Und schwups – jetzt ist es passiert! Die She San ist durch den Kanal und steht inmitten vieler kleiner aber auch noch viel mehr grosser Schiffe im Süden der Puente de las Americas.

Und wie fühlt sich das nun so an? Tja, die Umgebung beeindruckt uns schon, die grossen Tanker, die ständig in oder aus dem Kanal fahren oder nur erst mal in der Umgebung warten. Aber das eher kalte und vor allem trübe Wasser hat uns vorgestern nach der Kanaldurchfahrt schon erst mal leicht schockiert. Ausserdem schaukelt unser She San-li ganz schön rum durch den Schwel, den all die Schiffe ringsum so erzeugen. Gerade eben hat es so geschaukelt, dass unter anderem ein Teller von der Küchenablage geflogen ist, dass haben wir selbst im ärgsten Seegang noch nicht erlebt…
Aber wir sind froh wir sind nun “durch” – und das heisst der weitere Weg geht erst mal weiter in Richtung Westen. Welch ein Glück ging der ganze Prozess dann doch nicht so von einem Tag auf den anderen und wir hatten ein paar Wochen Zeit, um das ganze schon mal vorab zu verarbeiten…
Also lasst mich mal erst mal erzählen, was der Reihe nach so los war:
Abschied von San Blas





Etwa 10 Tage nach dem Abschied von meinen Eltern Heide und Pete heisst es Abschied nehmen von Guna Yala und den Seglerfreunden, die nicht mit in den Pazifik kommen.
Da unsere Freunde von der Pura Vida den 4. Geburtstag von Sohn Arthur feiern, verlegen auch wir uns für den letzten Tag nochmal nach Chichime und geniessen die nachmittägliche Strandparty mit vielen Leckereien aus der Backstube der Pura Vida und der Gesellschaft der lieb gewonnenen Freunde.
Auch die Guna Familie ist eingeladen und Alt und Jung sind herausgeputzt in den hübschesten Mola-Kleidchen und haben Freude an der superfeinen brasilianischen Geburtstagstorte mit viel Schokolade und viel Leite Condensada (Kondensmilch).
Vorbereitung für den Panama Kanal
Am nächsten Morgen heisst es für uns um 5 Uhr aufstehen und Anker auf mit dem Ziel die Flats in Colon, 75 Meilen entfernt.

Die Flats sind ein grosser Bereich neben den Containerterminals, der mit Tonnen und auf der Seekarte markiert ist. Hier nimmt man entweder kurz vor der Kanaldurchfahrt die Advisor auf oder man wartet hier, bis man vermessen wird. Wir sind erst mal da zum vermessen und haben Termin am nächsten Tag von 8 bis 11 Uhr vormittags. Zum Glück ist unsere Erwartungshaltung nicht zu gross, denn unser Vermesser kommt um 13.15 an Bord, in knapp einer Stunde ist alles erledigt, aber zum Zahlen gehen reicht es nicht mehr, also schlafen wir halt noch mal in den Flats…
Dafür haben wir Glück und am nächsten Tag wenig Wind und eine flache See. So surft unser Dinghy in 10 Minuten die 4 Meilen um halb Colon aussen rum, um dort im Yacht Club mit dem Dingy anzulanden. Dort nehmen wir ein Taxi, das uns zur Bank bringt, die eigentlich direkt gegenüber von unserem Ankerplatz zu sehen ist…
Wir zahlen die Kanalgebühr auf der Bank ein, dann noch kurz in den nächsten Supermarkt und mit dem Dinghy zurück zur She San. Im Anschluss motoren wir zurück nach Puerto Lindo, wo wir uns schon auf ein Abendessen im Restaurant von Hans freuen. Wir geniessen das frittierte Hühnchen um 8 $ und entdecken tags darauf auch noch sein super Gulasch mit Gemüse, ebenfalls um 8 $. Da für uns beide ein Gericht meistens gut reicht, kommen wir so mitsamt einigen Bierchen und Trinkgeld mit 15 $ pro Abend aus. Nach monatelangem Kochen in San Blas lass ich mich so gerne mal verwöhnen ;-).
Wir legen unseren Kanaltermin fest auf 3 Wochen später am 10. Februar. Als Vorbereitung verstärken wir noch die Klampen der She San mit Edelstahlplatten und hochfestem Silikon (eigentlich Polyurethan…), füllen den Diesel auf und kümmern uns um unsere Line Handler.
Bei der Kanaldurchfahrt braucht man insgesamt 4 Personen, die die Festmacher Leinen bedienen können, daher brauchen wir noch min. 3 Personen. Martin und Ellen von der Acapella melden sich als erste und wir fahren gleich zu ihnen in die Panamarina um mit ihnen abzumachen und von ihnen mit einem Nespresso verwöhnt zu werden.
Am gleichen Abend lernen wir beim Hans, Lilian und Hanspeter von der Whisper kennen und auch sie sagen sofort zu, und schon sind wir komplett 🙂
Erste Ferien von der SHE SAN
Da wir noch 2 Wochen Zeit haben, stellen wir unsere She San auch in die Panamarina und rüsten unser Gepäck mit Wanderschuhen und Stöcken. Landurlaub in den Bergen Panama’s ist angesagt. Wir freuen uns auf etwas Bewegung an Land und hoffen, dass die Füsse, die keine Schuhe mehr gewohnt sind, mitmachen ;-).

Vivi und Felipe von der Carapitanga fliegen am gleichen Tag heim nach Brasilien und haben den gleichen Weg, daher machen wir mit ihnen ab, ein Taxi zu nehmen. Als dieses nicht kommt, fragen sie nach. Ja, die Strasse ist gesperrt, es wird dort protestiert, er könne daher nicht kommen…Wir überlegen kurz, lassen uns bis zur Strassensperre fahren und fahren auf der anderen Seite der Sperre weiter… Nicht die billigste Methode, aber eine gute Lösung um weiter zu kommen…

Im riesigen Shopping Center Albrook angekommen durchforsten wir die Kamaraläden und erstehen eine neue kleine kompakte Kamera – ich möchte endlich auch mal “schöne” Fotos machen können… Nur die Atmosphäre im Shopping Center behagt uns gar nicht. All die Läden mit all dem “unnützen” Zeug, die vielen Menschen und der Lärm – oh jeh! Erstens sind wir von Graubünden her so riesige Einkaufszentren schon mal nicht so gewöhnt, aber wie krass ist das erst nach 2.5 Monaten in Guna Yala, wo man froh ist, wenn der Gemüseverkäufer in 2 Wochen einmal am Schiff vorbei kommt…
Wandern in El Valle de Anton
Irgendwie schaffen wir es und sind bald auch schon im nächsten Bus nach El Valle de Anton. Den Berg hinauf fährt der Bus so schnell, dass die Reifen in jeder Kurve quietschen, und Reto, der nach vorne sieht, bekommt es wirklich mit der Angst zu tun. Aber zum Glück geht alles gut.

In El Valle beziehen wir unsere Unterkunft bei Maria Victoria von Villas Victoria und dürfen ein ganzes Häuschen auf einem separaten Grundstück beziehen. Wir dachten eigentlich nur ein Zimmer zu reserviert zu haben…
Wir fühlen uns sehr wohl in dem Häuschen und geniessen die heisse Dusche, den Fernseher und die warme flauschige Bettdecke, die man hier schon gut gebrauchen kann.









Unsere erste Wanderung führt uns auf und über die India Dormida (“die schlafende Indianerin”), ein Berg, dessen Silhouette aussieht, wie Kopf und Oberkörper einer auf dem Rücken liegenden Frau.
Durch die zusätzlichen 4 km quer durchs Tal bis die Steigung beginnt und wieder zurück ist die Wanderung als Einstieg für Füsse, Knie und Muskeln gerade so in Ordnung. Wieder im Tal ziehe ich als erstes die Wanderschuhe aus um die roten Stellen an den Füssen etwas zu beruhigen.
Am nächsten Tag gehen wir auf den Cerro Cara Iguana (den Berg mit dem Leguan Gesicht), finden leider den Rundweg nicht, also geht es den gleiche Weg zurück…
…und als Ausgleich für die etwas kürzere Wanderung dafür nochmal am nachmittag in den Zoo, auf der anderen Seite des Tales…
Noch mehr Wandern in Boquete
Am 3. Morgen stehen wir früh schon an der Strasse, um die Busse nach David zu bekommen. Tatsächlich schaffen wir es mit 2 Mal Umsteigen in 9 Stunden von El Valle nach Boquete im Norden von David. Die Kleinstadt gefällt uns auf Anhieb.

Die Strassen sind belebt mit vielen Indios, die hier in den unzähligen Gemüse und Kaffeplantagen Arbeit finden, aber auch viele Touristen sind unterwegs. Wir checken in ein Einzelzimmer im Backpacker Hostel ein, es ist sauber, aber Reto sagt, “es geht zu wie im Taubenschlag”. Wir wechseln noch 2 Mal die Unterkunft bis wir uns richtig wohl fühlen…




















Boquete liegt auf knapp 1100 m über dem Meer und ist tagsüber angenehm und zum Wandern ideal und nachts so kühl, dass mindestens ein Faserpelz nötig ist.
Nach dem ersten Abend frieren nehme ich dann lieber noch die Regenjacke mit dazu…
Wir wandern jeden Tag ein paar Stunden, erst geht es zu den 3 Wasserfällen, dann auf den Berg gegenüber dem Vulkan, auf den Pipelinetrail zu dem eher jämmerlichen Wasserfall, nochmals gegenüber vom Vulkan, zu den Heissen Quellen und vorbei an der Schmetterlingszucht hinauf nach Palo Alto.
Highlight Wanderung der Quetzaltrail
Am letzten Tag wandern wir dann noch in 7 Stunden die 14 km hin und zurück auf dem Quetzaltrail. Dieser hat seinen Namen, da man hier Quetzals sehen kann und tatsächlich haben wir das Glück und dürfen morgens kurz nach 8 Uhr einen dieser farbenfrohen Männchen entdecken.


Wir verzichten auf die Besteigung des Vulkans, denn die 1800 Höhenmeter wären zwar hinauf kein Problem, nur hinunter möchten wir es unseren Knien nicht zumuten.
Panama City




Nach 8 Tagen in Boquete nehmen wir den Bus zurück nach Panama City und geniessen noch einen Tag Sightseeing und das bunte Treiben am Fischmarkt, dem Mercado de Mariscos. Dann erstehen wir eine Rolle Festmacherseil und machen uns auf zurück zu unserer She San in der Panamarina.
SHE SAN’s Durchfahrt durch den Panama Kanal
Es bleiben uns 3 Tage für die neue verbesserte Befestigung der Davids für das Dinghy, die Inspektion des Masts, eine Grosswäsche, 500 l Wasser füllen und das Klarmachen der Schwimmer, um unsere 4 Gäste und Linehandler aufnehmen zu können.
Am Freitag, den 10. Februar morgens um 7 Uhr kommen Ellen und Martin und Lilian und Hanspeter an Bord, wir machen los in der Panamarina und Segeln flott mit 20 Knoten im Rücken die 32 Meilen nach Colon.

Um kurz nach 12 Uhr sind wir in den Flats, etwa 2 Stunden vor unserem Termin.
Wir warten geduldig und machen ein Nickerchen, denn von unserer ersten Kanalpassage mit der Roussalka wissen wir, dass es auch später werden kann.



Unser Advisor Roy kommt dann um 16 Uhr an Bord, und macht gleich die ersten Jokes, wir verstehen bald, dass er mehr wie 30 Jahre Erfahrung hat und unsere She San in guten Händen ist. Eine dreiviertel Stunde später gehen wir Anker auf und fahren den 2 Schiffen nach, mit denen wir geschleust werden.
Das eine ist ein Kranschiff und das andere ein Tugboat, welches ein Schleusentor vor sich her schiebt. Durch eine Verzögerung im Kanal und den starken Rückenwind muss Reto die Hälfte der Strecke bremsen, das heisst mit Rückwärtsgang fahren, damit wir nicht im Stau vor der Schleuse hängen.
Dann, kurz vor der ersten Schleuse machen wir ein Päckchen zusammen mit einer 54 Fuss Yacht und Reto darf das Päckchen mit unserer 10 Fuss kürzeren She San steuern. Nicht immer ganz einfach, denn unser Nachbar macht bei so manchem Manöver das Gegenteil von dem, was er tun sollte…


Wir fahren noch bei letztem Tageslicht in die Schleuse ein, und schnell ist es soweit, das erste Tor, dass uns vom Atlantik trennt, schliesst sich hinter uns. Kurz danach sprudelt überall das Wasser in die Schleuse, der Pegel steigt um 8 Meter an und wir kucken runter auf den Atlantik. Ein bewegender Moment – wir lassen tatsächlich den Atlantik hinter uns!
Unser Advisor Roy ist wirklich klasse, alles geht gut in den 3 Schleusen, bei der Ausfahrt lösen wir uns von der Yacht und dampfen zu unserer Boje im Gatunsee. An dieser Riesenboje müssen wir seitlich mit je einer Bug und einer Heckleine festmachen, Roy steigt auf die Boje und hilft uns dabei.
Da der ganze Prozess etwas länger ging als erwartet, sind die Teigwaren (Nudeln) leicht verkocht, aber alle freuen sich über die warme Mahlzeit und die ein oder andere Dosis an alkoholischen Getränken wird vernichtet…
Am nächsten Morgen werden wir von unseren Nachbarn mit dem Motor geweckt, gut so, denn um 5 vor 7 Uhr kommt unser zweiter Advisor Larry an Bord. Gleich geht es los durch den Gatunsee in Richtung Südosten.




Zwischen Frühstück auftischen und Mittagessen kochen schaue ich ein paar mal nach draussen und mache das ein oder andere Foto. Wir sollen gegen Mittag geschleust werden, daher ist Mittagessen um 11 Uhr angesagt.
Mit Thaihühnercurry, Reis und Salat im Magen geht es wieder los, mit der Yacht vom Vortag Päckchen machen, in die Pedro Miguel Schleuse einfahren und dann warten wir erstmal auf das Touristenschiff, das mit uns 4 Segelschiffen geschleust werden soll.
Reto und ich erwarten beide, dass ein Kreuzfahrtschiff hinter uns in die Schleuse kommt, dabei ist es nur so ein kleiner Dampfer mit Tagestouristen, die den Kanal ansehen. Für uns unglaublich, dass wegen der 5 Schiffchen so viel Schleuswasser in den Pazifik fliesst…
Die Aufregung an Bord ist gross als die Webcam an den Mirafloresschleusen funktioniert und wir von zu Hause die Nachricht bekommen, dass wir übers Internet zu sehen sind.
Dann endlich ist es so weit, die 2. Mirafloresschleuse senkt uns ab und das letzte Schleusentor öffnet sich, wir fahren ein in den Pazifik! Wow, wir haben es geschafft, denken wohl alle.
Jetzt nur noch das Päckchen mit dem anderen Schiff lösen, das heisst die 2 Springleinen und die 2 Festmacherleinen lösen und zum Ankerplatz dampfen. Erst die Springleinen heisst es, fast im gleichen Moment macht aber schon der Bugmann des Nachbarn die Bugfestmacherleine los und wirft sie ins Wasser, etwas zu früh…
Sogleich ist so viel Zug auf der hinteren Festmacherleine, dass Martin diese nicht mehr lösen kann, die Yacht dreht sich und ihr Heck rückt unserer She San innerhalb von Sekunden immer näher.
Reto am Steuerstand schreit nur noch “Meeeeeessssser!!!”, Lilian springt in die Küche und findet kein Messer, kurz danach greife ich unser Rettungsmesser und springe zum Seil – während ich noch schneide höre ich unsere Solarpanel krachen, ein Scheiss – Geräusch… In meinem eigenen verzweifelten Schrei höre ich ein lautes dumpfes “Pflopp”, wie wenn es einen grossen Luftballon zerknallt.
Zu unserem Glück war das Dinghy unseres Nachbarn ein guter Fender für unsere Panele, vielleicht sind sie nun einmal mehr etwas verschoben, aber zum Glück funktionieren sie noch… Was wir nicht verstanden haben ist, warum er weder mit Ruder und Gas, noch mit seinem Bugstrahlruder versucht hat die Situation zu entschärfen….

Den Schreck verdauend fahren wir den Kanal hinunter zur Brücke de las Americas, verabschieden Larry, unseren Advisor auf das Boot, das ihn abholt und suchen uns einen Ankerplatz vor La Playita. Leider ist letzteres nicht ganz so einfach, nicht weil kein Platz ist, sonder weil der Anker nicht sonderlich gut hält… Wir probieren es dreimal, bis wir uns mit etwas weniger Halt zufrieden geben… Es soll ja nicht gerade viel Wind kommen die nächsten Tage…
Dann gibt es je nach Bevorzugung ein kurzes Pazifik- Ankunfts- Bier, Schnaps und Wein und Ellen und Martin treten ihre Rückreise in die Panamarina an. Am nächsten Tag schon werden sie mit ihrem Schiff nach Colon reisen, um ein paar Tage später selbst den Kanal zu durchqueren. Mit Lilian und Hanspeter feiern wir dann noch weiter, das ganze muss nun erst Mal verdaut werden…
Es ist Wunderbar dies alles zu Lesen so Abwechslungsreich und Interessant.Einfach schön