Und rüber geht’s über den Teich – von Mindelo, Cabo Verde nach Barbados, Carlisle Bay

Der Altantik: gut 2000 Meilen an einem Stück, von Mindelo bis nach Barbados. Etwas mulmig ist uns schon, aber wir sind auch gespannt. Wie werden wir uns da draussen auf dem grossen Ozean fühlen, als Team funktionieren? Was wenn etwas wichtiges kaputt geht oder wir uns verletzen?

Die ersten Tage schüttelt es  mächtig, eine unglaubliche Dünung rollt aus dem Norden an, die dann zusammen mit der Windsee aus Nordost uns  selbst auf dem Kat ganz schön zu schaffen macht. Es spritzt von allen Seiten bis ins Cockpit, alles ist salzig – über und über.

Und am Anfang sieht es weit aus auf dem Chartplotter
Und am Anfang sieht es weit aus auf dem Chartplotter
die Insel Sao Vincente im Hintergrund und eine Yacht, die uns ganz locker gerade mal überholt ;-) wir segeln lieber etwas defensiv denn hier sind oft starke Böen
die Insel Sao Vincente im Hintergrund und eine Yacht, die uns ganz locker gerade mal überholt 😉 wir segeln lieber etwas defensiv denn hier sind oft starke Böen

Wir kämpfen uns mit dem ein oder anderen flauen Gefühl im Magen und etwas Kopfweh von Wache zu Wache, bis das ganze etwas ruhiger wird und wir wahrscheinlich besser daran gewöhnt sind.

Nach ein paar Tagen kommt die Zeit der Ruhe und Musse. Wir genossen geniessen es sehr einfach unterwegs zu sein. Langweilig ist uns in keinen Moment, eher habe ich das Gefühl, zu gar nichts Zeit zu haben. Tatsächlich verbringen wir aber viel Zeit damit einfach zu geniessen und einfach mal nichts zu tun.

das letzte Land in Sicht - die Insel Santo Antao verschwindet langsam in der Nachmittagssonne
das letzte Land in Sicht – die Insel Santo Antao verschwindet langsam in der Nachmittagssonne
und ständig begleitet von dem ein oder anderen Brecher links, rechts, unter und auch manchmal oben drüber
und ständig begleitet von dem ein oder anderen Brecher links, rechts, unter und auch manchmal oben drüber
wir haben gelernt, dass es sich unterwegs in der Mitte des Schiffes besser schläft, daher ist 16 Nächte lang die Couch hinter dem Salontisch unser beider Schlafplatz
wir haben gelernt, dass es sich unterwegs in der Mitte des Schiffes besser schläft, daher ist 16 Nächte lang die Couch hinter dem Salontisch unser beider Schlafplatz
endlich Zeit für den Morgensport - dank dem Programm von Thomas und dem Geschaukel zusätzlich teilweise eine ganz schöne Herausvorderung
endlich Zeit für den Morgensport – dank dem Programm von Thomas und dem Geschaukel zusätzlich teilweise eine ganz schöne Herausvorderung

Gut, tagsüber sieht das in der Praxis dann meist so aus, dass ich mich um den Haushalt kümmere – Schiff putzen, kochen, backen, Fische verarbeiten (Details zu den Fischen später ;-))… und Reto macht mehrere Nickerchen. Dass er bei jeder Tages- und Nachtzeit schlafen kann, hilft ungemein, denn wenn ich nicht schlafen kann, mache ich einfach so lange Wache bis ich dann doch schlafen kann.

Reto drückt es so aus:  während er tagsüber schläft, mache ich dafür nachts die Wache…

so etwas wie Halbzeit, die Meilen vor uns sind gleich viel wie die hinter uns...
so etwas wie Halbzeit, die Meilen vor uns sind gleich viel wie die hinter uns…
Reto wieder mal am Nähen - das Projekt Dinghi- Schutz nähen ist hoch auf Priorität 1 gerutscht, denn schon bald sind wir in den Tropen
Reto wieder mal am Nähen – das Projekt Dinghi- Schutz nähen ist hoch auf Priorität 1 gerutscht, denn schon bald sind wir in den Tropen
wir geniessen die Sonnenuntergänge meist mit 1 kleinen gemeinsamen Bier - mehr gibt es unterwegs nicht
wir geniessen die Sonnenuntergänge meist mit 1 kleinen gemeinsamen Bier – mehr gibt es unterwegs nicht
frisch gebackenes Brot - einfach herrlich
frisch gebackenes Brot – einfach herrlich

Der Grossteil der Nachtwachen ist wirklich einfach nur schön. Ich geniesse es unheimlich,  einfach nur den Mond oder die Sterne anzuschauen und zuzusehen wie unser Schifferl so durch das Meer gleitet und von den Wellen und der Dünung auf und abgehoben wird.

Mittendrin ist Vollmond,  wir geniessen also das volle (Mond-)Program. Erst am Ende der Überfahrt wird er zu einem am Bauch “liegenden” Gipferl – wie eine Schale sieht das aus, nicht wie bei uns in Nordeuropa “stehend”.

Ab und zu bin ich auch zu müde, um die Augen aufzubehalten, dann versuche ich  entweder durch Kniebeugen den Kreislauf in Schwung zu kriegen, einen Kaffee zu trinken oder ein paar Mal auch einfach den Wecker zu stellen um 15 min später aus dem Kurzschlaf zu erwachen um die Lage zu prüfen.

die ersten Fische der Überfahrt
die ersten Fische der Überfahrt
und weiter gehts mit den Fischen - wenn sie zu gross sind für die Küche...
und weiter gehts mit den Fischen – wenn sie zu gross sind für die Küche…
muss ich sie halt direkt auf dem Schiff liegend filetieren - natürlich immer mit dem Lifejacket und eingeklinkt in die Lifeline
muss ich sie halt direkt auf dem Schiff liegend filetieren – natürlich immer mit dem Lifejacket und eingeklinkt in die Lifeline
der Erfolgsköder: der orange Tintenfischköder mit dem Stahlvorfach und die gute Rolle haben wir von Hansl, den Papa von Angela
der Erfolgsköder: der orange Tintenfischköder mit dem Stahlvorfach und die gute Rolle haben wir von Hansl, den Papa von Angela

Ach ja, zu den Fischen – insgesamt 10 Fische in 16 Tagen !!

Schon am 2. Tag unterwegs beisst die erste Goldmakrele, die gleichen, die wir schon auf der Überfahrt Kanaren bis Sal geangelt hatten. Diese hier war etwas kleiner, und als sie direkt hinter dem Schimmer war, springt sie nach vorne auf unsere Badeplattform am Schwimmer, reisst sich damit vom Angelhacken frei und ich fische nach ihr mit dem Gaff, aber sie ist so wendig und glitschig und schwupps, weg ist sie! Die Enttäuschung ist natürlich gross, geht aber nicht lange, da beisst schon ein kleiner uns unbekannter Fisch – wir finden heraus, dass es eine Bernsteinmakrele ist. Direkt im Anschluss beisst noch mal eine 80 cm lange Goldmakrele, jetzt bin ich zufrieden!

Nachdem die beiden verarbeitet im Kühlschrank liegen, ist mir nicht mehr nach Fisch zumute, zu viel konzentrierte Arbeit bei zu viel Geschaukel, das Abendessen fällt daher aus. Gerade bevor wir dann die beiden Fische am nächsten Mittag verkosten möchten, beisst nochmal eine Goldmakrele – die kommt dann erst mal in den Eimer bis wir gegessen haben!

Die nächsten paar Tage haben wir genug vom Fischen, erst am Sonntag, am 8. Tag unterwegs beisst die nächste Goldmakrele. Im ersten Moment meine ich aufgrund der durch das Wasser gleitenden Schwanzflosse, dass es ein Hai ist, dann sehen wir aber bald das grüngelbe Funkeln der Goldmakrele und wir holen das Prachtstück mit 1.17 m Länge zu uns an Bord.

Direkt im Anschluss überholt uns ein riesiger Delphinschwarm, es müssen ein paar Dutzend gewesen sein. Nur ein paar kommen, um mit unserer She San zu spielen, die meisten sehen wir in den Wellen nebendran vor und zurückschwimmen, in die Luft einmal um die eigene Achse springen. Es sieht so aus, als würden sie recht Spass dabei haben und gleichzeitig ziehen sie aber flott weiter.

Im Anschluss an die Delphine beisst dann noch eine weitere kleine Bernsteinmakrele, prima, dann lohnt sich die Sauerei wenigstens 😉 Da wir dank Carole und Jim in Mindelo gut 12 kg Kartoffeln an Bord gebracht hatten ist klar, was es die nächsten Tage wieder gibt: mittags Fischcarpaccio und Herdöpfelsalat (=Kartoffelsalat) und abends Bratkartoffel und kurzgebratene Filets (nur mit Salz, Pfeffer und Olivenöl) – herrlich !!

Zwei Tage später beisst wieder eine Goldmakrele  – langweilig nicht? Aber diesmal sind wir tatsächlich nicht im Stande! Wir holen sie auf die Badeplattform, sie bekommt einen Schlag auf den Kopf und einen Schnitt durch die Gurgel und als sie das Zittern kriegt (das machen alle Fische so bevor sie ganz tot sind) schaffen wir es nicht sie zu halten und sie flutscht uns davon in die Tiefe des Meeres. Saublöd und natürlich Grund, dass wir uns beide etwas aufregen – Manöverkritik  könnte man dem auch sagen, nach ein paar Minuten ist alles wieder gut. Reto meint, der ein oder andere Raubfisch wird sie schon essen werden…

Nächster Tag, Mittwoch, gerade als ich die Angeln am vormittag ausgebracht habe, zieht es daran, ich denke es sind Algen. Nö- kleine Bernsteinmakrele, so klein, dass wir sie ins Wasser zurück werfen. Andere Angel, dasselbe, ich denke es sind Algen, aber es hängt auch noch ein Fisch daran und diesmal kommt sie aber in den Eimer..

und schon wieder einer...
und schon wieder einer…
die Fischverarbeitung ist langsam Routine, auch wenn es schaukelt...
die Fischverarbeitung ist langsam Routine, auch wenn es schaukelt…

Etwas später am Tag beissen dann nochmal gleichzeitig 2 Goldmakrelen, die auf Reto’s Seite reisst sich aber los, die von meiner Seite kommt an Bord und hat immerhin auch einen guten Meter Länge. Mist – wieder keine Spaghetti!

fertig mit dem Fischen -
fertig mit dem Fischen –
wenn die Angelleine sich mal hier drin fängt, dann heisst es nur noch abschneiden...
wenn die Angelleine sich mal hier drin fängt, dann heisst es nur noch abschneiden…

Das wäre dann erst Mal genug Fisch, daher ist es auch kein Problem, dass in den letzten Tagen das Angeln aufgrund der Algenfelder komplett unmöglich ist. Einmal verfängt sich der Hacken in so einem Feld und wir müssen ihn abschneiden und Hacken und Schnur dem Meer überlassen, zu viel Zug wenn so ein Teppich daran hängt… Nach fast 2 Wochen mittags und abends Fisch waren wir dann soweit dass es hiess “und heute mittag gibt’s dann endlich mal wieder ein Omelette und nicht immer nur Fischcarpacchio”…

die Wolken nehmen zunehmend andere Formationen als nur reine Passatwölkchen an...
die Wolken nehmen zunehmend andere Formationen als nur reine Passatwölkchen an…
und was schön aussieht, heisst nicht immer nur gutes...
und was schön aussieht, heisst nicht immer nur gutes…
neben den Squallzellen kommt uns dann noch ein Frachter mittendrin entgegen...
neben den Squallzellen kommt uns dann noch ein Frachter mittendrin entgegen…
dieses nette Vögeli hat uns in der letzten Nacht besucht, sich am Solarpanel niedergelassen, sich geputzt, geschlafen, schön auf jedes der Panel geschi... und ist wieder abgehauen...
dieses nette Vögeli hat uns in der letzten Nacht besucht, sich am Solarpanel niedergelassen, sich geputzt, geschlafen, schön auf jedes der Panel geschi… und ist wieder abgehauen…

In den letzten paar Nächten halten uns die hier üblichen tropischen “Squalls” (=Regen+Starkwind-Zellen) ganz schön auf Trab. Gerade rechtzeitig bergen wir abends um 10 Uhr den Parasailor, als wir erste dunkle Wolken sehen. Ab jetzt geht es los, die gut auf dem Radar erkennbaren Squalls zwingen uns während 3 Nächten zu mehreren Manövern, Richtungswechseln, Segel rein, Segel wieder raus, ecetera. In den beiden Tagen kurz vor Barbados sind wir beide dann ganz schön geschlaucht.

Insgesamt bin ich unheimlich dankbar, dass alles so toll klappt. Technisch haben wir ausser 2 kleineren Leckagen (am einem Seeventil und an den Schrauben der Badeleiter) keine Probleme. Gut, die Leckage der Schrauben der Badeleiter beschäftigt uns für ein paar Stunden, da sich ganz im Heck hinter dem Motorenraum sicherlich knapp 100 Liter Seewasser angesammeln und wir es aber erst bemerken, als dieses in Richtung Motorenraum überschwappt.

Dann ist es endlich soweit! Nach 16 Tagen und  2059 Meilen von Mindelo aus kommen wir am Dienstag, den 2. Februar wohlbehalten in Barbados an. Gut, zugegeben, besonders schnell waren wir nicht, dafür sicher unterwegs.

Das Einklarieren in Barbados klappt relativ gut. Trotz dem Kreuzfahrtschiff vor uns warten wir nicht lange, aber Reto hat ganz schön zu tun, dass unser She San-li nicht an der Hafenmauer aufgeschlitzt wird. Diese ist nämlich für ein paar Nummern grösser konzipiert und nicht wirklich auf die kleinen Yachten eingestellt. Dank all unserer 13 Fender und 6 verschiedenen Festmachern schafft er es ohne Schramme.

der Blick auf den Strand von Carlisle Bay
der Blick auf den Strand von Carlisle Bay
das wohlverdiente Ankunftsbier ;-)
das wohlverdiente Ankunftsbier 😉
frisch gebacken, der Kuchen zum runden Geburtstag
frisch gebacken, der Kuchen zum runden Geburtstag
und weiter geht's im Projekt Dinghicover
und weiter geht’s im Projekt Dinghicover
ernüchterndes Einkaufen, die Preise sind ja höher als in der Schweiz!!è!
ernüchterndes Einkaufen, die Preise sind ja höher als in der Schweiz!!è!
little Britain in der Karibik - der kleine Ben macht wohl auch die richtige Melodie
little Britain in der Karibik – der kleine Ben macht wohl auch die richtige Melodie

Im Anschluss gehen wir in den Süden in der Carlisle Bay vor Anker und geniessen das Ankunftsbier mit einer Hingabe wie selten zuvor! Dann der erste Sprung ins warme Karibikwasser und der erste Landgang zum Internet Verbindung aufnehmen, damit die ganze Welt hört „wir sind über unseren ersten Ozean gesegelt“.

Nach endlich wieder mal mehr wie 4 Stunden am Stück schlafen feiern wir Reto’s runden Geburtstag mit frisch gebackenen Kuchen.

Wir erkunden Bridgetown, freuen uns an der britisch-karibischen Exotik und bekommen unseren ersten Karibik-Preis-Schock beim Besuch des Supermarktes.

Noch ein paar Tage hier, dann werden wir wahrscheinlich nach Grenada weiterziehen, wo am 25. meine Schwester Gaby und Freund Markus ankommen.

Atlantiküberqueerung in 16 Tagen von Mindelo nach Barbados

3 Gedanken zu „Und rüber geht’s über den Teich – von Mindelo, Cabo Verde nach Barbados, Carlisle Bay“

  1. Oh Toll dass ihr es geschafft habt. Glückwunsch!!!!! Barbados hat uns super gefallen dort waren wir mal, jedoch vor 25 Jahren
    Glg aus der Heimat
    Claudia

  2. Hallo zämma

    I chumma Gänsahuut, wenn i euri Bricht läsa. Eifach dr Hammer, was iahr erläba tüend.

    Gnüssends und bliebend Gsund!

    A liaba Gruass

    d’Allemänner

  3. Coucou vous deux !
    Voilà votre première grande traversée effectuée avec succès.
    Toutes nos félicitations pour ce baptême.
    La pêche a vraiment l’air de donner des résultats fantastiques.
    Faites attention qu’il ne vous pousse pas des nageoires avec toute cette consommation de poisson 😉
    Nous vous souhaitons un excellent séjour dans les Antilles et nous réjouissons déjà de lire votre prochain article.
    Ta manière d’écrire est toujours aussi passionnante . Bravo!
    Grosses bises à toi et à Reto et amusez-vous bien.
    Milke

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