Und dann ist es soweit, wir fahren nach Frankreich! Nachdem wir im Mittelmeer keine Zeit dafür hatten, ist es schön zum ersten Mal die Tricolore zu hissen. Gut, Martinique ist karibisches Frankreich, aber genau deswegen ist es ja auch so charmant 😉
Einkaufen wie Gott in Frankreich
Und bereits der erste Eindruck am Stadtankerplatz von Fort de France gefällt uns sehr gut. Neben dem Ankerplatz ist direkt die Innenstadt, Einkaufsmöglichkeiten, Schiffsausrüster, alles was ein Seglerherz begehrt. Um diese zu erreichen gibt es das grosszügigste
Dinghy Dock, das wir bisher gesehen haben, es ist sicher 100 Meter lang. Und direkt daneben ist der Stadtstrand, der von Jung und Alt gerne zum Baden besucht wird, also wird das Abwasser hier sicher nicht eingeleitet. Hinten dran ist noch der Stadtpark, die Savanne, der durchaus zum Joggen benützt werden kann, man läuft halt einige Male im Kreis… Und zu guter letzt gibt das Fort und die Bucht auch noch was her fürs Auge, wenn man im Cockpit hockt und sich vom Einkaufen bei einem Bierchen erholen muss.

Ja, das Einkaufen… Nach den hohen Preisen und dem oft auch mangelnden Angebot auf den Inseln seit Barbados fühle ich mich hier nun wirklich wie Gott in Frankreich – es gibt alle Arten von französischen Käse, französische Hartwurst, Schokolade, Baguettes und Croissants und vieles mehr. Da der Supermarkt nicht so weit weg ist, gehen wir 3 Tage lang jeden Tag einmal bunkern…

Enterung der SHE SAN !
Und als wir gerade von einer Einkaufstour durch die Marktstände von Fort de France zurück kommen und eigentlich an der Kneipe am Eck noch etwas trinken wollten, guckt Reto zu unserem Schifferl raus und ich frage noch “alles gut?”, „ich glaube nicht“.. schaue selbst hin und sehe dass einer verdammt nah an unserer She San dran ist.
Wir sprinten zurück zum Dinghy und düsen rüber und müssen feststellen, dass so eine Chartercrew gerade eben die She San “geentert” hat. Na ja, sie haben auf jeden Fall mit 3 Festmachern an uns festgemacht, Reto sagt, “toll, jetzt hängen noch 15 Tonnen mehr an unserem Anker…”. Was genau der Grund war, haben wir nicht herausgefunden, sie hatten in dem engen Ankerfeld etwas zu mutig ihren Anker geworfen und dann Angst gehabt, sie hätten unseren ausgerissen, immerhin war es ihnen nicht ganz egal was passiert und zumindest hatten sie gut gefendert, so dass soweit wir sehen konnten nichts passiert ist…
St. Pierre im Nordwesten Martinique’s
Nach 3 Tagen verlegen wir uns nach St. Pierre an der Nordküste von Martinique, um Wäsche zu waschen und Fahrrad zu fahren und natürlich das Städtchen etwas kennen zu lernen. Leider regnet es hier ziemlich oft.
Bei unserem Ausflug mit dem Fahrrad in die Berge oberhalb von St. Pierre suchen wir 3 mal Zuflucht vor dem Regen, das letzte Mal in einer Kneipe, wo die Männer sich treffen um Rum zu trinken.
Es ist Karfreitag, was soll man auch sonst tun? Wir sitzen daneben und trinken das auf Martinique gebraute Lorraine Bier, was uns sehr gut schmeckt und auch das Design der Flasche ist supercool. Erst am nächsten Tag finde ich heraus, dass die Brauerei zu Heineken gehört und habe eine rechte Freude darüber. Vielleicht können wir ja auf dem Rückweg auch die Brauerei besuchen gehen 😉
Am Samstag abend haben wir noch das Glück beim traditionellen Tanz zuschauen zu dürfen, der Bürgermeister erklärt, diese Tradition stamme aus den tiefsten Wurzeln der Bewohner Martinique’s. Uns errinnert die Musik und die Art jeweils abwechselnd in 2er Gruppen zu tanzen an das Capoeira in Brasilien, vermutlich sind die Wurzeln aus Zeiten afrikanischer Sklaven die gleichen.
Prince Rupert Bay Dominica
Da uns der Regen auf die Nerven geht segeln wir weiter in die Prince Rupert Bay auf Dominica, zum ersten Mal seit langem ein recht ruppiger Ritt. Zwischen Martinique und Dominica erwartet uns eine hohe Atlantikdünung, zusammen mit dem ein oder anderen Regenguss und ich liege mit etwas flauem Magen auf der Salonbank, bis die Abdeckung der Insel den Seegang wieder glättet. Auf dieser recht Salz- und Süsswassernassen Überfahrt macht dann unser Autopilot schlapp, also muss immer einer von uns steuern, hier kein Problem, zum Glück ist uns das nicht auf der Altlantikpassage passiert. Da beim Einschalten vom Tiefenmesser aber auch der Autopilot so ein übles Summen wiedergibt, schalten wir halt beide ab…
In der Prince Rupert Bay werden wir freundlich von Daniel begrüsst, aber eine Mooring-Boje zum Festmachen kann er uns heute gar keine mehr anbieten, es ist alles belegt und voll noch dazu. Blöd, denn ohne Tiefenmesser trauen wir uns nicht so recht nach vorne ins Ankerfeld… Also üben wir im teils strömenden Regen 2 Stunden lang, bis wir ein Plätzchen haben, an dem unser Anker auch hält. Uff, so lange hatte es bisher noch nie gedauert…

Die auf den ehemals englischen Inseln immer vorhandenen Boot -Jungs haben sich hier in Dominica zur P.A.Y.S. (Portsmouth Association of Yachts Services) organisiert und sorgen mit dieser Vereinigung dafür, dass Services standardisiert sind, und auch für die Sicherheit im Ankerfeld gesorgt wird. Wir finden das prima, und unterstützen die Mitglieder so auch gerne.
Indian River – auf den Spuren der Pirates of the Caribbean
Daher machen wir auch am nächsten Tag das “Standard-Touri- Programm” mit und lassen uns auf dem Indian River hochrudern, denn Motoren sind hier verboten.
Je weiter flussaufwärts, desto dunkler und verwachsener und natürlich auch immer seichter wird es – an einer Stelle sitzen wir schön fest.
Wir bewundern das Skelett, das zur Erinnerung an die Dreharbeiten von Pirates of the Caribbean 2 hier gelassen wurde und freuen uns beim Landspaziergang über die Blumen und die Kolibri’s.

Am Abend essen wir Creole BarBQ Hühnchen mit Brotfrucht vom Strassengrill, es ist Ostermontag und ein jeder ist am Strand zum Feiern. Wir finden es schade, dass die coole Band so wenig beachtet wird, getanzt wird nur in der Disko neben dran zur (für uns zu stressigen) Musik aus der Konserve…
Dank dem Internet in Sandy’s Strandbar und beim PAYS Office bekommen wir leider täglich zunehmend beunruhigendere Nachrichten über den Gesundheitszustand von meinem Papa. So fliessen schon viele Tränen raus und einiges an Rum wieder rein, aber natürlich hilft das leider immer nur kurzzeitig…
Die Cabrits – Wanderung mit viel Geschichte
Schon ziemlich niedergeschlagen wandern wir auf die beiden Hügel am Rande der Bucht, die Cabrits, und besuchen das Fort, das pickobello restauriert wurde.


Im Anschluss geniessen wir bei Sandy unseren ersten Lion Fish, ein gefährliches Viecherl, vor allem wenn man ihm unter Wasser zu Nahe kommt. Einmal geputzt mit gekürzten Stacheln schmeckt er uns aber sehr gut.
Ab nach Guadeloupe
Dann geht es weiter nach Guadeloupe, was auch diesmal ein recht rauer Schlag ist .
Unser Windmesser (der aber wahrscheinlich etwas zu wenig anzeigt) meldet regelmässig 26 Knoten und wir fahren im 3. Reff im Gross und im 4. Reff in der Genua und machen immer noch 6 bis 7 Knoten Fahrt… Und das ganze noch fast Hart am Wind – na servus!
Um praktisch nahe an der Stadt und dem Hafen zu ein, entscheiden wir uns für das Ankerfeld am Rande der Grossschiffahrts-einfahrt und gegenüber vom Containerhafen.
Hier ist es halt nicht so schön (meine ich), dafür spannend (meint Reto).
Doch auch Point-a-Pitre selbst macht uns einen etwas herunter gekommenen Eindruck im Vergleich mit Fort de France.
Na ja, zusammen mit viel Regen und den entsetzlich traurigen Nachrichten von zu Hause kein Wunder, dass bei uns grad alles grau in grau aussieht.
Am Sonntag besuchen wir die Messe der Kirche St. Pierre et St. Paul.
Als wir nach der Messe sehen, dass ganz viele Menschen Schlange stehen, um ein Kerzerl zu kaufen, machen wir das ebenso und zünden ein Kerzerl für meinen Papa an.


Mein herzliches Beileid zum Tod eures Vaters! Geniesst euer einmaliges Abenteuer trotzdem, wenn ihr mal so alt seid, dann habt ihr ganz viele schöne Erinnerungen…
Lieben Gruss aus Wädenswil