Also geniessen wir den Hafentag in Lefkas, es ist wirklich zu grauslich um einen Fuss vors Schiff zu setzen und machen sinnvolle Sachen wie Blog schreiben (ich) oder schlafen (Reto).
Am nächsten Tag ist die Gewitterfront vorbei und es regnet nur mehr normal, also weiter geht es mit anfangs schönem Segeln, später unter Motor nach Ormos Lakka auf der Insel Paxoi südlich von Korfu.
Ganz unerwartet geniessen wir das Wasser (Reto macht das Unterwasserschiff sauber, damit unser She San-li auch ja schnell läuft) und die Ruhe in der Bucht.
Dann am Sonntag unter Motor nach Korfu bzw. Marina Gouvia nordwestlich von Korfu Stadt, da man dort gemäss unserem Führer ausklarieren muss. Der Plan ist mit den Velos die Stadt besuchen und vielleicht noch auf einen Hügel ein paar Höhenmeter machen. Um kurz vor 14 Uhr machen wir an der Tankstelle der Marina noch einen Stop um Diesel zu bunkern.
Gerade als der Tank voll ist sieht Reto aus dem rechten Motorenraum Rauch kommen. Oha, was ist denn das? Reto rein in den Motorenraum, ich sofort den ersten Feuerlöscher an ihn weitergegeben und 3 weitere geholt, der Tankwart kommt und bringt seinen grossen Feuerlöscher mit, als er sieht, dass es raucht und natürlich sind alle hyper-nervös, da die Tankstelle ja so ziemlich der dümmste Platz für einen Brand ist.
Der erste 2 kg Feuerlöscher reicht aber vorig, daReto den Brandherd schnell lokalisiert hat, es war der Anlasser vom Motor. Super, was tun? Alles ist voller Löschpulver und so toll manövrierfähig sind wir mit einem Motor nicht. Aber die Jungs von der Marina sind sofort zur Stelle und ziehen uns in das Becken vor der Tankstelle, dort ist sowieso der Platz für Schiffe mit technischen Problemen.
Und anstatt ein Anlegerbier zu trinken und Korfu mit dem Velo zu erkunden sind wir halt wieder mal am schrauben. Was für ein Glück, dass wir uns entgegen der Meinung mancher Experten in Marmaris schon einen Ersatzanlasser angeschafft hatten (ich musste den am Töff auch schon 2 mal ersetzen). 2 Stunden später lief der Motor wieder, danach aber musste noch das ganze Pulver wieder aus dem Maschinenraum geputzt werden.
Am nächsten Tag wurden dann noch 2 Sicherungen nachgerüstet, um solche Fälle in Zukunft zu verhindern, aber die Grundursache ist natürlich immer noch nicht klar. Eine Vermutung war, dass durch den Kontakt vom Tankstutzen zu unserem Edelstahltank ein Potentialunterschied zu dem Kurzschluss führte.
Am Mittag sind wir wieder reisebereit und finden es sei Zeit nach Italien weiter zu ziehen. Die nette Lady von der Port Police hatte uns am Morgen gesagt, kein Problem, bis um 15 Uhr können wir bei ihr ausklarieren. Als wir dann mit unseren Papieren da standen, sagte sie “ja und mit dem Transit Log müsst ihr dann noch nach Korfu Stadt rein”. Super, also was tun? Doch nochmal eine Nacht in der teuren Marina? Als wir auf den Wetterbericht schauen, wird es klar, wir müssen diese Nacht nützen, es wird nicht besser.
Also mit dem Schiff nach Korfu Handelshafen, Papiere dort bei der Port Police abstempeln und im Anschluss noch zu den Customs, das Transit Log abgeben und los geht es an Korfu’s Küste Richtung Norden und Albanien, dann westlich nach Italien.
In der Nacht hat es 6 bis 7 Beaufort Wind, wir sausen am Wind mit dem 3. Reff eingebunden trotzdem immer noch mit 8 Knoten Richtung Italien. Der Kurs ist gegen die Wellen relativ anstrengend, als ich versuche meine ersten Stunden Schlaf zu bekommen, habe ich das Gefühl, dass sich bei jeder 3. Welle der Lattenrost vom Bett hebt und wieder runterknallt, also geht es lieber etwas eingekringelt auf die Salonbank. Dadurch, dass wir so schnell sind, passieren wir bereits morgens um 4 St. Maria di Leuca, wo wir evtl. eine Nacht hätten bleiben können.
Also direkt weiter nach Gallipoli, dort warten 2 Paletten Hausstand, Werkzeug ect. auf uns. Eigentlich nur mehr 35 Meilen vom Cap bei St. Maria di Leuca, aber wir brauchen dann tatsächlich nochmal 9 Stunden gegen den Wind, denn dieser ist voll auf der Nase. Im Nachhinein sagt Reto “gegen den Wind, das machen nur Idioten oder Anfänger”, wir überlegen kurz zu welcher der beiden Gruppen wir uns zählen und meinen nur “Cunter il Vent…” (siehe 1. Woche Türkei).
Dementsprechend erleichtert machen wir in der Marina Blue Salento fest, die uns eigentlich ja nicht aufnehmen wollten, nur dank der Beziehungen von Francesco, einem Freund von meinem Bruder Alfred und seiner Frau Anna konnten wir dort überhaupt rein. Francesco war es auch, der unsere Paletten beherbergt hat und deren Inhalt zusammen mit Antonio, dem Bruder von Anna uns in einer Rekordzeit aufs Schiff geschafft hat. Wow, ich wusste, dass wir viel eingepackt hatten, aber als das dann alles auf dem Schiff steht, bin ich ein wenig unsicher, wie wir alles unterbringen. Aber kein Problem, ein paar Stunden später sind die meisten Dinge an ihrem Platz und seit dem freuen wir uns kontinuierlich über die schönen Sachen.
Der Wasserschlauch von Felicitas, der Kärcher zum Velo und Schiff abspritzen, die Crocks, der Ofen zum Brot aufbacken, das Geschirr, das wir von Alfred bekommen haben, die Werkzeuge, die wir jetzt schon Wochen lang hätten brauchen können…
Neben dem Aufräumen geniessen wir am nächsten Morgen noch kurz Gallipoli und da der Wetterbericht aufs Wochenende wieder Gewitter meldet, entscheiden wir uns wieder einen Nachtschlag Richtung Süden zu machen.
Am Anfang segeln wir (mit dem ersten Reff) mit schönen 7 Knoten im Mondlicht, es ist einfach herrlich so denke ich. Als mich dann Reto während meiner Freiwache um 4 Uhr weckt, ist es leider vorbei mit herrlich. Kurz zuvor war er durch eine Gewitterzelle gesegelt und der Blitz hatte direkt neben ihm eingeschlagen.
Der Radar meldet weitere Gewitterfelder, also Motor rein und das Katz und Maus- Spiel beginnt. Den ersten paar können wir noch gut ausweichen und bleiben sogar auf Kurs, irgendwann fahren wir wieder zurück, wo wir herkommen und sehen “Mist, jetzt haben wir keine Chance mehr auszuweichen, also umkehren und den besten Weg mittendurch.
Also wir am Mittag in Rocella Ionica einlaufen – die Einfahrt ist dann auch noch spannend 😉 und festmachen sind wir überfroh und Reto hat erstmal die Schnauze voll von Gewittern.
Da die nächsten Tage aber nach wie vor mit Gewitterrisiko gemeldet werden, heisst es nun endlich mal die Velos auspacken, die Gegend erkunden und ein paar Höhenmeter machen.
Coole Sache, so treffen wir neben den unendlich langen Sandstränden auf Plantagen mit Orangen, Olivenheine, Kaktusfrüchte, Granatäpfelbäume, herrliche Hügellandschaften, das Mittelalterliche Städtchen Caulonia und natürlich auch Rocella Ionica selbst, mitsamt Palacio und Burg.
Ein Highlight ist natürlich die Olivenernte zusammen mit Mimmo und seinen Söhnen und ich bekomme erklärt wie man schwarze Oliven 1 Woche lang wässert und danach mit Salz und Gewürzen einlegt.
Apropos Essen, in der Hafenpizzeria kann man nur Pizzas ab einem halben Meter bestellen…
An dem Montag morgen, als wir eigentlich weiter wollten, verbringen wir nochmal einen geschlagenen Vormittag damit, die verschiedenen Wetterberichte zu studieren und uns eine Taktik weiter zu kommen zu überlegen, mit dem Fazit “es ist zur Zeit einfach beschissen”. Alle paar Tage kommt wieder eine Front mit hohen Gewitterrisiken und als wir dann auch noch von den Tornados in Südfrankreich hören, sind wir erstmal völlig verunsichert…Aber auch unsere Schweizer Nachbarn Guido und Liz, die schon seit 8 Jahren mit dem Schiff unterwegs sind, sind verunsichert und bleiben auch erstmal im Hafen.
Und wie wir dann das Ionische Meer in Richtung Westen verlassen zeigt sich wieder mal unser Fischerglück. Gerade am morgen kurz nach dem Auslaufen der erste, dann mittags als der erste schon am Tisch steht, kommen Nummer 2 und 3 des Tages dazu – die 3 scheint unsere Fisch-Glückszahl zu sein 😉
In Reggio di Calabria dann wieder einen Tag Starkwindpause bevor es weiter geht in einem Nachtschlag fast nur unter Motor bis nach San Nicola L’Arena etwas östlich von Palermo. Es war eine böse Front gemeldet mit viel Gewitter und Starkwinden. Daher suchten wir uns diesen Hafen aus, der einerseits guten Schutz verspricht und andererseits gemäss den Wetterkarten durch die geographische Lage etwas im Schutz der Nordküste liegt. Pietro, der Mitarbeiter der Anlegestelle meint es dann auch sehr gut mit unserem She San-li und sie wird auf der einen Seite mit 5 Mooringleinen auf 4 Klampen verteilt und auf der anderen Seite mit 5 Festmachern auch auf 4 Klampen verteilt eingespannt wie in einem Spinnennetz. So können wir – trotz den zum Glück hier nur 30 Knoten Wind – schlafen wie die Murmeltiere.
Dann wäre eigentlich der Plan gewesen von Montag auf Dienstag nach Sardinien weiter zu hopsen aber wie das so ist mit den Plänen…
Erstens ist am Dienstag ist das Gewitterrisiko dort, wo wir dann wären so hoch, dass die nächste Ohrfeige garantiert wäre, und zweitens? Ja, zweitens haben wir gestern (natürlich Samstag nachmittag, als wieder alle Geschäfte zu sind) festgestellt, dass das Relays zum Startermotor der Auslöser für unseren Kabelbrand war und nun schon wieder auf dem Weg war einen zweiten Brand zu verursachen… Also am Montag erst mal los und Yanmar- Händler suchen… Aber wir haben “Zeit”, denn das nächste dann hoffentlich stabilere Wetterfenster kommt erst Ende der Woche…
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Lieber Reto, liebe Angie
Ich bin grad von Marina Gouvia zurück gekehrt. War da 1 Woche mit der „Pelegrin“ unterwegs im Ionischen Meer. Wenn ich jetzt eure Schilderung über das Segeln im Gewitter lese wird mir ganz flau… Ich habe 2 Gewitter im Hafen von Sivota erlebt, das reicht mir vollkommen…
Ich wünsche euch noch viel Glück und schöne Erlebnisse auf eurer Weiterfahrt!
Liebe Grüsse aus Wädenswil am ruhigen Zürichsee, Elena
…wieder sehr spannend☺Danke dafüruhhh Gewitter,die habe ich hier in der Schweiz schon nicht gerne-geschweige auf dem Wasser…!!!Wir sind gestern vom Türkeyurlaub zurück…es war toll mit Temperaturen von 30 Grad…viel Spass weiterhinmachts gut