Zwei Wochen lang stehen wir mit der SHE SAN in der Marina, räumen auf, putzen und packen. Alles an Bord was zur Erinnerung und zur Erleichterung der SHE SAN besser in Europa aufgehoben ist stopfen wir ins Gepäck. Dann ist es so weit. Wir nehmen Abschied von unserem Schifferl, das uns die letzten fast 5 Jahre so treu um die Erde gebracht hat. Wie lange wird es wohl gehen, bis wir sie wieder sehen? Mit einem komischen Gefühl im Magen geht es morgens um 10 Uhr zum Flughafen.
Heimflug nach 2.5 Jahren
Wir sind vier Stunden zu früh, da die Fähre von der Marina zur Hauptinsel nicht sehr häufig geht und unser Flug umgebucht wurde. Erst vor Ort fällt uns auf, dass der umgebuchte Flug gar nicht auf den Hauptflughafen in KL fliegt, das ist ärgerlich. Wir hatten extra 20 Dollar mehr ausgegeben, um das Gepäck durchzuchecken und nicht durch die ganze Stadt fahren zu müssen und jetzt enden wir auf dem falschen Flughafen, wir sind mehr wie genervt. Der Transfer kostet uns nochmal weitere 20 Dollar, super. Als wir bei der Airline nachfragen ist natürlich Corona dafür verantwortlich, wir sollen ein Online Beschwerdeformular ausfüllen…
Nachmittags um 16 Uhr treten wir durch einen Ganzkörper -Temperaturscan in den Flughafen von Kuala Lumpur ein. Es wirkt fast gespenstisch, alles ist zu und menschenleer. Der Weiterflug geht erst nachts um 2 Uhr, irgendwie müssen wir noch 10 Stunden totschlagen. Mit dem Gepäck auf dem Karren suchen wir uns einen Kiosk, wenigstens verkaufen sie ein Bier, wenn auch sehr teuer.
Dann endlich geht es los mit der Qatar über Doha nach Zürich. Für die Passagiere gilt am Flughafen und in den Flugzeugen Maskenpflicht, doch die Stewardessen sind besonders arm dran. Diese müssen den ganzen Flug über in einer Vollmontur verbringen, mit Ganzkörperanzug, Schutzbrille, Handschuhen und Maske natürlich. Das dabei keine umkippt, erstaunt mich noch irgendwie. Für uns sind die beiden Flüge kurzweilig, es hat genug Platz, ich lege mich über 3 Stühle zum Schlafen, etwas krumm, aber immerhin.
Am Flughafen Zürich geht alles Ratz Fatz. Die Passkontrolle ist mit einem Einscannen unserer Pässe erledigt. Wir staunen nicht schlecht, denn eine Einreiseprozedur unter 1 bis 4 Stunden sind wir gar nicht mehr gewöhnt. Aber wir sind hier ja schliesslich „zu Hause“. Die Beamten tragen erfrischenderweise alle keine Masken und das Gepäck ist da, bevor ich vom WC zurück bin. Nur 20 Minuten nach Ankunft umarmen wir Reto’s Mama Felicitas und Sohn Jannick, die Tränen fliessen beim Wiedersehen nach 2.5 Jahren.
Mann, ist die Schweiz schön im Sommer!
Auf der Strecke von Zürich bis nach Pragg / Jenaz im Prättigau komme ich aus dem Staunen fast nicht mehr heraus. Die Schweiz im Sommer, was für eine Augenweide! Diese Bilder habe ich seit 5 Jahren nicht mehr gesehen. Die saftig grünen Wiesen, peinlich genau gemäht wie im Bilderbuch, die steilen Berge geschmückt mit Resten von Schnee, die Seen mit vereinzelten Segelbötchen zwischendrin. Der Wahnsinn!
Das nächste was uns unglaublich erscheint ist die Sonne. Bis abends um 9.30 ist es hell und dann schon wieder um 4.45 in der Früh. Das hilft natürlich nicht besonders bei unserem Jetlag. An den ersten Tagen sitzen wir regelmässig um kurz vor 5 Uhr hellwach im Bett…
Auch sonst sind die Annehmlichkeiten des Lebens an Land bemerkenswert: beim Duschen kommt problemlos warmes Wasser, die Toilette zu bedienen kostet nur einen Knopfdruck (anstatt 25 Mal pumpen), beim Wäschewaschen hilft die Waschmaschine im Haus (anstatt Handwäsche oder einer Excursion zum nächsten Waschsalon) und das Geschirr wird vom Geschirrspüler automatisch abgespült. Der Strom kommt aus der Steckdose und ist scheinbar „unbegrenzt“. Gut, seitdem wir die Lithium Batterien haben, ist letzteres auch bei uns an Bord keine grosse Einschränkung mehr. Aber dennoch fällt uns extrem auf, dass all diese alltäglichen Selbstverständlichkeiten für uns in der Zwischenzeit zu etwas Besonderem geworden sind.
Zudem ist es so „kalt“, dass wir zum Schlafen eine Decke benötigen und uns zum Aufwärmen aneinander kuscheln müssen. Auf dem Schiff dagegen habe ich in der Nacht 3 Handtücher durchgeschwitzt und Reto’s liebevolle Umarmung dankend abgewiesen.
Eine kulinarische Reise durch Europa
Natürlich geniessen wir auch das Essen. Von diversen Fleisch und Wurst Köstlichkeiten vom Grill über Raclette und Käsefondue zu Tomate mit Mozzarella und Basilikum und Engadiner Würsten feiern wir unsere Ankunft in der Schweiz.
In meiner Heimatstadt Passau
Dann fahren wir ins Bayerische, wo wir bei meinen Eltern mit Weissbier, Weisswurst, süssem Senf und Brezen sowie Wienerschnitzel die Bayerischen und Österreichischen Köstlichkeiten geniessen.
Viele wichtige Termine in der Schweiz
Wieder zurück in der Schweiz muss sich Reto erstmal die Hand operieren lassen. Der kleine Finger ist komplett gebeugt, es ist allerhöchste Zeit sagt der Arzt.
Ein paar Tage später feiern wir die Hochzeit von Reto’s Gottamaitli (dt. Patenkind) Ladina und Dominik, ein tolles Fest.
Mit Felicitas zusammen geht es ins Engadin, wir suchen Arven (Zirben) Zapfen, besuchen ihren Heimatort La Punt Chamues-ch, kaufen Engadiner Spezialitäten wie Trockenfleisch, Salziz und Engadiner Nusstorte ein.
Als nächstes feiern wir Felicitas’s Geburtstag mit einem Fondue, einem abendlichen Weisswurstfrühstück und einem Grillabend.
Bei Telma und Sepp schlemmen wir Brasilianischen Schweinsbraten und Fejoada und Marco und Christine servieren die “Vorspeise” aus einem legendären Highspeed Pizzaofen bevor sie im Anschluss noch den Grill anwerfen.
Ausflug nach Erfurt
Gut genährt fahren wir zu meiner Schwester Gaby nach Erfurt wo wir mit Lamm vom Grill nicht weniger verwöhnt werden und uns mit einem weiteren Fondue und Thailändisch revanchieren dürfen.
Zwischen den Schlemmereien erkunden wir Erfurt und Umgebung:
Ferien in Österreich und Italien
Mit meinen Eltern zusammen besuchen wir Albert und Inge in der Steiermark, dort gibt es Brüsterl (durchzogener Schweinebraten mit Kruste und frischem Kren (Meerrettich)) und saures Rindfleisch mit Kürbiskernöl, es schmeckt vom feinsten. Zusammen mit einer Auswahl an Steierischen Weinen lernen wir diese Ecke Österreichs schätzen.
Ein Tal weiter wohnt mein Onkel Erich, der zusammen mit seiner Frau Anita schon einen ganzen Topf Gulasch für uns gekocht hat. Doch sind wir beim Schwammerlsuchen so erfolgreich, dass erst mal die Eierschwammerl gegessen werden müssen.
Wegen drohendem Regen verziehen wir uns für ein paar Tage ins Friaul und geniessen die Italienische Küche zur Abwechslung. Dankbar bin ich für den schönen Joggingweg, so kann ich wenigstens ein paar Kalorien wieder abarbeiten.
Zurück in Kärnten besuchen wir meinen Onkel Hanshorst und Evi und schlemmen Forelle und Gemüse vom Teppanyaki Grill.
und zurück in die Schweiz
und zurück in der Schweiz treffen wir unsere Freunde in Zürich für ein wunderbares Fest mit brasilianischem Essen und Tanz!
Soweit sogut, jetzt wäre es eigentlich langsam an der Zeit, dass wir unseren Retourflug buchen, nur ist leider von einer Grenzöffnung in Malaysien noch nichts zu sehen… Wir bangen weiterhin und hoffen, dass doch bald noch ein Wunder geschieht!
So hat der traurige Abschied von eurer Shesan auch eine positive Seite….
Vielen Dank für diese kulinarische Reise
da wären wir gerne überall dabei gewesen.
Bleibt optimistisch!!!
Liebe Gaby, bis dato ist alles gut, nur würde es natürlich noch mehr Spass machen, wenn wir entspannt wüssten, wann wir wieder zurück auf die SHE SAN dürfen…