Von Santa Marta nach Puerto Lindo, Panama
Morgens um 6 Uhr heisst es Leinen los in Santa Marta – machen wir uns auf den Weg nach Panama.
Bis hinter Baranquilla heisst es, kann es kritisch sein mit grossen Wellen. Da aber die letzten Tage wenig Wind war, machen wir uns deswegen keine Gedanken.




Allerdings lernen wir schnell, dass wir auf die Baumstämme und Teppiche aus Ästen und allerlei Gerümpel aufpassen müssen, die wahrscheinlich durch die Regengüsse der letzten Tage von dem grossen Fluss bei Baranquilla ins Meer gespült wurden.
Wir sind froh, so früh gestartet zu sein und weichen vor allem den Baumstämmen aufmerksam aus. Am Abend liegt das ganze hinter uns und wir kämpfen uns durch die ersten Nachtwache. Meist brauchen wir beide zwei Nächte bis wir uns an das abwechselnde Schlafen und Wache schieben gewöhnt haben…
Grösster bisheriger Fang Goldmakrelen
Am zweiten Morgen, als Reto gerade seine letzte Mütze Schlaf nehmen möchte, ist es wieder mal soweit. RRrrrrrrrr – die erste Angelschnur rauscht aus, ich stürze an die Angel – es ist nicht sehr viel Angelschnur auf dieser Rolle und ich möchte nicht, dass sie bis ans Ende austauscht, da höre ich schon die zweite gleichzeitig aus rauschen. Zum Glück ist Reto sofort wach, so können wir beide Fische langsam näher ziehen, wir sehen schell, dass es 2 Goldmakrelen sind.


Ein paar Schläge mit dem selbst gebastelten Gaff, ein paar grosszügige Schluck Schnaps und wir freuen uns über den wahrscheinlich bisher grössten Fang. Nur auf der Überfahrt von den Kanaren auf die Kapverden haben wir schon mal 2 so grosse Fische gleichzeitig gefangen. Cool, aber jetzt wartet natürlich eine jede Menge Arbeit auf mich – Fischfilets rauslösen, enthäuten, putzen, einfrieren… Ich bin froh, denn in 2 Wochen kommen meine Schwester Gaby mit Freund Markus, und sie hatte mich gerade vor ein paar Tagen gefragt, ob wir denn nicht noch ab und zu einen Fisch fangen…

Entgegen dem Wetterbericht haben wir über die ganze Passage relativ viel Wind, wir segeln wunderbar, nur sind wir zu schnell… Mit dem Resultat, dass wir abends bei Dämmerung noch 30 Meilen weg sind. Unser Segelführer rät nicht zu einer Einfahrt in die Bucht während der Nacht, ausserdem zieht ein Gewitterschauer nach dem anderen neben uns, über uns und Richtung Land.
Also machen wir es uns mit wenig Segel gemütlich und tuckern langsam vor uns hin, fast parallel zu der Küste, gerade ausserhalb der Grossschiffahrtsroute.


In den Morgenstunden geht es dann langsam Richtung Ziel, wir warten aber noch bis die dunklen Wolken sich aufgelöst haben.
Der Anker fällt in der Linton Bay hinter der Isla Linton gegenüber von den Dörfern Garrote und Puerto Lindo.
Einklarieren in Puerto Lindo und Portobello
Sobald es am Nachmittag aufhört zu regnen kümmern wir uns ums Einklarieren, gerade noch rechtzeitig bevor der Beamte um Punkt 16 Uhr eilig sein Büro zu sperrt.




Am nächsten Tag müssen wir noch zur “Migracion”, der Einwanderungs Behörde nach Portobello, dem 15 km entfernten Städtchen.
Auch dort klappt alles tadellos, mit den Stempeln im Pass begeben wir uns ins nächste Internetcafe zur Kommunikation und Verkostung der ersten lokalen Biere. Dann begutachten wir das Warenangebot in den 5 Chinesenläden und stellen fest, dass die Auswahl an frischen Obst und Gemüse in Portobello eher kläglich ist.
Bootsarbeit im regenreichen Puerto Lindo



In den kommenden Tagen heisst es dann mal wieder am Schiff arbeiten, ganze 3 Tage braucht noch der letzte Schliff am Bimini (die Reissverschlüsse müssen nochmal weg und wieder dran und vor allem die vorderen zwei Ecken werden regendicht gemacht. Da es auch fast jeden Tag mal kräftig schüttet, können wir die Verbesserungen gleich gut austesten.
Am Ende freuen wir uns riesig, einfach nur im trockenen im Cockpit zu sitzen und hinaus in den Regen zu schauen.
Auch werden unsere Motoren gecheckt und das Ventilspiel eingestellt und das ein oder andere geputzt und verbessert. Nach jedem Besuch im Motorenraum tropft Reto wie wenn er frisch aus dem Wasser steigen würde…
Um mich auch nützlich zu machen, backe ich die ersten Vanillekipferl und muss feststellen, dass mein Ofen vorne links am heissesten ist, so werden die einen etwas zu dunkel…
Erkunden der Umgebung von Puerto Lindo




Zwischen den Arbeiten und den Regengüssen erkunden wir die nähere Umgebung, wir laufen bis in das Dort Guaira, in dem die Strasse endet und am Wochenende hunderte von Panamesen nach Isla Grande übersetzen.


Mit dem Dinghy fahren wir ebenfalls am Sonntag vorbei an der Isla Mamey und beschliessen, diese lieber an einem Wochentag zu besuchen.
Durch die Mangroven zur Panamarina


Auch fahren wir den wahrhaft spannenden Dinghy Channel über mit Riffen gespickter Einfahrt und schmaler Schneise durch die Mangroven zur Panamarina.
Dia de la Patria in Garrote







Dann ist Nationalfeiertag, der “Dia de la patria” und wir möchten sehen, wie die Dorfgemeinschaft von Garrote diesen feiert.
Schon seit einer Woche hören wir jeden Abend die Trommler üben, wir sind gespannt, sie nun endlich mal zu sehen.
Geschätzte 50 Kinder sind fein herausgeputzt und marschieren in den verschiedensten Uniformen durch das Dorf. Wir erfahren von Guido, dass das Dorf zur Zeit 250 Kinder hat und insgesamt 500 Einwohner zählt. Aufgrund von Platz- und Lehrermangel in der Schule wird im Schichtbetrieb unterrichtet, von morgens bis mittags die Kleineren und von mittags bis abends die Grösseren.
Wir geniessen den Umzug und die gute Gelegenheit ein paar Fotos zu machen – heute fotografieren und filmen alle, da wir nicht mehr so stark auf.
Im Anschluss an den Umzug schliessen wir uns den Männern in einer der Dorfkneipen an, denn die Männer sitzen im Eck und trinken Bier, während die Frauen die Lunchbox der Kinder verzehren und die Kinder sich über die Süssigkeiten und Chips Päckchen freuen, die wohl von der Schule verteilt worden sind.
“Alles gesunde Sachen” bemerke ich trocken, “na gut, immerhin ist auch noch ein Apfel drin.”
Während den weiteren Tagen hält uns meist der Dauerregen von grösseren Unternehmungen ab. Das macht nicht so viel, denn wir bereiten wir uns vor, die nächsten 2 Wochen mit Gaby und Markus unterwegs zu sein. Wir freuen uns, Panama City und dann bald die San Blas Inseln im Autonomiegebiet der Guna Yala Indianer zu entdecken und werden Euch sicher bald davon berichten 😉