Im Osten und Südosten von Bora Bora
Als die Schlechtwetterfront durch ist, erkunden wir noch den Osten und Südosten von Bora Bora. Wir besuchen den berühmten Mantarochen Schnorchel bzw. Tauchspot, doch durch den Schwel der letzten Tage ist die Sicht unter Wasser auf wenige Meter beschränkt.

Wir sind froh, dass wir zuerst einen Schnorcheltest machen und noch nicht die ganze Tauchausrüstung hervorgekramt haben.
Also verziehen wir uns in die Südostecke, ein prima Ort für einen ausgiebigen Strandspaziergang und sensationelle Aussicht über das hellblaue Wasser der Lagune und den Berg dahinter.
Mit Blick auf den Wetterbericht beschliessen wir zwei Tage später Bora Bora zu verlassen. Das heisst noch geschwind wieder in den Westen der Lagune verholen, Wäsche waschen, Einkaufen, Diesel bunkern, ausklarieren… Noch dazu hat Reto die Idee, dass wir ja doch noch den Gipfel von Bora Bora, den Pahia, erklimmen könnten.
Um das alles zu schaffen, legen wir uns in den Yachtclub an eine Boje. Hier ist man mitten in “der Stadt”, hat aber dafür auch dementsprechend Schwel von den Fischerbooten, die mit wenigen Metern Abstand an den Yachten vorbeibrausen.
Der Gipfel ruft
Am nächsten Morgen um 10 haben wir tatsächlich fast alles erledigt, also gehts hinauf auf den Berg. Von Freunden haben wir schon gehört, dass die Tour nicht einfach aber machbar ist.

Am ersten Aussichtspunkt geniessen wir schon mal die Aussicht und sind glücklich, den Berg in Angriff genommen zu haben.
Etwas später wird es immer steiler und durch den Regen der letzten Tage auch recht rutschig. An den meisten schwierigen Passagen sind zwar Hilfsseile angebracht, aber oft auch müssen die Bäume und Sträucher als Unterstützung herhalten.

Nach ein paar recht steilen Passagen und dem letzten Stück, das etwas ausgesetzt ist, stehen wir dann glücklich auf dem kleinen Gipfelplateau vom kleineren der beiden Pahia Gipfel.
Die Aussicht rundherum ist sensationell! Mir graust es allerdings vor dem Abstieg, die Knie sind etwas weich, der Magen etwas flau.
Wir tasten uns vorsichtig wieder hinunter und ich bin erleichtert, als die obersten Schlüsselstellen vorbei sind. Nach 5 Stunden sind wir nachmittags um 16 Uhr wieder im Dorf, gerade recht, um unsere Papiere vom Ausklarieren auf der Gendarmerie abzuholen.

Danach geht es eilig zurück aufs Schiff, Reto möchte noch in den Pool vom Yachtclub, bevor die Sonne weg ist und die Happy Hour startet. So geniessen wir noch kurz die Infrastruktur und machen uns parat für den Start am nächsten Morgen.
Maupihaa – Mopelia
Die 134 Meilen Überfahrt nach Maupihaa ist sehr angenehm, es hat genug, aber nicht zu viel Wind und eine angenehme Dünung.
Am nächsten Tag mittags sind wir vor dem schmalen Pass von Maupihaa. Auf der Navionics Seekarte auf dem Chart Plotter ist dieser noch um 60 m verschoben, auf der neueren Version auf dem I Pad stimmt es bereits.

Die Sonne steht hoch am Himmel, ich gehe in den Ausguck und Reto steuert gemäss unseren Infos auf den Pass zu.
Er ist wirklich verdammt schmal. Mit 4 Knoten Gegenstrom dampft Reto mit Marschdrehzahl durch die Engstelle, zum Glück sieht man das Riff auf beiden Seiten sehr gut. Ein paar Minuten später sind wir durch, wir atmen beide auf.
Am Ankerplatz auf der Südseite der Lagune stehen bereits 7 Yachten, auch wir werfen unseren Anker hier im Schutz vor Wind und Welle. Der Wetterbericht sagt Starkwind von 30 Knoten und mehr in ein paar Tagen. Das ist dann doch angenehmer hier, als draussen auf hoher See.
Pot Luck bei Hina




Am Nachmittag treffen wir die anderen Yachties und lernen Hina und Edgar, 2 Einheimische, die hier Kopra produzieren, beim Haus von Hina.
Für den nächsten Abend ist ein “Pot Luck” geplant, wo alle am Strand zusammen kommen und ein jeder was zu essen mitbringt.
Hina und Edgar bauen extra dafür einen Tisch mit Sitzbank und dekorieren diesen mit geflochtenen Palmenblättern und Kokosnüssen.
Neben dem Essen wird natürlich auch Musik gemacht. Wenn Hina und Edgar die polynesischen Lieder anstimmen, ist Reto mit Gitarre oder Ukulele mit dabei.
Maupihaa Inselwanderung
Am nächsten Morgen haben wir die Erkundung der Insel auf den Programm: wir möchten einmal in den Norden der Insel und wieder zurück wandern. Unterwegs treffen wir auf 5 Familien, wohl fast alle die zur Zeit die Insel bewohnen.
Alle verdienen ihren Lebensunterhalt hier mit dem Sammeln von Kopra (Kokosnuss), die einen mehr die anderen weniger stellen wir unterwegs fest.






Bowie, zum Beispiel macht mit seinem Sohn zusammen 10 Tonnen Copra pro Jahr, während andere nur 1, 2 oder 4 Tonnen schaffen.
Die Krux ist, dass das Kopraschiff erst kommt, wenn insgesamt 36 Tonnen abgeholt werden können…
Alle Familien sind ausgesprochen freundlich und natürlich müssen wir bei jedem stehen bleiben und erst Mal ein wenig plaudern.
Mehrere Male dürfen wir uns mit Trinkkokosnuss erfrischen und bekommen ein jeder 2 Papaya geschenkt.
Adrienne ganz im Norden hängt uns als Empfang wunderschöne Muschelketten um den Hals.
Gerne würde sie uns Ende der Woche zum Essen einladen, wenn der Wind weniger ist.
Leider bläst es aber auch dann noch zu viel, so dass wir ungern den Ankerplatz im Süden verlassen.

Wir stellen fest, dass unter und um unser Boot bis zu 6 Black Tip Haie kreisen.
Das ist uns dann doch zuviel und wir vermeiden somit die ausgiebigen Schnorchel – Ausflüge, ausserdem ist innerhalb vom Riff wohl eh nicht so viel zu sehen.





Dafür geniessen wir noch ein paar ausgiebige Strand – “Spaziergänge” – wenn man das bei dem Stechschritt von meinem Schatzilein so nennen darf (=Anmerkung von Reto).
Auf der anderen Seite der Insel sehen wir die Brandung der Wellen am Aussenriff und freuen uns, nicht dort draussen zu sein.
Auf der Jagd nach den Kokoskrabben




Dann wird es langsam Zeit aufzubrechen, aber ein letzter Wunsch muss noch erledigt werden: wir gehen zusammen mit Edgar auf Kokosnuss-Krabben – Jagd.
Abends um 7 gehen wir ausgerüstet mit Lampe und Messer durch den Palmenwald, teils auf Wegen, teils mitten durchs Gestrüpp.
Tatsächliche sehen wir insgesamt 8 Kokosnusskrabben, allerdings sind nur 2 davon gut erreichbar und vor allem auch gross genug.
Das Abenteuer ist perfekt, die Dinger landen im Kochtopf und trotz der späten Stunde verputzen wir gleich noch eine.
Von Maupihaa nach Palmerston
Am Samstag morgen, nach fast einer Woche auf Maupihaa gehen wir schweren Herzens Anker auf. Der Wetterbericht sagt gute Winde für die nächsten Tage, also auf nach Westen, mit dem nächsten Ziel Palmerston.
Draussen haben wir immerhin eine Dünung von gut 3 Metern, das Geschaukel ist gross, die Mägen etwas flau. Am nächsten Morgen schaukelt es zwar immer noch kräftig, aber wir haben uns daran gewöhnt.
Das ist auch gut so, denn kurz nach dem Mittag beisst endlich mal wieder ein Fisch. Ich höre die Angel ausrauschen und schreie nur “Fiiiiiiiiisch”, damit Reto auch ja schnell zu Hilfe kommt.


Sofort sehen wir, dass es ein Mahi Mahi ist, den hatte ich mir auch gewünscht ;-). Wir machen 7 bis 9 Knoten Fahrt und ich kann nicht mehr einfach verlangsamen, das heisst also kämpfen…
Als er schon nahe am Schiff ist, übernehme ich die Angelrute und Reto holt ihn mit dem Gaff an Bord.
Gerade noch rechtzeitig, denn in dem Moment bricht die Öse von dem Wirbel – eine Sekunde langsamer und wir hätten ihn verloren!!!
Welch ein Glück, denn solche Fisch – Verluste, besonders im letzten Moment, lösen bei uns an Bord immer ein rechtes Zeter Mordio aus…
Die nächsten Stunden heisst es Fisch verarbeiten. Mit 1.28 m ist es unser bisher grösster Mahi Mahi, er gibt 3.4 kg feinstes weisses Filetfleisch 😉
Nach 3 Tagen mit 4-6 Beaufort stellt leider am letzten Tag der Wind fast ab. Bis am Abend kommen wir gerade noch so mit dem Parasailor voran, kurz vor Sonnenuntergang sind wir noch 60 Meilen von Palmerston entfernt und haben keinen Wind mehr.

Wir motoren bis morgens um 4, dümpeln noch ein paar Stunden und sind schliesslich kurz nach Sonnenaufgang im Norden von Palmerston.
Zu Gast bei Bob Marsters


Schon bald ruft uns Bob am Funk auf und zeigt uns, wo wir an einer Mooring festmachen können.
Er organisiert auch die Behörden.
Kurze Zeit später kommt Arthur, der Chief Administrator der Insel, besprüht unser Boot (die Nurse hat heute keine Zeit) und checkt uns ein.
Goodly, der auch Bürgermeister ist, stellt uns ein paar Fragen zum Teil Agriculture. Bill hat die beiden mit seinem Boot zu uns gebracht und wir plaudern mit ihm während die beiden am Papiere ausfüllen sind.
Auf Palmerston stammen alle vom gleichen Mann ab, William Marsters, ein Engländer.

Er kam hier 1863 zusammen mit 3 Frauen an, die Schwestern waren. Mit ihnen hat er 21 Kinder “produziert” (steht so im Info Flyer von Palmerston) und die 3 Familienclans gegründet.
Bis heute heisst ein jeder auf der Insel Marsters, wer von aussen einheiratet, nimmt den Namen des Ehegatten an. “Auf der Insel darf jeder jeden heiraten, nur Bruder und Schwester sind tabu..” erklärt uns Bob.
Wir verstehen später, dass der erste, der mit dem Kapitän spricht, das Recht hat, der Gastgeber (Host) des Schiffes zu sein. Hier rivalisieren sich die 3 Familien seit Jahrzehnten. Bob hat Meerblick, so sieht er die Yachten als erster, Bill hat die Email Adresse auf der Palmerston Webpage und Edward aus der Familie von Goodley ist der Schnellste am Funk…






Host zu sein, heisst einen Haufen Arbeit für die Familien: die Yachties an Land bringen, ihnen die Insel zeigen, sie zum Mittag essen einladen, ständig Kaffee und Limonade bereit stellen, auf alle möglichen Wünsche eingehen, und das solange sie hier sind.
Eigentlich ein absoluter Wahnsinn, aber das ist hier schon immer so Tradition gewesen.
Als Gegenzug versuchen wir natürlich, uns zu revanchieren, was geht.
Gleich am nächsten Morgen installieren wir mit einer Leine von Bob und einem Stück Kette aus unserer Backskiste eine neue Mooring für Bob, so kann er noch ein Schiff mehr betreuen ;-).
Ausserdem haben wir viele Sachen an Bord, die wir ihnen gerne hier lassen, wir sind ja sowieso zu schwer ;-).
So finden eine grosse Alukiste, eine Kühlbox, eine 800 W Wasserpumpe und diverse Küchenutensilien und diverse Vorräte ein neues Zuhause.
Das Wetter will es mal wieder, dass wir uns genügend Zeit nehmen, um Palmerston und seine Bewohner kennen und lieben zu lernen.
Es bläst mal wieder bis 30 Knoten und mehr, alle 8 Yachten entscheiden, das lieber hier hinter dem schützenden Riff auszusitzen als draussen auf hoher See.





Wir sind nicht traurig und vertreiben uns die Zeit mit Insel und Strand-Spaziergängen, dem täglichen Mittagessen mit allen Yachties und der Familie, Plaudern mit Bob und Tupou oder Spielen mit Henry und Madeenia.


Arthur und Charlie zeigen uns die vor 2 Jahren installierte neue Solaranlage, die 54 kW erzeugt.
Wir sind schwer beeindruckt und geniessen es von Arthur Informationen über die Infrastruktur und Herausforderungen der Insel zu bekommen.
So erzählt uns Arthur unter anderem, dass er seinen Vater in die Hauptstadt Rarotonga begleitet hat und im Anschluss auf das nächste Boot 3 oder 4 Monate später warten musste, um wieder zurück zu kommen.
Buckelwale und Tauchen vom Schiff aus



Wenn man gut aufpasst und Glück hat, kann man hier um diese Jahreszeit regelmässig Buckelwale sehen.
Sie kommen zum Kalben in diese Gewässer und sind daher öfter mit Kälbern unterwegs. Viele Yachties haben sie auch schon singen gehört, wir leider bisher noch nicht…
Auch die Unterwasserwelt gefällt uns gut. 10 Meter hinter unserem Boot ist die Riffkante.
Dort geht es geradeaus nach unten, mir wird fast schlecht wenn ich mich zu weit nach draussen wage, obwohl das natürlich völliger Blödsinn ist.
Obwohl die Mehrheit der Korallen am Riff gemäss Arthur vor einem Jahr eine weisse Schicht bekommen haben und abgestorben sind, wachsen überall neue in allen Farben und Formen und die Anzahl an Rifffischen ist gross.
Besonders beeindrucken uns die riesigen Grouper, aber mögliches Ciguantera und die gelegentlichen Haie halten uns von der Idee ab, diese harpunieren zu wollen…
Sonntags ist Kirchgang Pflicht mit Hut (für die Damen)



Am Sonntag morgen holt uns Bob schon um 8.45 Uhr ab, die Frauen werden mit Hüten ausgestattet und pünktlich um 10 Uhr fängt die Kirche an.
Die Frauen sitzen rechts, die Männer links. Als Reto meint “wie in Jenaz” muss ich lauthals lachen. Seine Mama Felicitas bestätigt uns später, dass das wohl heute in Jenaz nicht mehr so üblich ist.
Obwohl mehr wie 50% der Kirche mit Yachties besetzt ist, ist der Gesang wieder mal gewaltig. Bei den Liedern, die in Maori gesungen werden, klingt es wie ein 3 stimmiger Kanon. Eine ältere Frau singt vor, dann kommen die Frauen, dann die Männer. Gewaltig wie die Stimmen von nur 3 oder 4 Männern durch die kleine Kirche donnern!
Nach der anschliessenden Fotosession der Familie Bob werden wir wieder einmal fürstlich bewirtet.
Heute gibt es unter anderem die Vögel, die gestern von der Gemeinde an die Familien der Insel verteilt wurden. Wir verstehen, dass einmal im Monat für die Gemeinde Vögel auf der Vogelinsel geholt werden. Wenn die Population zu schwach wird, wird eine Schonzeit ausgesprochen.
Der Wind sollte sich in den nächsten Tagen etwas beruhigen, damit wird es langsam Zeit, Abschied zu nehmen. Nachdem wir nun eine Woche lang ein Teil dieser unglaublich gastfreundlichen Familie waren, fällt dies nun so richtig schwer.