Eine gute Woche geniessen wir die Vorzüge der Kleinstadt Savusavu. Wir gehen fast täglich auswärts essen – um 4 bis 6 Franken kann man sich das schon mal leisten…




Mit dem Bus fahren wir um 3 Franken pro Nase in gut 2.5 Stunden nach Labasa, wir finden dort noch das ein oder andere mehr als in Savusavu und geniessen die Inselrundfahrt.
Wir bunkern Diesel, Wasser, Bier und Lebensmittel, dann dreht der Wind für ein bis zwei Tage nach Süd, ideal – wir segeln nach Osten in die Viani Bay gegenüber von Taveuni.

Die Bucht ist schon ziemlich voll mit allesamt befreundeten Yachten, der Ankergrund hält schlecht und ist mit vielen Korallenköpfen durchsetzt. Nach 2 Stunden üben nehmen wir hin, dass der Anker kaum hält, es ist ja wenig Wind angesagt…
Der Grund warum alle hier sind? Das vorgelagerte Rainbow Reef ist eines der berühmtesten Tauchreviere in Fiji, auch ich war vor 23 Jahren schon mal hier zum Tauchen. Rick von der Duplicat organisiert für den nächsten Tag ein Boot mit Führer William, der uns dank Hilfe seiner Freunde dann auch zum vereinbarten Tauchspot bringt. Sehr bequem und es erwartet uns eine wunderschöne Unterwasserwelt ein paar meter unter der Wasseroberfläche. Weiter unten leider sehen wir, dass auch hier viele Korallen tot sind, wahrscheinlich von Hurricane Winston zerstört.

Am Abend machen die Familien am Strand einen “Erdofen” für die Segler. Das ist die traditionelle Methode zu kochen, wie es hier auf den Pazifik Inseln schon seit Jahrhunderten üblich ist. Dazu graben sie ein Loch und heizen mehrere Stunden Steine auf, auf die dann in Bananenblättern gehüllt das Gargut aufgelegt wird. Oben drüber dann noch ein paar Stauden als Deckel, und schon eine Stunde später ist das Essen fertig.

In der Zwischenzeit dürfen alle mal vom Nationalgetränk, dem Kava probieren. Das braune Wasser wird aus zerstampften Wurzeln gewonnen, sowohl das Resultat als auch das Vorgehen sieht etwas gewöhnungsbedürftig aus. Tapfer probieren Ulla und ich als erstes, und ich muss feststellen, dass es gar nicht mal so schlimm ist.
Am nächsten Morgen machen wir uns diesmal alleine mit unserem Dinghy auf zur berühmten Great White Wall und prompt finden wir die unter Wasser versteckte Tauchboje. Wir erleben einen schönen Tauchgang, allerdings ist die Wand nicht weiss, da dies nur beim Gezeitenwechsel morgens um 5 der Fall ist.



Zurück auf der She San entscheiden wir uns einen besseren Ankergrund zu suchen und verlegen uns 10 Meilen weiter westlich vor das Paradise Bay Resort.
Der Ankergrund dort ist auch nicht super, aber mit dem erwarteten Wind aus Süd hoffen wir in den nächsten Tagen in die Lau Gruppe segeln zu können.
Der Plan geht auf: in einem kurzen Nachtschlag segeln wir mit wenig Wind gemütlich nach Vanua Balavu.

Einmal durch den Pass laufen wir zusammen mit der Blue Lilly die berühmte Bay of Islands an, eine gut geschützte Bucht mit unzähligen Pilzinseln, ideal zum Paddel – Boarden und Kajaken.
Fast 5 Meilen entfernt von der Bay of Islands liegt das Dorf Dalikoni, am nächsten Morgen machen wir uns im Dinghy auf, um dort unser “Sevusevu” zu machen.
Gut dass ich mich am Strand mit dem trockenen Sulu umziehen kann, so bleibt nur ein Teil tropfnass. Eine Frau begleitet uns zum Haus des Chiefs, dort erleben wir unsere erste Sevusevu Zeremonie. Im Anschluss dürfen wir Fotografieren und erfahren ein paar Fakten über das Dorf.




“Sevusevu machen” bedeutet, den Chief vom Dorf aufzusuchen und mit einem Bündel Kava um Erlaubnis zu bitten, in seinem Stammesgebiet zu sein.
Der Chief oder sein “Turanga-ni-koro” (engl. “spokesman” oder dt. “Dorfsprecher”) murmeln dann einige Sätze über den Bündeln von Kava und am Ende heisst es “es ist gut, ihr dürft bleiben”.

Wir geniessen die Abende mit der Blue Lilly entweder bei feinem Essen oder mit der ein oder anderen Jam Session.
Absolutes Highlight ist das “Lied der Schlümpfe”, bei entsprechendem Internet Empfang lassen wir euch gerne mal daran teilhaben ;-).



Nach 3 Nächten verlegen wir uns auf die andere Seite der Insel in die Bavatu Harbour, dort gibt es eine schöne Wanderung zum Aussichtspunkt über die Bay of Islands.

Am nächsten Morgen motoren wir noch ein paar Meilen weiter in Richtung Süden in die “Little Bay”.


Das kleine Päckchen Kava, das wir eigentlich Tui mitgebracht haben, wird prompt für uns angemacht und Tui und Bui erklären uns nochmal das Ritual.
Man nimmt die halbe Kokosnussschale mit beiden Händen entgegen, sagt “Bula”, trinkt das Zeug auf ex und sagt beim Abgeben der Schale “Mara” oder so ähnlich. Danach sitze ich entspannt und zufrieden da und werde immer ruhiger. Es wirkt also doch!
Tags darauf machen wir uns pünktlich 2 Stunden vor Low Tide auf den Weg ins Dorf, Tui begleitet uns. Nach eineinviertel Stunden erreichen wir die Gärten vor dem Dorf, dort pfeift Tui den Chief aus seinem Garten, wir gehen zusammen ins Dorf, wo wir uns dann alle umziehen.






Beim Sevusevu das gewohnte Gemurmel über den Kawabündeln, dann die kurze Übersetzung “ihr gehört jetzt zum Dorf und dürft gehen wohin ihr wollt”. Trotzdem begleitet uns Tui durchs Dorf, zeigt uns das Haus vom Präsidenten, die Schule und stellt uns rundherum vor.
Als wir zurück kommen, tischt uns Bui Fisch fritiert und in Kokosmilch auf, dazu gekochten Mandiok und als Nachspeise Kompott aus Kochbananen. Gerade rechtzeitig vor Hochwasser erreichen wir unsere Bucht.


Am Abend gehen wir alle zusammen fischen, doch leider beisst keiner.
Am nächsten Tag versuchen wir es nochmal. Bui rudert auf einer (vor ein paar Tagen am Strand angeschwemmten) Plastikpalette sitzend bis zu uns in die Bucht, wirft ihren Korallenklotz als Anker und zeigt uns wie es geht.
Während ich nur Steine am Grund einfange, fängt Reto wenigstens einen und Bui dafür 3 oder 4 Stück. Wir bekommen 2 für unser Mittagessen, ich lehne dankend ab, hab aber keine Chance.
Hannes und Lydia verabschieden sich, ihr Zeitplan drängt. Kaum sind sie draussen aus der engen Bucht kommen dafür Vega, Loupan und Hakuna Matata dazu. Damit sind wir dann mit Sula und Osprey ganze 6 Yachten in dieser kleinen Bucht.
Am Wochenende ist Starkwind angesagt, wir denken gut geschützt zu liegen. Tun wir auch, nur hat keiner damit gerechnet, dass so starke Böen aus dem Schluff rausblasen. Es dreht uns alle wie verrückt und oft auch ganz schön nah aufeinander zu…




Nach der Kirche werden wir zum sonntäglichen Mittagessen eingeladen, der Tisch biegt sich vor lauter voll beladenen Platten mit in Kokosnussmilch gekochtem Fisch, Taro und Gemüse aus Taroblättern. Gut dass wir den anschliessenden Heimweg zu Fuss machen können…

Am Montag abend machen Tui, Bui und Sotia mit Familie am Strand ein Lagerfeuer mit ausführlicher Kavarunde. Nach dem 4. Minitässchen Kava reicht es mir, mein Kopf dröhnt. Wir Frauen steigen alle aus, die Männer trinken fleissig weiter.
Am Mittwoch morgen gehen unsere Wege auseinander, nur die Loupan bleibt noch in Vanua Balavu und geht mit uns in den Süden nach Susui.




Dort angekommen gehen wir natürlich als erstes mit unserem Kava an Land. Jacob, der Dorfsprecher empfängt uns am Strand und Chief George-i gibt uns die Erlaubnis zu bleiben, so lange wir wollen.







Etwas unvorsichtig frage ich, ob sie denn irgendwelche Elektrogeräte haben, die Reto sich vielleicht mal ansehen soll. Also geht es am nächsten Tag los in der Schule, Pelle ist natürlich auch live mit dabei. Die kommenden 4 Tage schrauben sie mal zu zweit, mal alleine an allem was nicht mehr geht.
Am dritten Tag machen Ulla und ich einen Marsch über die Insel, wir landen in verschiedenen Gärten, am Ende bei Anna, die wir nach dem Weg fragen. Anna lacht lauthals “Was machen denn 2 weisse Frauen wie ihr mitten im Busch?” und schenkt uns einem jeden eine Papaya und 2 Bund Inselkohl. Das ist ein für mich komplett neues Gemüse, herrlich scharf und ich erkläre es sogleich zum neuen Lieblingssalat!
Als Jacob am 4. Reparaturtag meint “die Dorfbewohner möchten euch am Nachmittag Obst verkaufen” kommt von mir nur scharf “I will not buy any fruits after Reto working here for 4 days repairing everything”.
Er versteht was ich meine, organisiert eine Ladung Bananen von der Familie, die gerade wieder einen Fernseher “bekommen” hat und eine ordentliche Ladung Papayas und Zitronen für den nächsten Tag.
Bilanz: die Computer in der Schule können wieder geladen werden, 2 Waschmaschinen repariert, 1 von 5 CD Playern (das Zeug ist wirklich Schrott…), 3 Fernseher (die guten alten mit der Röhre sind doch immer noch gut zu reparieren), 1 Nähmaschine.
Am meisten freut sich Anna, die endlich weiss, wie ihre Nähmaschine richtig funktioniert und die Bobine nun auch wieder aufrollen kann. Beim Öffnen des Plastikgehäuses der Maschine “Made in Thailand” ist Reto fast verzweifelt. Die Dinger werden wohl nicht wirklich gebaut, um repariert zu werden. Zum Dank bekommen wir neben einer weiteren Ladung Papaya nochmal ein ganzes Bündel voll Inselkohl, hmmmm!

Auf der Sawana Seite finden wir schliesslich einen recht gut sortierten kleinen Laden, ich bunkere Mehl, Zucker, Cracker und Eier und wir gönnen uns ein Glace.






Am Sonntag putzt sich das ganze Dorf heraus, die kleine provisorische Kirche ist brechend voll, der Gesang ist umwerfend, ansonsten verstehen wir wie immer nichts.
Nach der Kirche werden wir auch hier zum Mittagessen eingeladen. Es gibt riesige Mengen an Fisch frittiert und in Kokosmilch mit Mandiok und Inselkohl und wir “Palangi” (Weissen) dürfen mit den Männern anfangen, dann kommen Frauen und Kinder, es ist für alle genug da.

Wir helfen natürlich mit und freuen uns, wie die Kinder aufmerksam alles auflesen, vor allem Plastikmüll, der angeschwemmt wurde. Aber auch von den Einheimischen finden wir einige Berge an Müll, so wie die 20 Packete Windeln, die Akisi und ich in den Büschen hinter dem Strand finden.
Wir bringen alles zurück ins Dorf, wo leider die einzige Entsorgunsmöglichkeit das Verbrennen ist. Besser die Schadstoffe in der Luft als das Plastik im Bauch von Fischen und Vögeln? Wahrscheinlich schon, aber halt auch nicht gerade super…
Zum Abschied bekommen wir noch 2 frittierte Fische von Jacobs Frau Bale geschenkt und wir fühlen dass unsere Mitbringsel und Arbeitseinsatz doch wertgeschätzt wurden.
Zusammen mit der Loupan machen wir uns auf in Richtung Süden, Fulaga (gesprochen Fulanga) wäre das Ziel.
Nach der Tongan Passage möchten wir auf Kurs gehen, ohhps, wir schaffen es fast nicht! Der Wind kommt noch etwas zu sehr aus Süd, so wird das wohl nichts…
Über Funk verabschieden wir uns schon mal von der Loupan, die sicher besser hart am Wind segeln als wir.
Trotzdem tun wir unser bestes, und siehe da, der Wind ist gnädig und dreht immer gerade rechtzeitig. 21 Stunden später stehen wir tatsächlich vor dem Pass von Fulanga, wir freuen uns riesig!
Es ist morgens um 11 Uhr, die Wellen in der Passeinfahrt sehen ziemlich ruppig aus, Waschmaschine, wie erwartet. Wir drehen ein paar Runden vor dem Pass, essen gemütlich zu Mittag, dann kehrt die Tide. In dem Moment wo Strömung und Wind in einer Richtung sind wird es ruhig und wir fahren durch den Pass ins Atoll ein.

Türkisblaues Wasser und unzählige Inselchen erwarten uns, 3 Segler stehen in der riesigen wunderschönen Südostbucht vor einem langen Sandstrand, geschützt von allen Seiten. Hier gefällt es uns, hier werden wir wohl ein bisschen bleiben ;-).

Sehr interessant sind deine berichte. Wie immer. Unglaublich was ihr erlebt. Noch weiterhin schöne erlebnisse wünschen moni dario livio und duri
Vielen Dank!
nächstes Update über die letzten 6 Wochen in Fulaga kommt auch bald, hatten grad ne Weile kein Internet 😉