Wir bringen Gaby und Markus zum Flughafen und plötzlich sind wir wieder alleine. Nach den 4 Wochen Besuch an Bord von ihnen und vorher Maren ist unser She San-li wieder richtig leer.
Wir verlegen uns sogar noch für eine Nacht an den Steg, um unser Schifflein noch einmal richtig zu waschen und zu pflegen, denn die nächste Zeit wird es das nicht mehr geben.
Dann geht es los in Richtung Nordost, in 3 kurzen Segeltagen hüpfen wir durch die Kanäle in den Riffen bis an die Nordost Ecke von Viti Levu.
Wir segeln zwar meist hart am Wind, aber absolut ohne Welle, es fühlt sich an wie auf Schienen.
Nur müssen wir ordentlich aufpassen, denn die Riffe sind nur bei gutem Licht und Niedrigwasser gut sichtbar.
Da die nächsten Tage ein grösseres Tief über Fidschi erwartet wird, entschliessen wir uns die Passage nach Savusavu trotz der angesagten 25 Knoten Wind in Angriff zu nehmen. Wir sind gut vorbereitet, gehen morgens um 6 Uhr Anker auf, um 8 Uhr sind wir draussen aus den Riffen und es schüttelt ganz ordentlich, dafür sind wir schnell.
Hier heisst es acht geben, so dass ich auf dem Mast im Ausguck stehe. Mitten im Pass kommt uns eine weisse Regenwand entgegen, zum Glück habe ich die Sonnenbrille noch als Augenschutz und wohlweisslich schon mal die Schwerwetter-Kleidung aus dem Schrank ausgegraben.
Nach 10 Stunden und 72 Meilen machen wir in Savusavu an der Mooring fest, wir sind froh da zu sein, jetzt kann kommen was will.
In den nächsten Tagen regnet es dementsprechend, dazwischen erledigen wir die letzten Besorgungen.
Dann heisst es warten auf das richtige Wetterfenster und wir geniessen die letzten 4 Tage mit je einer ausführlichen Wanderung über die Hügel hinter Savusavu. Für die nächste Zeit werden das die letzten Höhenmeter sein, also müssen wir es nochmal geniessen.
Auch geniessen wir wieder die indischen Curry, nur leider ist das Restaurant von der Waitui Marina in die Stadt umgezogen und das neue hat kein indisches Essen und ist abends geschlossen…
Kurz vor Abfahrt heisst es dann nochmal Frischwaren bunkern was geht, denn frisches Obst und Gemüse ist in der nächsten Zeit eher rar.
Wir haben ein super schönes Wetterfenster, es geht los mit leichtem Wind aus Süd, gerade gut, dass wir von Savusavu aus in Richtung Osten bis nach Taveuni segeln können. Hinter der Insel dreht der Wind dann auf Südost und wir segeln weiter nach Nord, Funafuti in Tuvalu heisst das Ziel.
Der Wind ist aus der richtigen Richtung, die Welle ist angenehm, am zweiten Morgen setzten wir den Parasailor und gleiten dahin.
Auf den Nachtwachen begleitet uns der Vollmond, es ist einfach ein Traum. Wir können fast alles segeln, nur in der letzten Nacht müssen wir nochmal für ein paar Stunden den Motor mithelfen lassen. Nach 4.5 Tagen und 557 Meilen kommen wir am Samstag nachmittag in Funafuti an.
Foxy Lady und Moki sind schon da, wir feiern das Wiedersehen mit einem Willkommens – Trunk auf der Foxy Lady.
Am Montag Morgen beginnt der Behördenlauf durch Funafuti. Eigentlich ist es mehr wie ein belebteres Dorf, auf dem Atoll Funafuti alleine leben die Hälfte der ca. 12000 Einwohner von Tuvalu. Wir finden es sofort sympathisch, alles sieht gepflegt aus, die Leute grüssen alle recht freundlich, wir fühlen uns gleich wohl.
Nach dem ersten Stop im Government Gebäude für Immigration und Biosecurity müssen wir weiter ins Krankenhaus, dort ist das Büro vom “Health” Officer.
Dann noch weitere 20 Minuten Fussmarsch bis zum grossen Pier, denn dort ist Customs.
Am Rückweg besuchen wir noch das City Council, falls wir hier woanders ankern möchten, müssen wir hier erst noch eine Genehmigung einholen (und zahlen).
Nachmittags um 2 Uhr sind wir wieder zurück, hungrig und mit Blasen an den Füssen…
Der Punkt mit dem Müll ist zumindest im Dorf recht gut unter Kontrolle, wir finden es sieht sauber aus.
Einheimische erzählen uns, dass auch regelmässig Clean Up Tage stattfinden, da wird dann nicht gearbeitet, sondern der Müll aufgesammelt.
Und das mit der Landebahn ist tatsächlich ein Erlebnis.
Am Nachmittag wird die Piste benützt zum Fussball spielen, am Abend zum Picknick, in der Nacht zum drauf schlafen.
Vor allem lustig findet Reto, dass viele Leute sich auf die weisse Mittellinie setzten, als wie wenn es dort weicher wäre oder so.
Wir lernen Neta und Wini kennen und gehen mit ihnen und ihrer Mutter und Schwester zur Trade Fair. Neta’s Mutter hat eine Matte dabei, auf dieser setzen wir uns dann alle auf die Landebahn. Irgendwie ist es total lustig, aber auch super unbequem. Na ja, wie es halt so ist, wenn man auf dem Asphalt sitzt, da hilft auch die Matte nicht viel…
Die Trade Fair an diesem Abend hat einen Wettbewerb, wer das schönste Kleid aus Müll trägt. Meine Erwartungen sind gross. Als ich dann sehe, dass es eher Plastikmüll ist, der gleich nach der Show aus den Kleidern entsteht, hinterfrage ich etwas den Umweltgedanken des Ganzen… Aber vielleicht habe ich auch aufgrund meinem fehlenden Verständnis von Tuvalu auch irgendetwas missverstanden?
Dann sehen wir ein “Wetterfenster” sich auftun und entschliessen uns am Mittwoch schon wieder auszuklarieren, diesmal nur bei Immigration und Customs.
Am Donnerstag früh geht es los weiter in Richtung Norden, das Atoll Tarawa in Kiribati (gesprochen Kiribas) ist das nächste Ziel.
Schade eigentlich, denn einige Atolle würden auf dem Weg liegen, doch dürfen Segler nur in Tarawa einklarieren und ausdrücklich vorher nicht stoppen…
Unser Wetterfenster sieht so aus, dass wir die ersten drei Tage auf einem kleinen Tief surfen, das von Ost nach West über uns hinwegzieht. Am ersten Tag ist herrliche Sonne, genügend Wind und nachts nur wenig Regenzellen.
Kurz vor dem Mittag besuchen uns Delphine, eine riesige Schar, es müssen hunderte sein. Nach einer Stunde kommt ein zweiter Schwarm von Norden her auf uns zu, sie springen alle aufgeregt aus dem Wasser, es ist unglaublich. Es geht eine weitere Stunde, dann sind sie auf einmal weg, ein herrliches Erlebnis!
Schaut hier den Film der daraus entstanden ist und freut euch mit uns und den Delphinen 😉
Am zweiten Tag verfinstert sich der Himmel, 2 Tage lang ist es diesig, regnerisch und nachts blitzt es nur so um uns herum, wir sind ständig auf der Hut.
Danach sollte ein bis zwei Tage weniger Wind sein, und dann wieder mehr. In der 4. Nacht möchte ich gerade meine Wache übernehmen, da holt Reto die Segel rein und beschliesst, dass wir jetzt schlafen gehen. Es ist absolut kein Wind vorhanden. Herrlich, am Morgen sind wir beide ausgeschlafen und erholt und bald kommt auch schon wieder ein wenig Wind, so dass wir (zumindest langsam) vorwärts kommen.
Doch der Wetterbericht ändert täglich seine Meinung und leider nicht zu unseren Gunsten…
Dazu kommt eine Strömung, die uns Richtung Osten versetzt, teilweise sind es bis zu 2.5 Knoten.
Am Mittwoch Morgen nach 6 Tagen unterwegs stellen wir uns die Frage ob wir lieber die nächsten Tage auf Wind warten und dabei am Tag 50 bis 60 Meilen nach Ost driften oder ob wir die letzten beiden Tage unter Motor auf Tarawa zufahren.
Nachdem die erste Option auch nicht sehr schlau ist entschliessen wir uns mit knirschenden Zähnen für das Motoren.
Immerhin ist es ruhig und entspannt auf hoher See, ich geniesse die Zeit zum lesen, für tägliche Fitnessübungen und putze Ecken, für die schon lange keine Zeit mehr war.
Reto kümmert sich um seine technischen Spielzeuge und baut mir endlich einen “Teaser” aus Holz, damit wir bessere Erfolge beim Fischen verzeichnen. Dann beisst nach einem ersten auch noch ein zweiter kleiner Thunfisch, das gibt auch immer was zu tun.
Am Mittwoch Abend um 19 Uhr nähern wir uns dem Äquator zum 2. Mal. Gespannt sitze ich innen und Reto draussen, wir möchten das Überschreiten festhalten. Anstatt dass das I Pad jedoch im wichtigen Moment einen Print Screen macht, schlägt es mir vor “Ausschalten” – ich hatte die Ausschalttaste wohl etwas zu lange gedrückt gehalten…
Kurz danach “feiern” wir die Überschreitung, es gibt einen ordentlichen Schluck Tequila für Neptun und für Reto.
Am Donnerstag nachmittag, nach 7.5 Tagen sind wir wenige 100 Meter vom Aussenriff von Tarawa entfernt. Ich bin gerade auf dem Weg in den Ausguck, das rauscht eine der Angeln aus. Nervös springen wir beide gleichzeitig zur Stelle, schnell hole ich Eimer, Messer, Gaff, Alkohol.
“Nein, schon wieder ein Barrakuda” nervt sich Reto, “und noch dazu ein grosser”. Schon auf dem Weg nach Funafuti hatten wir 2 Barakudas, die er dann beide wieder freigelassen hat, weil wir zu nahe am Riff waren und die Fischvergiftung Ciguatera fürchteten…
Wie geil, wir hatten noch nie einen richtigen Wahoo (nur mal so ‘nen kleinen, der also gar nicht richtig zählt), nur jetzt keinen Fehler machen.
Ein paar weitere Sekunden später liegt der arme Kerl mit durchgeschnittener Kehle auf unserer Treppe und wird von Reto fest festgehalten.
Während Reto She San-li durch den Pass bis nach Betio (gesprochen Beso) in Tarawa, Kiribati (gesprochen Kiribas) lenkt, bin ich eifrig am Fisch zerlegen, damit der Bursche so schnell wie möglich in den Kühlschrank wandert. Zum Glück ist die Einfahrt kein Problem und wir fahren gut eine Stunde vor Sonnenuntergang ein.
In Betio Hafen liegen bereits Foxy Lady und Free Spirit, wir geniessen den Abend mit Fisch vom Grill, Bier und Wein und fallen dann doch irgendwann tot müde ins Bett.
Danke Angi & Reto für diesen wieder überaus spannenden Bericht!
Mit Besuch auf Kiribati habt ihr mir was voraus, dahin haben wir es nicht geschafft. Umso mehr freue ich mich auf den/die künftigen Erlebnisberichte.
Der Film über eure Zeit durch die Yasawa-Inseln hat mir besonders gefallen; das regt viele innere Bilder abzurufen in mir an.
Weiterhin viele tolle Erlebnisse und immer die Handbreit Wasser unter den Kielen!
Ebenso wünsche ich euch schöne Weihnachten in der Wärme und Abgeschiedenheit!
Herzliche Grüsse aus der Toskana
Christian
Hallo Christian,
schön von dir zu hören! Wir haben nach dem ganzen Behördenmarathon endlich das Cruising Permit erhaten und sind nun in Abaiang.
Sehr traditionell. Alle Hütten werden noch wie eh und jeh gebaut, ganz im Gegensatz zu Fiji wo sich die „Wellblecharchitektur“ in den Dörfern etabliert hat.
Dir auch ganz schöne Weihnachten und ein tolles 2019.
Viele Grüsse
Angela und Reto
Hallo Angela u. Reto, supertoll euer Bericht, einfach schön zu wissen, dass es euch gut geht. Weiterhin viele tolle Erlebnisse und eine schöne Zeit mit eurer She-San. Ich bin zur Zei in Österreich auf Heimaturlaub bei Schnee und Kälte, aber ich genieße die Zeit mit meinen Kindern. Hannes ist auf den Philippinen und macht Antifouling denn bald wollen wir los die vielen Inseln zu erkunden. Hoffe wir hören uns bald mal.
lg Lydia
Hallo Lydia,
schön von dir zu hören! Cool, dass ihr euch für die Philipinen entschieden habt.
Hat den Hannes wieder das Cruising Fieber gepackt 😉
Wir geniessen Kiribati und sind grad auf Abaiang. Alles sehr traditionell und die Leute super freundlich, würde euch auch gefallen.
Wir planen so mitte Januar in den Marshalls zu sein. Was sind eure Pläne für nächstes Jahr? Besteht die Chance, dass wir uns über den Weg laufen?
Geniesse die Zeit mit deiner Familie
Ganz liebe Grüsse auch an den Hannes
Angela und Reto