Vavau, Tonga
Also sind wir jetzt hier im Königreich Tonga. Cool, wir freuen uns darauf!
Dabei haben wir auf dem Weg von Niue nach Tonga doch tatsächlich die Datumsgrenze überschritten. Während wir in Niue noch unsere Zeit nach UTC -12 eingestellt hatten, ist es hier in Tonga in diesem Moment UTC +13.
Um uns vor Ankunft in Tonga der Zeit anzupassen, haben wir dies um Mitternacht beim Eintrag ins Logbuch umgesetzt. Somit hat für uns praktisch der 9. September 2017 nicht existiert.
Neiafu


“Einen Tag zuvor – am 8. September 2017 – haben wir von Trimmis aus gesehen die halbe Erde umrundet, und sind somit nun offiziell wieder auf dem Heimweg ;-)”, sagt Reto.
“Blödsinn eigentlich, denn wir sind ja viel weiter östlich in Marmaris gestartet”, sage ich, die es immer etwas genauer nimmt…
Wie auch immer, jetzt sind wir da. Und nach den Monaten in Polynesien mit französischem und zuletzt neuseeländischem Einfluss ist es hier irgendwie ganz anders, viel exotischer.

Als es am zweiten Tag hier so richtig schön zu regnen beginnt, kommt ein Mann in einem Boot zu unserem Schiff und meint ziemlich selbstbewusst, er würde jetzt zu uns ins Cockpit kommen, damit er nicht so nass werde. Ich überlasse Reto die Diskussion und kurze Zeit später, es regnet in der Zwischenzeit Bindfäden, sitzt er bei uns im Cockpit… Nach einer Weile entdeckt er Reto´s Ukulele, und es geht nicht lange spielen die beiden ein paar Ständchen zusammen und er erzählt Reto seine Lebensgeschichte.
Markt in Neiafu – endlich wieder Gemüse
Richtig herrlich ist zum ersten Mal im Südpazifik der Obst und Gemüse Markt.


Die Auswahl ist für uns ungewohnt gross und auch wieder ziemlich bezahlbar.
Selbst schöne Tomaten gibt es mit ca. CHF 3,-/kg (anstatt in Franz. Pol an die CHF 8-10.-/kg) ganz erschwinglich.
Richtig günstig aber sind Pak Choi, Weisskraut und Taro Blätter. Mit den Taroblättern mache ich wunderbaren Spinat mit Zwiebeln, Ingwer und Curry und ein wenig Kokosmilch, herrlich!
Zu Fuss und mit dem Fahrad durch Vavau



Auf unserem ersten Spaziergang durch Neiafu fallen uns als erstes die vielen Schweine auf, die meisten davon sind umringt von einer ganzen Schar von Ferkeln.
Auch die Gräber sind hier wieder speziell geschmückt mit bunten Decken und künstlichen Blumen und oftmals sogar einer Plackatwand.
Nach ein paar Tagen denken wir, dass der Regen vorbei ist und machen unseren ersten Fahrradausflug über die Hauptinsel der Vava’u Gruppe.
Während man in Neiafu selbst kaum gegrüsst wird (klar, hier gibt es zu viele Palangi = Ausländer), freuen wir uns um so mehr, als uns Erwachsenen und Kinder in den Dörfern herzlich zu winken und lächeln.




In Holeva ganz im Osten der Insel müssen wir Halt machen um etwas zu essen. Es geht keine 5 Minuten und wir sind umringt von einer ganzen Kinderschaar, alle neugierig und sehr aufgeschlossen.
Ein paar Kilometer weiter setzt dann der Regen ein, wir verholen uns unter das Dach einer Art Bushaltestelle und plaudern mit 2 Brüdern, die auf dem Rückweg von der Schule sind. Sie fragen “you like to eat pig?”.
Wir lehnen dankend ab obwohl es sicher eine interessante Erfahrung gewesen wäre. Als der Regen nachlässt fahren wir zurück nach Neiafu, sind am Ende dann aber doch pitschnass zurück…
Am nächsten Tag probieren wir es noch einmal und haben diesmal ein besseres Wetter.
Wir erkunden den Westen der Insel mit den Dörfern Tefisi, Tu’anuku und Longomapu und fahren an unzähligen fleissigen Menschen in ihren Taro Plantagen vorbei.
Kirchenbesuch in Neiafu




Am Sonntag lassen wir uns den Besuch der Kirche nicht entgehen. Hier können wir die Sonntagsgewänder bewundern und den Gesang geniessen.
Während die Männer traditionell über ihren Rock ein Stück Matte um die Hüfte gebunden haben, tragen die meisten Frauen einen Gürtel mit rundherum geflochtenen Streifen. Gute Idee, ich kann mir vorstellen, dass es unter diesen Matten furchtbar heiss wird…
Direkt nach der Messe machen wir uns endlich auf, die Inselwelt mit dem Schiff zu erkunden, wir segeln nach Port Maurelle, einem sehr gut geschützten Ankerplatz auf der Insel Kapa. Das Schnorcheln in Port Maurelle ist etwas enttäuschend.
Am nächsten Tag gehen wir mit dem Dinghy in den Norden der Insel A’a, doch leider sind auch hier die meisten Korallen am Riff abgestorben.
Schnorcheln im Swallows Cave




Weiter gehen wir zum Swallows Cave, den wir über und unter Wasser geniessen.
Noch am Nachmittag verholen wir uns in die Bucht von Vaka’eitu, denn hier in der Umgebung gibt es eine Vielzahl von Schorchel und Tauchspots.
Tauchen und Schnorcheln neben Vaka’eitu Nr. 16








Also geht es die nächsten zwei Tage mit dem Dinghy hinaus in den Kanal zwischen Vaka’eitu und Ovaka.
Wir betauchen die Korallenköpfe mittendrin, die Pagodas. Selten haben wir bisher so grosse Korallenköpfe und Teller gesehen, aber auch viele schöne kleine Sachen gibt es zu entdecken. Leider ist ein Grossteil der Korallen tot, so freuen wir uns über alles was lebendig ist…
Auch das Schnorcheln im Coral Garden auf der Westseite des Riffs zwischen Vaka’eitu und Nuapapu ist wunderschön, nur muss man es sich verdienen.
Nur kurz vor oder nach Hochwasser kommt man mit kräftigem Schmimmen durch die Brecher auf die andere Seite des Riffs. Dort finden wir eine bisher selten gesehene Vielzahl von Korallenformen und Farben. Am schönsten sind die grünen und intensiv blauen “Romanesco – Röschen” – Korallen.
Tongan Feast – Fest mit Schwein vom Grill
In der Bucht von Vaka’eitu leben Hika und David mit einem Teil ihrer 11 Kinder. Ein paar Söhne leben auf der Hauptinsel in Nuku’alofa, um dort in die Schule zu gehen. Das Geld dafür muss erst mal verdient werden, daher machen Hika und David zwei Mal in der Woche ein “Tongan Feast”, mit gebratenem Schwein und allerlei lokalen Gerichten und Unterhaltung für die Segler.



Natürlich lassen wir uns das nicht entgehen und begutachten schon am Nachmittag die Spanferkel über dem Feuer.



Am Abend beim Feast muss ich aber schnell feststellen, dass ich immer noch nicht besonders gerne Schwein hab, daher bin ich froh um die vielen anderen Gerichte mit Fisch, Huhn und viel Gemüse, allesamt super lecker zubereitet!
Im Austausch für ein paar Zigaretten holt uns Fred, der 22 jährige Sohn der Familie, eine ganze Reihe Trinknüsse frisch von der Palme.
Aber nicht einfach mit einem langen Stecken oder so, wie bisher. Fred klettert auf die Palme und noch in einem rechten Tempo (vermutlich ginge ihm sonst zwischendrin die Kraft aus…). Oben angekommen wirft er alle erreichbaren Nüsse vom Baum. Wir geniessen das Kokosnuss Wasser und machen aus dem Fleisch ein ordentliche Portion Kokos Glacé, das wir wiederum mit der Familie teilen.
Sie haben hier keinerlei Strom auf der Insel, da die Solaranlage beim letztjährigen Cyklon zerstört wurde. Das wichtigste – das heisst ihre Handys lassen sie auf den hier ankernden Segelschiffen zum wieder aufladen…
Nach fast einer Woche in Vaka’eitu möchten wir nach Euakafa, dort soll es zwei Tauchplätze und eine interessante Wanderung geben. Leider hält unser Anker auf dem kleinen Fleck mit etwas Sand über den Felsen im Norden der Insel nicht. Auch der auf der Karte eingezeichnete Ankerplatz im Westen gefällt uns nicht, es ist relativ tief und der Schwel kommt unangenehm um die Insel. Also verziehen wir uns wieder auf die Westseite von Kapa.
Tauchen im Mariners Cave



Trotz einiger Bewölkung rüsten wir leicht genervt unser Tauchzeug. Mit dem Dinghy fahren wir die 2.4 Meilen zum Mariners Cave und siehe da, die Sonne kommt raus. Wir geniessen den Tauchgang und tauchen gleich zweimal durch die Höhle, die zwei Ein-/Ausgänge hat.
Aufgrund der Wetterprognose verziehen wir uns am nächsten Tag in die Bucht von Tapana.
Hier sollten wir am Dienstag und Mittwoch von den angesagten bis zu 30 Knoten Wind und vielem Regen geschützt sein. Aber was passiert? Es ist beide Tage super schön, na prima. Trotzdem sitzen wir hier fest, denn Reto liegt mit einer lästigen Grippe für zwei Tage im Bett.
Mutterseelen alleine in Kenutu



Erst am Freitag morgen geht ein rechter Sturm über uns hinweg, ein paar Stunden später scheint wieder die Sonne. Auch gut, denken wir uns und verholen uns an den Ankerplatz Kenutu ganz im Osten der Vava’u Gruppe. Hier sind wir maus – allein und geniessen es.



Am Sonntag segeln wir zurück nach Neiafu, wir möchten noch Diesel und Gemüse bunkern, die Fahrräder noch einmal rausnehmen und im Anschluss von Sand und Erde befreien (für die Einfuhr nach NZ…) und dann in die Ha’apai Gruppe im Süden Tongas weiter zu ziehen.
Doch der Wetterbericht ist erst mal ein paar Tage lang nicht dafür.
Blauwasser (Blue water) Festival in Neifau
So bleiben wir halt in Neiafu und nehmen am Blue Water Festival teil.








Das heisst jeden Tag und Abend “Programm” mit viel Kultur und Essen aus Tonga, viele Infos für Neuseeland und immer inmitten einer grossen Gruppe von Seglern.
Vor allem die Cultural Show in der Hosea Schule gefällt uns gut. Die Kinder sowie Mütter sind alle fein herausgeputzt und mit natürlichem und künstlichem Schmuck behängt.
Grosse und Kleine singen und führen die typischen Tongaischen Tänze auf. Bei den Mädchen sind dabei vor allem die Handbewegungen wichtig, die Jungs hüpfen eher etwas wilder herum und schlagen sich “Schuhplattler – mässig” auf die Füsse.
Am Ende der Aufführung singen alle zusammen ein Lied mit dem Inhalt “Wir lieben Euch – möge Gott Euch auf Eurer Reise beschützen” und dann dürfen/müssen die Yachties noch 2 Lieder Polonaise und Disko mittanzen, herrlich!
Mike von der Quarantäne Behörde in Whangerei klärt uns endlich auf, was man an Lebensmittel mit nach NZ nehmen darf. Es gibt den einen oder anderen Aha Effekt und ich bin froh über jeden Tag, an dem wir die nicht “einführbaren” Lebensmittel noch verputzen können. Besonders interessant findet Reto als es Kichererbsen – Curry mit Hummus gibt ;-).
Dann tut sich Mitte der Woche ein Wetterfenster für den Schlag nach Ha’apai auf, wir klarieren “national” aus (muss man hier beim Wechsel der Inselgruppe) und gehen Anker auf Richtung Süden.
Zum Glück sind wir schon für am Nachmittag an dem Ankerplatz Maninita, denn nur bei dem Anblick der Einfahrt in diese Mausefalle dreht es mir schon den Magen um. „Bei diesem Wind und Schwel nicht machbar“ beschliessen wir und versuchen zwei weitere der Ankerplätze im Süden der Gruppe, allesamt nicht machbar.
Nachdem wir 3 Stunden im Kreis rumgesegelt sind enden wir leicht entnervt kurz vor Taunga in Ngau.
Am nächsten Morgen um 5 Uhr gehen wir los für die 60 Meilen nach Ha’apai. Unterwegs sehen wir 7 Mal Wale, leider alle zu weit weg um ordentliche Fotos zu machen. Aufgrund der nachlassenden Winden schlupfen wir nachmittags um 5 Uhr kurz vor einem Regenschauer in die Riffgespickte Einfahrt der Ankerbucht vor Foa. Uff, dass wäre mal geschafft, ohne einen Kratzer am She San -li!!
