand zu schütteln, kurz mit uns zu reden und eine Frau hat mich sogar einfach gedrückt und geküsst. Ein faszinierendes Erlebnis, vor allem wegen der Herzlichkeit die die Menschen füreinander und auch uns gegenüber ausstrahlten.

Diese Herzlichkeit ist aber leider nicht immer und überall zu spüren, als wir dann mit den Fahrrädern unterwegs waren, fühlten wir uns nicht mehr ganz so wohl. Irgendwie scheinen Fahrräder rar zu sein, und obwohl unsere schon über 10 Jahre als sind, haben sie viele neidische Augen angezogen.

im Aufstieg auf der alten Stasse von Santo Antao
im Aufstieg auf der alten Stasse von Santo Antao
oben sieht es dann fast aus wie im Engadin, es wird grün, wir sind umgeben von Föhrenwald
oben sieht es dann fast aus wie im Engadin, es wird grün, wir sind umgeben von Föhrenwald
dann die Abfahrt, rechts und links wird es immer grüner, wir bestaunen die Terassenlandschaften
dann die Abfahrt, rechts und links wird es immer grüner, wir bestaunen die Terassenlandschaften
die Schluchten rechts und links der Strasse werden immer steiler
die Schluchten rechts und links der Strasse werden immer steiler
und faszinierender
und faszinierender

Trotzdem haben wir den Ausflug auf Santo Antao genossen, die Landschaft dort ist sehr bergig und im Nordosten der Insel auch noch sehr grün. Wir fuhren mit der Fähre in gut 50 min von Mindelo nach Porto Novo, dann radelten wir gut 1400 Höhenmeter den Berg hinauf, vorbei am Vulkankrater Cova do Paul und auf der anderen Seite die alte Strasse wieder hinunter. Auf beiden Seiten der Strasse fällt das Gelände steil ab und beeindruckt mit Terrassen- landschaften und grünen Schluchten.

ganz im Nordosten der Insel liegt Ponta do Sol, hier sieht man die Sonne auf und auch untergehen
ganz im Nordosten der Insel liegt Ponta do Sol, hier sieht man die Sonne auf und auch untergehen
Ponta do Sol ist Fischerhafen, aber die Fischerboote die hier rumstehen...
Ponta do Sol ist Fischerhafen, aber die Fischerboote die hier rumstehen…
...können aufgrund der Brandung nur von Juni bis August benützt werden
…können aufgrund der Brandung nur von Juni bis August benützt werden
die Landschaft im Paultal soll die grünste der Kapverden sein
die Landschaft im Paultal soll die grünste der Kapverden sein
die Jungpflanzen (Bananen?) werden im Flussbett in Steingärtchen aufgezogen
die Jungpflanzen (Bananen?) werden im Flussbett in Steingärtchen aufgezogen

Auf der anderen Seite unten angekommen in Ribeira Grande gefällt es uns nicht so sonderlich, also geht es direkt weiter nach Ponta do Sol. Dort treffen wir auch zum ersten Mal wieder auf andere Touristen und nachdem die Velos in der Pension verstaut sind, laufen wir durch den Fischerort, geniessen den Ausblick aufs Meer und den Sundowner.

Pünktlich zum Abendessen wird Reto leider krank und hat die ganze Nacht Brechdurchfall.

Am morgen geht es etwas besser und wir beschliessen uns eine Strecke mit dem Auto fahren zu lassen, um dann das Paultal, eine der grünsten Ecken der Kapverden nochmal hoch zu radeln.
Aber leider auch hier ist es uns nicht geheuer, wir müssen feststellen, dass Fahrradfahren auf den Kapverden besser in organisierten Gruppen gemacht werden sollte. Am Abend nehmen wir die Fähre zurück nach Mindelo und bereiten uns in den nächsten Tagen auf die Atlantiküberfahrt vor.

Das heisst einkaufen und zwar was es gibt und was einigermassen haltbar aussieht. nicht was man gerne möchte…So hat es zum Beispiel während der letzen Woche keine Zwiebeln gegeben, und davor gab es keine Eier. Heute morgen war ich ausgiebig auf dem Markt und hab erfahren, dass der beste Preis für Gurken bei 3 bis 4 Euro/Kilo liegt, ist aber schon gut, denn vor ein paar Tagen waren es wohl noch 6 Euro. Genauso wollten sie vor ein paar Tagen für ein Kilo Zwiebeln 4 Euro, heute hat man sie wieder zwischen 2 bis 3 Euro gefunden.  Also wird eingekauft was man findet, Kartoffel, Kürbis, Chabis (Weisser Kohl) und Rüabli (Karotten) und Auberginen haben wir nun schon mal.
Und falls es paar wieder mal ordentlich schaukeln sollte, habe ich vorsichtshalber schon etwas Kürbissuppe und Ratatouille vorgekocht.

Ein Gedanke zu „Wir erleben Cabo Verde – die Kapverden“

  1. Hallo Ihr Beiden She-san Segler!
    Erst einmal wünsche ich euch ein wunderschönes Jahr 2016! Bitte behaltet immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel! Sehr wichtig!
    Wie ich lesen kann, geht es euch sehr gut. Das Schiffchen läuft schön und friedlich. Darüber freue ich mich sehr.
    Wir haben ein hartes Jahr hinter uns. Die Zwillinge sind nicht im Juni geboren sondern schon im April. Klein ! Meine Tochter war mit den beiden 12 Wochen im Krankenhaus und das noch in Frankfurt. Die kleine hatte noch eine schwere OP am Darm und die Chancen waren nicht sehr gut. Doch nun nach vielen Monaten sind beide Mädchen wohl auf und treiben mit ihrer Mutter so manchen Streich. Die kleine Linnea krabbelt schon und hat 2 Zähne. Die große Aira (2min älter) ist mit allem sehr langsam. Sie spielt lieber mit ihrer Stimme. So unterschiedlich sind eineiige Zwillinge.
    Nun zu etwas anderem. Die Bundesnetzagentur hat mir eine Rechnung geschickt schon vor längerer Zeit. Die Frequenzzuteilung Seefunk DH2121. Ich habe es bezahlt. Doch es bedeutet wenn ihr einen Notruf absetzt geht es alles über meine Adresse. Wir sollten uns somit wohl damit bald befassen. Ist ja nicht schlimm. ihr müsst es nur wissen.
    Seid ihr noch über whatsapp zu erreichen?
    Jetzt wünsche ich wunderschöne Segeltage und freu mich, bald von euch zu hören.
    Eure Tina

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