Auf Wunsch vieler unserer Seglerfreunde mache ich einen ersten “Fruchtbier Workshop”. Mein Fruchtbier ist ein spritziges, fruchtiges Getränk mit ca. 6-7 % Alkohol, es kommt bei Mann und Frau Segler allerseits sehr gut an. Majuro – und immer noch hängen wir fest weiterlesen
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Tarawa und Abaiang in Kiribati und in den Norden nach Majuro, Marshall Inseln
Vormittags um 11 Uhr holt Reto die “Boarding Party” im Hafenbecken ab, Zoll, Polizei, Quarantäne und Biosecurity sind mit dabei.
Vom Zollbeamten lernen wir das erste Wort in Kiribati “Mauri” (Hallo). Sie sind allesamt sehr nett und freuen sich über die Farbkopien unserer Pässe, die ich dummerweise auf dem Tisch liegen gelassen habe…
Da Immigration keine Zeit hatte, müssen wir im Anschluss mit dem Minibus auf die Nachbarinsel Bairiki. Dort werden unsere Pässe gestempelt und wir geben unseren Antrag für den Besuch der auswärtigen Atolle ab.
Dann noch Internet besorgen und der erste Tag im neuen Land ist vorüber… In Wikipedia erfahren wir, dass Tarawa, Kiribati eine Durchschnitts- Temperatur von 30.9 Grad hat, mit einem Minimum von 30.6 Grad und einem Maximum von 31.3 Grad. Na prima, es fühlt sich auch so an, bei einer Luftfeuchtigkeit von 80 % läuft der Schweiss schon morgens um 7 Uhr in Strömen 😉
Mit Diesel bunkern, Blog schreiben, Fisch trocknen, Wäsche waschen und dem ein oder anderen Spaziergang durch Betio und Bairiki vertreiben wir uns die Zeit. Auch gönnen wir uns eine Rundfahrt mit dem Minibus über das Atoll entlang Süd Tarawa.
aber diesmal sind wir froh, denn er bringt uns guten Wind, um bei gutem Licht am Pass anzukommen.
Das ist auch gut so, denn mitten im Pass schimmert es schauerlich grün und grau unter uns, kein Wunder, es sind nur 3.5 Meter Wasser unter She San-li’s Kielen.
Auf der anderen Seite der Lagune ankern wir vor dem Hauptort und gehen an Land – erster Gang geht zum Polizist, dem wir unsere Bewilligung übergeben.
Beim ersten Spaziergang durchs Dorf sind wir überwältigt, alle Häuser sind aus natürlichen Materialen gebaut, mit Pandanus gedeckt und nur selten ist ein Wellblechdach auf einem öffentlichen Gebäude zu sehen.
Die Familie vor deren Haus wir unser Dinghy festbinden ist sehr freundlich, die Mutter lädt uns ein in ihrem Hüttchen Platz zu nehmen und serviert uns einen Tee.
Am idyllischen Strand davor stört uns jedoch bald die Anzahl an Scherben, verrosteter Konservendosen und ein ziemlich gut zuzuordnender Gestank. Wir verlegen She San weiter in den Süden der Insel.
Beim nächsten Landgang im Süden werden wir wiederum freundlich von der Familie empfangen, vor der wir unsere Dinghy festmachen. Wir müssen uns sofort setzen und werden zu Kokosnüssen eingeladen. Wir schenken dem Vater einen Tabak und der Mutter ein paar Cremes und Seifen, als Dank bekommen wir 6 weitere Nüsse zum mit nach Hause nehmen ;-).
Am Abend möchten wir zurückkommen, nebenan ist Tanz angesagt. Leider giesst es in Strömen und der Tanzabend fällt ins Wasser.
Am zweiten Tag erkunden wir die Insel zu Fuss und treffen auf Tinaii vom Terau Beach Bungalow Resort. Sie verwöhnt uns mit einer Kokosnuss und erzählt uns von Nick, einem Schweizer, der mit seiner Frau Lisa 10 min weiter lebt.
Als wir 2 Stunden später mit dem Dinghy auf das Häuschen mit der Schweizer und der Kiribati Fahne zusteuern winkt uns Nick freudig zu.
“Kömmand ina as isch ghaizt” (kommt rein es ist geheizt) meint er nur und schwupps, sitzen wir im Trubel mit auf dem Balkon. Denn gerade eben sind seine 84 jährige Mutter Anni und ihr Mann Pete aus der Schweiz angekommen, was für eine Reise rund um den Globus!!!
In den nächsten Tagen sitzen wir häufig bei Lisa und Nick auf dem Balkon, schlürfen Kaffee, kaltes Wasser oder Weissbier und geniessen ihre Gastfreundschaft.
Lisa zeigt mir, wie man die Muscheln am Strand sammelt und zubereitet, ich zeige ihr, wie man den Kefir ansetzt und daraus Frischkäse zubereitet (dank Lydia und Anja wunderbarem Kefirpilz!!).
Was für ein Fest! Es wird das beste Fondue, das ich jemals gegessen habe und das bei 35 Grad Celsius fast am Äquator.
Zusammen mit meinem knusprigen frisch gebackenem Graubrot und einigen gut gekühlten Flaschen Weisswein schwelgen wir im flüssigen Käse, sensationell!
Aber auch bei Tinaii und Kaboua essen wir zweimal wunderbar, um CHF 3.50 pro Person auch nicht mal ein Luxus, dafür aber super lecker!!
Wir sind zu faul, unsere aus dem Schwimmer auszugraben und am Ende wieder alles zu entsanden.
Trotz dem ein oder anderen Schauer und den für uns eher ungewohnten Rädern mit Rücktrittsbremse schaffen wir es mehr wie 20 km in den Norden der Insel. Mein Ziel ist Tebunginako, die (angeblich?) wegen dem Klimawandel verlassene Stadt.
Auf dem Rückweg bleiben wir in Koinawa stehen, hier trifft sich gerade das ganze Atoll zu den Weihnachts-Festivitäten, heute ist Fussballmatch an der Reihe. In all den grossen Manaebas (Gemeinschafts-häusern) wird campiert und gekocht, die restlichen Dörfer sind alle verlassen.
Als wir einen Wetterslot für die Weiterreise entdecken, sind wir nicht gerade glücklich. Gerne hätten wir noch ein paar Tage hier verbracht. Schweren Herzens nehmen wir von Lisa und Nick Abschied und machen den Schlag zurück nach Tarawa, Diesel bunkern und ausklarieren.
Und wieder brauchen wir den ganzen Vormittag damit Pässe gestempelt und das Zolldokument erstellt ist ;-(. Dann aber hurtig Anker auf und hinter der Oceanna her, die das gleiche Ziel haben. Die Zeit ist knapp bemessen, wir sollen für die 390 Meilen nicht mehr wie 3 Tage brauchen, damit wir am 24.12. ankommen. Ansonsten müssen wir beim Einklarieren USD 270.- für Überzeit bezahlen.
Dann erwischt uns ein Megasquall, ein weisse Gewitterwand schiebt sich über uns drüber. In kürzester Zeit rauschen bis zu 39 Knoten Wind über uns durch, wir reffen und reffen und reffen bis nur noch das 3. Reff im Gross und ein Fuzeli von der Fock rausschaut.
Danach ist natürlich jeweils der Wind weg, aber wer möchte nach so einem Erlebnis gerade wieder ausreffen? Nur viel Zeit zum Rumdümpeln haben wir auch nicht… Also heisst es Segel raus, Segel rein, … bis wir beide müde Arme haben.
Nach gut 2 Tagen unterwegs beisst am 23.12. ein paar Meilen östlich von Mili beisst ein Fisch an der kleinen Angel, mit Kurbeln geht nichts mehr.
10 Zentimeter weise holen wir die Leine ein, Reto mit dem Handschuh und ich an der Kurbel.
Eine halbe Stunde später liegt ein 14 kg Gelbflossen Thunfisch bei uns im Cockpit, ich bin überglücklich, auch wenn es eine riesige Sauerei gibt. Der Wind bläst das Blut und die dunklen Schuppen überall durchs Cockpit, ich beeile mich, das Viecherl in den Kühlschrank zu bringen…
Danach verzichten wir beide gerne auf das Abendessen, auch schaukelt es gerade viel zu viel.
Um 2 Uhr morgens umrunden wir das Atoll von Majuro, wegen einem Riss einer Naht in der Genua haben wir diese im 5. Reff und segeln aber immer noch gut 5 Knoten.
Das reicht, um 5 Uhr fahren wir durch den Pass und segeln langsam zum Mooringfeld vor dem Hauptort.
Die einzige freie Mooringboje liegt etwas zu nahe an 2 vor sich hin rostenden Wracks, kein Problem, solange der Wind nicht dreht…
Wir machen uns schlau, was zu tun ist, packen unsere Papiere, fahren mit dem Taxi zum Zoll. Dort heisst es “ Ihr dürft gar nicht hier sein, geht zurück aufs Schiff…” Also wieder zurück mit dem Taxi, der Zollbeamte kommt gleich nach uns an. Mir nehmen ihn mit aufs Schiff, er durchsucht ein paar Schränke, dann eröffnet er uns “Jetzt müsst ihr noch USD 75 Strafe zahlen, weil ihr ohne Erlaubnis an Land seid”. “Was?” entfährt mir ganz entsetzt “aber wir haben doch alles versucht, um es richtig zu machen, nur hatten wir scheinbar eine falsche Information”. “Ok, ihr möchtet also nicht zahlen? Dann halt nicht..” Mir fällt ein Stein vom Herzen, ich bedanke mich mit Tränen in den Augen…
Für uns geht es dann wieder an Land, zurück mit dem Taxi zu Immigration, dann langsam zu Fuss wieder retour. SIM Karte und Datenpacket ist die nächste Prio, Weihnachten steht vor der Tür, da möchten wir auch kommunizieren können. Leider funktioniert es wieder mal nicht, wir verbringen 2 ganze Stunden im Laden bis das I Pad mit dem WIFI verbindet…
Völlig verhungert und verdurstet und natürlich auch hundemüde fallen wir in den nächsten Laden, ein Bier und ein Cassavapudding retten uns.
Bis wir bei She San zurück sind ist es fast 5 Uhr nachmittags, wir sind hundemüde und völlig kaputt. “Jetzt erst mal in Ruhe ein Ankunftsbier trinken” meint Reto. “Ja gleich, ich wasche noch schnell die grünen Blätter, die ich von Don bekommen habe”. Don versorgt hier die Segler mit Grünzeug aus einem Garten für den er voluntiert, an und für sich eine tolle Sache.
Ich bin fast fertig, da beisse ich in ein Blatt und habe unmittelbar einen stechenden Schmerz im Mundraum und Rachen und obwohl ich das Zeug sofort ausspucke, es brennt fürchterlich und fühlt sich an wie ein tauber Klumpen, der nicht mehr zu mir gehört.
Nach anfänglichem Kefir (hatte ich so im Kopf da Milch wohl bei Chili helfen soll) trinke ich einen Liter Wasser und eine Tasse Essig, es brennt immer noch wie blöd. Reto verabreicht mir ein paar Globuli von Apis, dann wird es langsam etwas besser.
Tolle Weihnachten, ich liege völlig zerstört auf der Couch. Erst zwei Stunden später rapple ich mich auf, nimm eine Dusche und versuche vorsichtig ein Bier zu geniessen, es geht einigermassen.
Nach einer weiteren Flasche Bier serviere ich unser Weihnachtsdinner, endlich gibt es den Thunfisch, den wir tags zuvor gefangen haben ;-).
Am 25. Dezember organisiert die Seglergemeinschaft ein wunderbares Weihnachts – Potluck (“Topf-Glück” – ein jeder bringt einen Topf zu essen), es gibt reichlich feines Essen, natürlich darf ein Truthahn dabei nicht fehlen.
Die kommenden Tage muss erst mal die Naht in der Fock repariert werden und weil sie schon mal unten ist repariert Reto auch noch viele andere Nähte und Scheuerstellen.
Unzählige Male laufen wir die Inselstrasse entlang, um die Bewilligungen für den Besuch der äusseren Inseln zu ergattern. Es zieht sich, aber so ist das halt hier.
Am Silvesterabend ist Block Party angesagt, die Strasse wird gesperrt, Stände aufgestellt, Schweine, Huhn und Lammspiesschen grilliert und an jedem Ende spielt eine Band irgendwelche “Trullala- Musik” sagt Reto. Die Seglergemeinschaft trifft sich vor dem Formosa Supermarkt ein, wo nicht nur das beste Hühnchen grilliert wird, sondern auch regelmässig 1.50 m grosse Plüschfiguren in schwarz und orange auftauchen und vor uns tanzen.
Wir sind wohl alle zu alt, um die Figürchen zu identifizieren, aber doch wohl betrunken genug, dass es Spass macht zuzusehen…
Um 10 nach 12 fällt jemand in unserer Runde auf, dass sich alle rundherum umarmen, es scheint Neujahr zu sein! Also ein gutes Neues!
Die Tropical Depression TW 01 bildet sich und verspricht Winde aus West bis zu 60 Knoten.
Das könnte durchaus unangenehm werden, also prüfen wir unsere Mooring, verstärken die Festmacher und erkunden uns über den Schutz auf der anderen Seite der Insel.
Zum Glück bleibt das Zentrum südlich von uns und löst sich wieder auf, anstatt stärker zu werden. Immerhin, es bringt einen Haufen Regen, die Wassertanks werden wieder gefüllt.
Als die wichtigsten Arbeiten erledigt und die wichtigsten Teile bestellt sind gehen wir daran die Wracks der Gegend zu erschnorcheln und zu ertauchen. Hier liegt so allerlei interessantes im Wasser und die Sicht ist für eine Lagune erstaunlich gut.
Nach 3 Wochen fehlt uns immer noch eine Bewilligung für den Besuch der nächsten Insel im Norden. Die Organisation der dafür zuständigen Behörde ist für uns immer wieder erstaunlich, aber ausser schmunzeln und abwarten bleibt uns fast nichts anders übrig, also geniessen wir die zeit und machen das beste daraus… 🙂
Über Savusavu in den Norden nach Tuvalu und Kiribati
Wir bringen Gaby und Markus zum Flughafen und plötzlich sind wir wieder alleine. Nach den 4 Wochen Besuch an Bord von ihnen und vorher Maren ist unser She San-li wieder richtig leer.
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