Sonnenaufgang über Langkawi

Fremdbestimmt – oder es kommt immer anders als man denkt…

Ich war noch nie gerne fremdbestimmt. Leider ist das beim Segeln und Leben auf dem Segelboot nicht immer so frei wie es sich anhört.

Schon nach knapp 2 Wochen auf unserem Weg durch das Mittelmeer musste ich dies bitter lernen. Ich äussterte den Wunsch “ ich mag noch einmal Schwimmen bevor wir in Lefkas im Hafenbecken hängen…”. Schlechte Entscheidung – um mehr wie ein Haar hätten wir deswegen fast das Schiff verloren. Seitdem überlege ich mir gut, meinen Willen über den Willen des Wetters zu stellen.

Auch die Wartung der essentiellen Anlagen an Bord hat immer oberste Priorität. Es lohnt sich, hier nicht schlampig zu sein, vor allem vor Anker oder unterwegs auf hoher See muss alles relevante funktionieren.

Die Recovery Movement Control Order verunsichert uns schwer, trotzdem machen wir uns bereit nach Hause zu fliegen

In den letzten Monaten allerdings nimmt das Fremdbestimmt sein nochmals andere Ausmasse. Und wäre da jetzt wirklich flächendeckend ein Killer Virus unterwegs, würde ich es ja auch gerne verstehen. Aber bildet Eure Meinung selbst, hier zur Info von Malaysien, Thailand und Singapur die Zahlen Anzahl Tote aus dem Worldometer:

Tägliche Coronatote Malaysien (32.4 Mio Einwohner d.h. 4 Tote/Mio Einwohner)
Tägliche Coronatote Thailand (69.8 Mio Einwohner – d.h. 0.8 Tote pro Mio Einwohner)
Tägliche Coronatote Singapur (5.8 Mio Einwohner – d.h. 4 Tote pro Mio Einwohner)

Und selbst in Deutschland, Österreich und der Schweiz sagen uns die Fakten etwas anderes – seht selbst:

Vergleich vom Durchschnitt der Sterbefallzahlen der Jahre 2016 bis 2019 in grau, 2018 ! in rot ! und 2020 ! in blau! für Deutschland
Übersterblichkeit in der Schweiz und in Österreich in den Jahren 2015 bis 2020 (gemäss Euromomo) – man vergleiche die Fläche unter den Kurven nicht die Spitzenwerte!

Nach dem Email der Schweizer Botschaft, die uns aufgefordert haben, in die Schweiz zurück zu fliegen haben wir brav unseren One Way Flug nach Zürich gebucht (siehe Blog vom Mai). Gut, unsere Familien und Freunde freuen sich auf uns und wir uns auf sie. Immerhin sind es schon wieder 2.5 Jahre, dass wir das letzte Mal in Europa waren und zu uns zu Besuch kamen nur meine Schwestern und Eltern.

Allerdings sind wir naiv davon ausgegangen, dass wir nach einigen Wochen auch wieder zurück zu unserem Schiff kommen werden. Wir hörten Gerüchte über eine mögliche Grenzöffnung in Thailand im Juli und stellten uns vor, dass Malaysien ähnlich handeln wird, sind sie doch ebenso sehr stark vom Tourismus abhängig.

Ja denkste! 3 Tage vor dem Ablauf der “Conditional Movement Control Order” am 9. Juni erfahren wir, dass Malaysien die “Recovery Movement Control Order” bis zum 31. August 2020 verlängert.

Mich trifft fast der Schlag.

Mit der neuen Situation könnten wir bis Mitte September in Malaysien bleiben, das ist super, aber jetzt haben wir ja schon einen Flug gebucht. Wenn wir nun aber nach Hause fliegen, wissen wir nicht, wann wir wieder zurück dürfen.
Die Nachricht bekommen wir von Philippe von der Ulani, der noch locker dazu schreibt “ja dann werden sie wahrscheinlich erst Mal im September für die Region und gegen Ende Jahr für International die Grenzen öffnen…”. Mir bleibt schier die Luft weg. Als wir uns die offizielle Information selbst ansehen, finden wir darin allerdings keine konkrete Aussage, wann wirklich der Zeitpunkt einer Grenzöffnung sein wird. Es kann also sowohl früher als auch später werden, alles ist möglich.

Viele Biere und eine schlaflose Nacht helfen nicht wirklich die Nachricht zu verdauen. Auch nicht, dass wir in der Zwischenzeit in der Marina sitzen, einen Platz für 3 Monate bezahlt haben und die Marinaleitung auf meine Anfrage die 3 Monate aufgrund der speziellen Lage zu unterbrechen nicht entgegenkommend reagiert.

Wir sollten nämlich dringend nach Penang unsere Kette galvanisieren lassen, dass war schon für Anfang April geplant und unsere erst 2 jährige Kette rostet schon wieder ganz ordentlich. Doch 2 Marinas gleichzeitig zahlen macht auch keinen Spass. Um den Rost zu stoppen streicht Reto die gesamte Kette mit Rostumwandler ein.

Ein Rosthaufen nach nur zwei Jahren
Ein Rosthaufen nach nur zwei Jahren
Die rostige Kette wird gebadet und bestrichen mit Rostumwandler
Die rostige Kette wird gebadet und bestrichen mit Rostumwandler

Auch die sonstige Technik gibt uns keinen Grund für gute Laune: Das Steuerbord Getriebe verliert Öl, Reto öffnet es erneut (hier die Vorgeschichte). Das heisst wieder einmal den Motor anheben und nach vorne versetzen, um zu den Schrauben des Gehäuses zu kommen. Wir hatten den Verdacht, dass die verwendete Dichtungsmasse zu alt war, stellen aber dann am Ort der Leckage zwei Nasen aus einer unsauberen Fertigung fest.

Kein Wunder, dass es nicht dicht ist - die Fläche vom Getriebe ist nicht plan
Kein Wunder, dass es nicht dicht ist – die Fläche vom Getriebe ist nicht plan
Reto feilt das Gehäuse flach
…die Feile muss es dann richten

Na Prima! Zu dem mistigen Engineering also auch noch unsaubere Fertigung – wahre Ingenieurskunst (man munkelt sogar aus Deutschland)!! Beim Wiederzusammenbau reisst das viel zu kurze Gewinde einer Schraube des hinteren Deckels aus. Mist! Es ist eine M8 Schraube, und wir haben nur einen M6 Gewindereparatursatz (Helicoil).

In ganz Kuah finden wir zwei Läden die Helicoil führen, natürlich ist in beiden die M8 gerade vergriffen. Wir bestellen im Internet und hoffen, dass es schnell geht.

Schimmelvorbeugung - Sonnenbad für die Kleider
Schimmelvorbeugung – Sonnenbad für die Kleider

Neben das ganze Schiff putzen, Segel bergen und alle Polsterbezüge waschen steht noch andere schöne Marinaprojekte auf unserer To do Liste. So ist die Reinigung des WC Tanks und die Wartung der Toilette mal wieder fällig, so ziemlich die mistigste Arbeit auf einem Schiff. Jeder, der das schon einmal gemacht hat, wird mir dabei zustimmen. Gerne überlasse ich diese Arbeit normalerweise Reto, aber da wir am Abend alles wieder zusammengebaut haben möchten, muss ich diesmal mithelfen (ich erspare Euch die Bilder…).

Die Segel müssen runter
Die Segel müssen runter…
...dabei zeigt sich der ein oder andere Verschleiss
…dabei zeigt sich der ein oder andere Verschleiss
Fehlalarm - die erste Entlüftungsidee schlägt fehl
Fehlalarm – die erste Entlüftungsidee schlägt fehl

Ein schönes Projekt dagegen ist die Installation unserer neu erworbenen Aircon. Der erste Installationsversuch endet darin, dass ich Reto lauthals auslache: er schliesst den Abluftschlauch an ein Schränkchen und bläst die warme Luft in unseren doppelten Boden. Doch dort will sie nicht hin, sondern geht über den Steuerstand nach oben und über die dortige belüftungslucke wieder direkt in den Wohnraum ;-).

Immerhin, der Input für das Problem die Fenster abzudichten ist gegeben: die riesige Matte Schuhsohle, die ich vor 4 Jahren in Grenada zur Abdichtung unserer Saildrives kaufte dient hervorragend als Dichtmaterial für das Abluftrohr.

Das neue Aircon Abluftrohr mit Mücken und Regenschutz
Das neue Aircon Abluftrohr mit Mücken und Regenschutz

Einmal installiert, entfeuchtet die Anlage mehrere Liter Wasser aus dem Schiff. Es trocknet förmlich aus! Gute Sache: Ziel ist es, nicht alles verschimmelt wiederzufinden, wann auch immer wir denn wieder zurückkommen dürfen!

Unser neues Crewmitglied, die Midea wird unser Zuhause hoffentlich gut in Schuss halten 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert