Abschied in Palmerston
Also nehmen wir schweren Herzens von Bob und seiner Familie sowie all unseren Yachtie Kollegen Abschied.
Der Besuch auf Palmerston war wirklich ein einzigartiges Erlebnis.
Von Palmerston nach Niue
Es hat immer noch 25 Knoten Wind und kaum sind wir aus der Abdeckung von Palmerston fängt unser She San-li ganz schön an zu schwanken. Es spritzt einiges an Salzwasser durch die Luft, also ziehen wir es vor, im Salon “in der trockenen Stube” zu sitzen.
Dann sehe ich, wie eine Welle in unser Cockpit schwappt, gerade noch rechtzeitig schliesse ich die Türe… Ich sehe zu wie das Wasser abläuft und über die Schiene unserer Schiebetür landen dann doch noch ein paar Liter Salzwasser in der Stube. Das hatten wir bisher noch nie, der Seegang muss also schon ordentlich sein…
Das Etmal vom ersten Tag ist 171 Meilen, ganz ordentlich. Aber so soll es nicht weiter gehen, bei einer besonders grossen Welle fällt das Segel etwas ein und als es wieder Wind fasst, gibt es einen ungewohnten Knall.
Mit ungutem Gefühl ziehe ich auf dem Weg nach draussen schon gleich mal meine Rettungsweste an und tatsächlich, irgendetwas ist ausgerissen, wir müssen das Segel schnellstens bergen.
Ein paar Minuten später ist das Segel irgendwie in die in Segelkajüte gestopft und der Schaden ist schnell analysiert. Das Band am Segelkopf ist ausgerissen, es hat wohl zu viel an den Dyneema- Leinen gerieben.
Während ich die Wache übernehme, geht Reto erst mal ein Nickerchen machen. Ich bin zuversichtlich, dass er im Anschluss eine Lösung parat hat.
Und tatsächlich ist es so. Die nächsten Stunden verbringt er bei dem grauslichen Geschaukel auf der WC Schüssel sitzend und arbeitet ein neues Dyneema ein, das das eh viel zu schwache Band ersetzt.
Als es am nächsten Nachmittag wieder etwas ruhiger ist, setzten wir den Screecher dann wieder problemlos im Windschatten der kleinen Genua. So langsam haben wir Übung in diesen Manövern…
Wir erreichen Niue am Morgen um 4 Uhr nach 385 Meilen und knapp 3 Tagen. Dank den Angaben von unseren Freunden auf der Loupan, die 3 Stunden vorher da sind, trauen wir uns bis ins Mooringfeld und machen an der ersten Boje fest, die wir sehen.
Wir kommen sonst nie nachts an, aber hier in Niue ist es wirklich unproblematisch. Mit je einem Bier und den Spaghetti Resterln im Magen, legen wir uns in die Koje, aber oh je, hier schaukelt es ja schlimmer als draussen unterwegs. Der Wind hat auf nördlich gedreht, der Schwel kommt um die Insel rum und lasst die Boote tanzen. Mürrisch verziehe ich mich in unsere “Reisekoje” hinter dem Salontisch, aber auch da ruckelt es noch zünftig…
Einklarieren in Niue
Ein paar Stunden später machen wir uns zum ersten Mal auf zur Mole, wir haben Termin zum Einklarieren.
Wir sind höchst gespannt auf den Dinghykran, von dem wir schon gelesen haben.
Tatsächlich ist es (zumindest zu zweit) gar kein Problem.
Ich steige aus und manövriere den Hacken an die richtige Stelle, Reto hängt das Dinghy mit Hilfe von zwei Festmachern dran und steigt aus (das schaut jeweils noch ein wenig akrobatisch aus…).
Ich “hebe” das Dinghy bis über die Mauer der Mole, Reto holt das Wägelchen und ich lasse das Dinghy darauf runter.
Dann nur noch zum nächsten freien Dinghy Parkplatz schieben und vorsichtig vom Wägelchen runterheben.
Das ganze ist zwar etwas aufwendig, dafür steht das Dinghy während dem Landgang sicher an Land.
Das Einklarieren ist völlig unproblematisch, der Beamte für Einwanderung und Zoll holt uns unten am Pier ab und fährt uns die 200 Meter den Hügel hoch zur Customs Warenhalle. Dort füllen wir geschwind 2 Formulare aus, Stempel in die Pässe und fertig.
Im Anschluss wandern wir durch Alofi und sind überrascht wie sauber und modern alles aussieht. Bei Gills Indian Restaurant geniessen wir unser erstes neuseeländisches Bier und je einen Roti (indischer Teigwrap mit Hühnerkartoffelcurry) um CHF 3.50, sehr fein!!
Am Sonntag und Montag das Wetter dann so schlecht, dass wir grösstenteils an Bord bleiben und froh sind, jetzt nicht segeln zu müssen… Einzig zum fast schon traditionellen Kirchenbesuch am Sonntag schaffen wir es. Wir stellen fest, dass auch in Niue alle Frauen Hüte tragen, aber ausserdem noch in weiss gekleidet sind. So fallen wir nicht – Hut – tragende bunte und bleiche Touristen nochmal mehr auf…
Mit dem Fahrrad über Niue
Am Dienstag morgen ist es dann endlich etwas freundlicher, also packen wir die Fahrräder aus und erkunden den Nordteil der Insel.
Die nette Dame von der Touristinfo hat uns all die Sehenswürdigkeiten gut beschrieben.
Da viele der Grotten und Schluchten vor allem bei Niedrigwasser gut zu besichtigen sind, timen wir unsere Tour dementsprechend und fahren am Morgen zunächst in Richtung Osten, dann weiter in den Norden.
Matapala Chasm und Talava Arches
Ca. 1.5 Stunden vor Niedrigwasser sind wir an den ersten beiden Grotten ganz im Norden, dem Matapala Chasm und den Talava Arches.
Beim Velo abstellen im Wald überfallen mich die Moskitos.
Um Antimückenmittel zu sparen, verzichte ich auf das Bad im Matapala Chasm.
Danach werde ich zum Glück verschont und kann die Wege durch den tropischen Wald und durch die Höhlen geniessen.
Die Talava Arches (Bögen) beeindrucken uns sehr, besonders aber gefallen mir die von oben gut sichtbare Korallen und Fischwelt in den Schluchten am Korallenplateau.
Etwas weiter südlich gehe ich in den Limu Pools Schorcheln, und trotz dem unheimlich klaren Wasser habe das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt.
Ich sehe stellenweise komplett verschwommen, kann die Umgebung und die Fische gar nicht geniessen. Erst als ich wieder draussen bin, fällt mir der Bach mit Frischwasser auf, so dass ich meine Sehstörung durch die Vermischung von Süss- und Salzwasser erkläre.
Auf dem Rückweg nach Alofi sehen wir unter anderem noch die Palaha Caves, wunderbare Tropfsteinhöhlen mit allem was dazugehört.
Wale umschwimmen die SHE SAN
Am nächsten Tag steht der Süden auf dem Programm, doch der Start wird etwas verzögert.
Am Morgen ist es teils regnerisch und wir müssen erst mal um unser Boot rumschwimmen, wobei wir zufällig auf ein Walbaby mit seiner Mama treffen.
Ein gewaltiger Anblick, alleine schon das Kleine. Und die Mama natürlich erst, was für ein enorm grosses Tier und wie elegant die beiden dann miteinander herschwimmen!!
Als wir dann endlich starten, kommen wir auf die Idee auch noch gerade auszuklarieren, dazu müssen wir zur Government Office am Flughafen, wo auch der Zoll sein Büro hat.
Wir radeln also dort hin, finden auch das nur auf Maori angeschriebenen Gebäude und treffen auf ein Grossraumbüro mit Beamten. Wir geben unsere Ausreisezettel, 80 NZ Dollar pro Person und unsere Pässe ab und sind 15 min später ausklariert.
Anapala Chasm und Togo Chasm
Jetzt also endlich Velofahren – im Nieselregen… Da wir den Weg bis in den Osten nach Liku nicht finden, geht es halt geradewegs zum Anapala Chasm, einer eindrucksvollen Schlucht, wo leider aber nur sehr wenig Licht einfällt.
Im Anschluss radeln wir zum Togo Chasm, ein herrlicher Ausflug.
Erst geht es durch den Wald, danach durch eine surrealistische Felslandschaft voll mit Korallenspitzen bis ans Meer hinunter.
Das heisst für uns fast bis ans Meer. Mit unseren Fahrradschuhen mit den Klicks unten dran verzichten auf die steile Leiter und geniessen lieber die Aussicht von oben.
Auf dem Weg nach Tonga
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg Richtung Tonga. Wir sind noch keine 2 Stunden unterwegs, da rauschen wieder mal beide Angeln aus, und zwar schnell.
Wir bekommen beide an Bord und freuen uns riesig über unsere bisher grössten Thunas, zwei Yellowfin mit 7.5 kg und 9 kg!!
Gut dass es diesmal nicht ganz so arg schaukelt, denn die nächsten Stunden bin ich mit Arbeit versorgt… ;-).
Leider stellt nach einem Tag der Wind ab, wir motoren den Rest und kommen nach 55 Stunden und 245 Meilen in Neiafu in der Vava’u Gruppe in Tonga an.
Einklarieren in Neiafu, Tonga
Die nächste Herausforderung ist das Einklarieren hier. Von unseren Schweizer Freunden bekommen wir wertvolle Tips…
Trotzdem geht das Prozedere ganze 4 Stunden, alleine um die Dokumente für den Zoll auszufüllen brauche ich 1.5 Stunden…
Als alles erledigt ist, plaudert der mittlerweile aufgetaute Beamte lustig noch eine halbe Stunde weiter mit Reto, während noch andere 5 Yachten auf ihre Abfertigung warten…
Unglaublich, aber irgendwie ein Erlebnis. Und wir werden so gerade etwas auf das neue Land eingestimmt und sind sehr gespannt mehr von Tonga kennen zu lernen, wenn das Wetter es dann mal zulässt!!!