Wir geniessen es wirklich, es ist einfach herrlich, das Schiff im Wasser zu haben. Das Schaukeln habe ich richtig vermisst und die Freiheit, einfach ins Wasser zu springen und wenn man möchte, eine Bucht oder Insel weiterzuziehen…
Wir bleiben 3 Tage lang an der Mooring in der Clarks Court Bay, genauer Bungy Bay und machen unser She San-li und uns wieder reisefertig. Die Segel werden wieder aufgezogen, die Motoren nochmal in der Höhe justiert, dann endlich verschwinden die Werkzeugkisten und Hilfsmaterialen so langsam wieder in den Kisten und unter den Betten.
Zusammen mit Karen und Reinhard von der Findus wir hören uns ein letztes Mal die Sabrina Francis im Phare Bleu an und erfahren bei dieser Gelegenheit, dass auch schon andere Probleme mit unserem Lieblings-yanmarvertreter hatten…
Da es für Wäsche waschen, Yogastunde und Besuch der Ersatzteil und Hardwarestores in der Prickly Bay einfacher ist, verlegen wir die 3 Meilen weiter nach Westen und verbringen zwei letzte Tage nochmal dort.
Endlich besuchen wir die West Indies Beer Company, die wirklich hervorragende Biere herstellen. Sogar die Ales schmecken fein, mit viel CO2 und abwechslungsreich aber ausgewogen und “drinkable”.
Dann ist es soweit, wir verabschieden uns von Grenada Insel und segeln die 45 Meilen zur im Norden liegenden Schwesterinsel Carriacou mit dem Ziel unser Schifferl auszuprobieren und uns so langsam wieder an das Segeln zu gewöhnen.
Die 3 Tage vor Ort bis zum nächsten Wetterfenster geniessen wir die überschaubare und ruhige Insel Carriacou und unseren Ankerplatz in der Tyrrel Bay.
In der Vormittags/ Mittagshitze wandern wir auf den immerhin fast 300 Meter hohen Chapeau Carré, von dem wir einen herrlichen Ausblick über den Süden der Insel bis runter nach Grenada haben.
Am nächsten Tag werden die Fahrräder endlich mal wieder ausgepackt. Wir fahren auf grösstenteils unbefestigten Strassen einmal rings um die Insel, 42 km und 500 Höhenmeter, ein Platten und ein paar schöne Verpflegungs- und Fotostops. Besonders schön die unbewohnte dem Atlantik ausgesetzte Ostküste, der Blick auf Petite Martinique, die Schwesterinsel im Nordosten und der Paradise Beach im Südwesten mit Blick auf das wunderschöne Sandy island, auf dem wir im März schon herrliche Tage mit meiner Familie verbracht hatten.
Am Samstag morgen heisst es dann noch schnell die Dieselvorräte auffüllen und los geht’s Richtung Westen mit dem Ziel Bonaire. Ganz gerade verfolgen wir den Weg nicht, sondern segeln erst mal leicht in Richtung Norden, denn wir möchten den zu Venezuela gehörigen Inseln nicht zu Nahe kommen. Auch wenn die häufigsten Meldungen von Piraterie auf dem Weg von Grenada nach Trinidad sind, möchten wir einfach ein unangenehmes Zusammentreffen ausschliessen.
Wir haben wunderbare Segelbedingungen, Vollmond und nur wenige Tropfen Regen während der 3 Tage und 416 Meilen bis nach Bonaire.
Am ersten Tag wird unser im März neu erstandenes Segel, ein “Screecher” ausprobiert und wir sind sehr zufrieden. Mit 75 m2 ist es doch deutlich grösser als das 45m2 Vorsegel, und platt vor dem Wind können wir mit beiden zusammen Schmetterling fahren. Wenn ein Squall in die Nähe kommt, ist es nach ersten Erfahrungen in wenigen Sekunden wieder aufgerollt.
Am zweiten und dritten Tag haben wir fast zu wenig Wind und sind dann doch froh zumindest tagsüber den etwas aufwendigen handzuhabenden Parasailor zu setzen. Vorteil, wenig Wind heisst auch wenig Welle, so haben wir es richtig gemütlich an Bord. Einzige Sorge immer wenn wir ein anderes Boot sehen, dass sie uns ja in Ruhe lassen….
Fische beissen diesmal leider keine, vielleicht sind wir ihnen zu langsam, da wir nur 3.5 Knoten Fahrt durchs Wasser machen. Zusammen mit den 1-2 Knoten Strömung kommen wir aber mit rund 5 Knoten immer noch gut voran.
Und gerade als wir mit einer Dose Bier beim Sundowner sitzen und ich denke, was für eine (zum Glück auch) ereignislose Überfahrt, da kommt ein Schwarm Delphine und schwimmt mit She San-li um die Wette. Besuch von Delphinen hatten wir ja schon öfter, vor allem noch im Mittelmeer und das letzte Mal in der Strasse von Gibraltar.
Aber diesmal sind es nicht nur 2 oder 3, diesmal sind es sicherlich 15 bis 20. Und sie hauen nicht nach ein paar Minuten wieder ab, nein, diesmal bleiben sie eine volle halbe Stunde genau bis die Sonne dann wirklich untergeht und man sie nicht mehr gut sehen kann, was für ein Erlebnis!
Am nächsten Morgen, nach 3 Tagen und Nächten ist dann endlich Bonaire in Sicht, man sieht es gleich, so flach wie das hier ist, das muss Holland sein!
Wir runden das südliche Ende der Insel und sind gedanklich schon fast angekommen, denkste! Unser Screecher kommt bei halben Wind (aus 90°) ganz schön viel Kraft ins Segel, wir möchten ihn einrollen, das Segel macht aber Form einer Banane und die Einrollleinen sind völlig um das untere Ende verwickelt. So ein Mist, muss das jetzt sein. Reto schneidet die Verbindung der Endlosleine durch, damit wir das ganze entwirren können und bald sehen wir auch den Grund: das Seil am Segelfuss hat sich in die Länge gestreckt und war Auslöser für die “Banane”…
Nachdem wir alles entwirrt, neu befestigt und die Endlosleine repariert haben, versuchen wir es nochmal, aber auch diesmal ist beim Aufrollen noch der Wurm drin, alles verwickelt wieder und unter einigem Geschimpfe müssen das Segel bergen und mit rechtem gestopfe in die Kammer unter Deck versorgen.
Wir sind schon fast in Kralendijk kurz vor dem Bojenfeld, da kommt mit hoher Geschwindigkeit ein kleines Boot bei uns längsseits – wir werden geentert von 2 Beamten der Coast Guard. Wir sind baff, aber die beiden sind freundlich, Schiffspapiere und Pässe werden gecheckt und nach einiger Zeit Papierkrieg wird dann tatsächlich noch das Schiff durchsucht, Schränkchen geöffnet, Bilgen und Stauräume begutachtet…
Dann, endlich, eine Boje aussuchen, festmachen, ausschnaufen. Bei Customs und Immigration bekommen wir einen ersten Eindruck der hiesigen Sprache – neben niederländisch sprechen die Einheimischen hier Papiamento, was uns in vielen Worten sehr ans Portugiesische erinnert. Wir warten anderthalb Stunden auf die Immigration Beamtin, nach 5 min ist dann auch der richtige Stempel im Pass drin.
Auf der anderen Seite der Stadt (wir fahren mit dem Dinghy) müssen wir uns noch für die Benutzung der Boje anmelden und bezahlen, denn in Bonaire ist striktes Ankerverbot.
Als wir gerade unseren Sundowner geniessen kommt uns unser Nachbar Martin und lädt uns ein am nächsten Tag beim Cruisers- BarBQ auf der kleinen Insel nebenan namens Klein-Bonaire mit zu machen.
Wir fühlen uns willkommen und finden das prima, nach 24 Stunden kennen wir bereits 10 Crews der ca. 30 Yachten, die hier liegen.
Die folgenden Tage steht dann erst mal Tauchen auf dem Program. Einfach ins Wasser springen und abtauchen 😉
Das Riff startet direkt unterhalb vom Boot und ist hier interessant zwischen 8 und 18 Meter, ideal für uns.
Gleich am ersten Tauchgang erschreckt mich ein Fisch, der direkt vor meiner Nase auftaucht, und ein zweiter kommt noch mit dazu.
Die beiden bleiben ständige Begleiter, wir lernen, dass sie auf Englisch French Angelfisch (dt: Französischer Kaiserfisch) heissen und bekannt dafür sind, keine Angst vor Tauchern zu zeigen.